Ballon-Festival Große Freiheit über Feldern und Gräbern

Leverkusen · Zwei Ballonfahrer aus Leverkusen erleben das Festival im lothringischen Chambley mit rund 500 Gleichgesinnten.

 Sobald die Meterologen das Okay geben, kann der Start erfolgen. Für die Ballonfahrer aus Leverkusen ergeben sich dann Blicke wie diese. 

Sobald die Meterologen das Okay geben, kann der Start erfolgen. Für die Ballonfahrer aus Leverkusen ergeben sich dann Blicke wie diese. 

Foto: Adams/Horbach

„Glück ab, gut Land“ – so lautet der Gruß der Ballonfahrer,  und  eigentlich ist Ballonfahren was für abenteuerlustige Individualisten, die das Gefühl der Freiheit schätzen. Deshalb sind Massenstarts eher die Ausnahme. Doch wo es sie gibt, bietet es den Fahrern in der Luft und den Zuschauern am Boden unvergessliche Bilder. Solche imposanten Blicke erleben die beiden Leverkusener Stephan Adams und Piet Horbach derzeit täglich, wenn sie auf dem „Aéreodrome de Chambley“ in ihrem Sportballon 300 Meter hoch in die Luft steigen. Dann sehen sie gleich mehrere hundert Ballons über, unter und neben sich. „Vor zwei Jahren waren 456 Ballons gleichzeitig in der Luft. Mal sehen, ob wir in diesem Jahr den Rekord knacken“, sagt Adams.

Das Ballonfestival auf dem früheren Militärflughafen im lothringischen Chambley, 34 Kilometer südwestlich von Metz, ist ein Spektakel der Extraklasse. Mehr als 500 Ballonfahrer aus 26  Nationen geben sich dort für mehr als eine Woche ein Stelldichein. Das Festival gibt es seit mehr als 30 Jahren. Die beiden Leverkusener sind zum dritten Mal dabei. Den Sportballon hat ihnen der Ballonhersteller „Schroeder-Fireballoons“ für das Festival zur Verfügung gestellt.

 Die Leverkusener Ballonfahrer Stephan Adams (rechts) und Piet Horbach genießen die grandiose Aussicht aus ihrem Korb.   

Die Leverkusener Ballonfahrer Stephan Adams (rechts) und Piet Horbach genießen die grandiose Aussicht aus ihrem Korb.   

Foto: Stephan Adams

Adams und Horbach haben sich im Luftsportclub Bayer Leverkusen kennengelernt und sind seit vielen Jahren häufig gemeinsam unterwegs. Ist es nicht gefährlich, wenn sich so viele Heißluftballons auf begrenztem Raum so nahe kommen? Adams findet das nicht. Es sind erfahrene Fahrer, die dort zusammenkommen. Die Abläufe auf dem früheren Flughafen mit drei Kilometer langer Landebahn sind exakt geregelt. Gefahren wird nur bei geeignetem Wetter: kein Regen, nicht zu starker Wind. Erst wenn professionelle Meteorologen die Startfreigabe erteilen, dürfen die Fahrer Feuer unter den Ballon geben. Die Fahne am Tower wechselt von  Rot auf Grün. Nummern und Farbcodes kennzeichnen die exakt bestimmten Startplätze. Ballonfahrer müssen zeitig aufstehen. Um 5.30 Uhr klingel der Wecker. Um 6Uhr ist das allgemeine Briefing für alle  Fahrer in englischer und französischer Sprache. Danach stellen sie sich auf und bringen ihr Material in Position. „Wir haben bereits fünf Fahrten gemacht“, berichtet Adams.

Und was sieht man, wenn man oben ist? „Riesige Felder, Lothringen ist die Kornkammer Frankreichs“, sagt der Leverkusener. „Auch sieht man häufig Denkmäler und Gräber.“ Die Spuren der Schlachtfelder zweier Weltkriege sind unübersehbar.

 Aufgereiht in Reihen bringen sich die Ballonfahrer in Startformation an der Landebahn des einstigen Millitär­­­flughafens. Die Choreografie eines Massenstarts ist exakt geplant.

Aufgereiht in Reihen bringen sich die Ballonfahrer in Startformation an der Landebahn des einstigen Millitär­­­flughafens. Die Choreografie eines Massenstarts ist exakt geplant.

Foto: Adams/Horbach

Doch die „Piloten“ der Gegenwart haben mit Krieg nichts mehr im Sinn. Ganz im Gegenteil: Das internationale Flair des Treffens, die Kommunikation in verschiedenen Sprachen und zur Not auch mit Mimik und Gesten machen es alle zwei Jahre zu einem besonderen Erlebnis für die Teilnehmer. „Jeder hilft hier jedem“, betont Adams.

Was macht die Faszination des Ballonfahrens aus? „Ballonfahren ist eine Wundertüte“, sagt Stephan Adams. „Keine Fahrt wiederholt sich, jede ist anders.“ Während sich der Startpunkt bestimmen ließe, gelte das für die Strecke und den Landepunkt nicht. „So lernen wir immer neue Orte und neue Menschen kennen“, beschreibt der Leverkusener den Reiz.

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