Leverkusen Global Sounds: Fast mehr Pokémon-Jäger als Zuhörer

Leverkusen · Beim "Morsbroicher Sommer" war am Freitag richtig viel los. Allerdings tummelten sich die meisten Besucher auf der Brücke des Schlossgrabens, um dort Pokémons zu jagen.

 Während 30 Zuhörer vor der Bühne der Musik lauschten, jagten auch diese beiden Gäste wie so viele lieber virtuelle Monster.

Während 30 Zuhörer vor der Bühne der Musik lauschten, jagten auch diese beiden Gäste wie so viele lieber virtuelle Monster.

Foto: uwe miserius

Unter der Überschrift "Global Sounds" lauschten derweil 30 Zuhörer vor der Bühne der Musik von "Madras Special - New Generation". Ob er wegen des Zuspruchs enttäuscht sei, wurde Udo Gerling von der KulturStadt Lev gefragt. "Es ist immer das Problem, dass die Leute mit Global Sound nichts anfangen können", antwortete er.

Etwas mit der Musik anzufangen wussten die indisch-stämmigen Besucher. Ann (23) ist in Deutschland aufgewachsen und wohnt seit einem Jahr in Leverkusen. "Die Klänge kenne ich sehr gut aus meiner Kindheit, da kommen viele Erinnerungen hoch", schilderte die junge Frau. Begleiter Rosh (26) war eigens zum Konzert aus Essen angereist. "Es ist eine gute Erfahrung die Musik, vermischt mit westlichen Elementen, in Deutschland zu hören."

Die Musik der hochkarätig besetzten Gruppe um Percussionist Ramesh Shotham mit Johannes Lemke (Saxofon), Sebastian Müller (Gitarre), Reza Askari (Bass) und Zoltan Lantos (Violine) war inspiriert von klassischer südindischer Musik.Stammt Bandleader Shotham doch aus Südindien, genauer aus Madras. Bei der Reise zwischen Abend- und Morgenland durfte deshalb das Titelstück "Madras Special" nicht fehlen. Seit mehr als 20 Jahren lebt Shotham in Deutschland und hat sich mit subtilen, unaufdringlichen Rhythmen einen Namen als Brückenbauer für Weltmusik geschaffen.

Auch am Freitag ließ er mit seiner Gruppe verschiedene Kulturen musikalisch verschmelzen. Auf der Basis von komplexen Grooves, die nicht selten kryptischen mathematischen Formeln glichen, entwickelte die Band ein packendes Menü aus Jazz, Funk, Rock und Ethnomusik. Sounds wurden mit ungewöhnlichen Rhythmen neu definiert, gewebt zu einem filigranen Muster. Das Repertoire an diesem Abend reichte von Sprechgesang nach Vorbild des indischen Perkussionisten und Sängers Trilok Gurtu - berühmt geworden als Vermittler zwischen indischen und westlichen Musik-Traditionen - bis hin zu einer Kombination aus Rock und Irischer Musik eines Musikerkollegen aus Dublin/Irland. Mit den Worten "Es war wunderschön mit euch" verabschiedeten sich Shotham und Band nach rund eineinhalb Stunden von den Zuhörern. Ann urteilte: "Unser Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt."

(gkf)
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