Leverkusen Goman-Anschlag: Anklage lautet "Mordversuch"

Leverkusen · Im Juli vergangenen Jahres stand ein Haus der Großfamilie Goman in Wiesdorf in Flammen. Unbekannte hatten Molotow-Cocktails in das Gebäude geschleudert. Im November wurden zwei junge Männer (damals 17 und 22 Jahre alt) in Wiesdorf festgenommen. Jetzt wurde Anklage erhoben. Am 3. Mai beginnt am Landgericht Köln der Prozess gegen die beiden Tatverdächtigen, insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt.

 Der Anschlag: Aus den Fenstern des Goman-Hauses an der Carl-Leverkus-Straße schlugen große Flammen, als die Feuerwehr eintraf.

Der Anschlag: Aus den Fenstern des Goman-Hauses an der Carl-Leverkus-Straße schlugen große Flammen, als die Feuerwehr eintraf.

Foto: Peckhaus

Versuchter Mord

"Beide sind wegen versuchten Mordes, Heimtücke, schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt", bestätigte gestern Dr. Dirk Eßer, Sprecher des Landgerichts, gegenüber unserer Redaktion. Bei dem 22-Jährigen geht die Staatsanwaltschaft zusätzlich vom Motiv der "niedrigen Beweggründe" aus. Er soll den Anschlag durchgeführt haben, "weil er sich nach Auffassung der Staatsanwaltschaft für einen vermeintlichen Diebstahl von mehreren 10 000 Euro durch die Familie an ihr rächen wollte", sagte Eßer.

Der zur Tatzeit 17-Jährige muss sich außerdem wegen Habgier verantworten. Ihm soll der 22-Jährige nach Auffassung der Anklage 35 000 Euro versprochen haben, wenn er sich an der Tat beteilige, berichtete der Sprecher.

Fünf Tage nach dem Brandanschlag hatte die Polizei mit 50 Fahndungsplakaten und 1000 verteilten Handzetteln nach den Tätern geforscht. Gesucht wurde ein 30 bis 35 Jahre alter Mann — er sollte 24 Stunden vor dem Brandanschlag auf das Wohnhaus an der Carl-Leverkus-Straße das Gebäude ausspioniert haben.

Als dann in der Nacht zu Montag mindestens zwei Täter mit Molotow-Cocktails das Wohnhaus der Großfamilie Goman ansteckten, wollten Zeugen den Mann erneut beobachtet haben. Im August dann startete die Mordkommission eine öffentlichkeitswirksame Massen-Pkw-Überprüfung. Insgesamt 1200 VW Polo mit NE-Kennzeichen waren aufgerufen, ihre Fahrzeuge auf öffentlichen Plätzen auch von einem Spürhund untersuchen zu lassen. Der Grund: mit einem solchen Pkw sollte der mutmaßliche Täter geflohen sein.

Aktenzeichen XY ungelöst

Im September hofften die Beamten auf die Hilfe der Zuschauer der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst". Im November dann der Durchbruch: Die Polizei nahm die beiden jetzt Angeklagten fest. Der Kölner Oberstaatsanwalt Alf Willwacher, der die Ermittlungen leitete, hatte bereits im Dezember 2011 bestätigt, dass einer der beiden mutmaßlichen Täter Beziehungen zur Familie Goman habe. Um welche Art "Beziehung" es sich handelt, dazu wollte Willwacher keine Angaben machen. Schon damals ging er nicht davon aus, dass die Tat politisch motiviert gewesen sei. Fremdenfeindlichkeit spielt auch in der Anklageschrift "keine Rolle", wie Landgerichts-Sprecher Eßer gestern sagte.

Die beiden jungen Männer müssen sich vor der Jugendschutzkammer verantworten. Sie werden von der Leverkusener Rechtsanwältin Bettina Güldner und dem Kölner Strafverteidiger Gottfried Reims vertreten.

(RP/top)
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