Leverkusen Großer Krankenhausprotest: In Leverkusen fehlen 335 Stellen

Leverkusen · In zweifachem Sinne schlug es 13 gestern Mittag - auf allen Uhren der Stadt, aber insbesondere bei der Protestaktion für mehr Personal am Klinikum und an den katholischen Krankenhäusern in Leverkusen. Zwischen 13 und 13.10 Uhr postierten sich etwa 225 Demonstranten vor dem Haupteingang des Klinikums und zeigten Nummerntafeln hoch. Auf diesen standen gestern bundesweit von der Gewerkschaft Verdi zugewiesene Zahlen für diese bisher größte bundesweite Protestaktion an Krankenhäusern.

 225 Mitarbeiter des Klinikums demonstrierten gestern für eine bessere Ausstattung mit Personal. In allen Bereichen fehlen Kräfte, hieß es

225 Mitarbeiter des Klinikums demonstrierten gestern für eine bessere Ausstattung mit Personal. In allen Bereichen fehlen Kräfte, hieß es

Foto: Uwe Miserius

Am Klinikum Leverkusen fehlen nach Einschätzung von Verdi aktuell 225 Mitarbeiter, an den katholischen Krankenhäusern St. Remigius und St. Josef müssten 110 Stellen zusätzlich besetzt werden. Bundesweit fehlten 162 000 Stellen, beklagt die Gewerkschaft.

Willi Oberländer, Gewerkschaftssekretär des Verdi-Bezirks Rhein-Wupper, sagte gestern: "Wir sind entsetzt, dass die Bundesregierung die Gefährdung von Patienten wissentlich in Kauf nimmt." Ein Pflegeprogramm von ein bis 3,5 Pflegestellen pro Krankenhaus bringe den Patienten niemals die dringend notwendige Verbesserung der Versorgung, führte Oberländer aus.

Während sich die Patienten an den Stationsfenstern die Nasen platt drückten und teilweise mit dem Handy fotografierten, stand die vielköpfige Abordnung aus allen Krankenhausbereichen zehn Minuten lang vor dem Haupteingang. Vom Klinikleiter über die Köche bis hin zu Patientenbegleitern: Alle waren vertreten, in blauen, grünen, weißen Kitteln oder im "Büro-Zivil". Denn der Personalmangel ziehe sich am Klinikum durch alle Bereiche, berichtet Christian Scholz vom Betriebsrat. Er machte deutlich, dass bundesweit allein 70 000 Pflegekräfte an Krankenhäusern fehlen. "Das gefährdet die Qualität der Arbeit und die Sicherheit für die Patienten", sagte er.

Zwar habe es am Leverkusener Klinikum noch keine gefährlichen Situationen wegen der "Notbesetzungen" im Nachtdienst und an Feiertagen gegeben, meinte Scholz auf Nachfrage. Der Verdi-Forderung nach einem Mindeststandard von zwei Pflegekräften pro Station im Nachtdienst und an Feiertagen schloss er sich indes für das Klinikum ebenfalls an. Scholz machte aber deutlich: "Wir stellen nicht die Qualität unseres Hauses in Frage."

Die Belegschaft arbeite auch wirklich gerne am Klinikum Leverkusen. Allerdings bewirke die durch Personalmangel bedingte Überbelastung , dass immer mehr Mitarbeiter selbst krank werden, gab Scholz zu. Kämpferisch appellierte er an die Kollegen: "Wir können und wollen nicht länger warten. Wir brauchen jetzt mehr Personal und nicht erst 2018. Wir geben keine Ruhe mehr", kündigte er weitere Protestaktionen für mehr Krankenhauspersonal an.

(RP)
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