Leverkusen/Köln Gewerkschafter: "Kripo-Ausbildung ist ein Desaster"

Leverkusen/Köln · Als "strategisch, konzeptionell und fachlich sehr gut aufgestellt" bezeichnet Klaus-Stephan Becker (55) die Köln-Leverkusener Kriminalpolizei, die er seit dem 1. April leitet. Der erfahrene Kriminalist bezeichnet es für sich selbst als Glücksfall, dass er vom NRW-Innenministerium mit der neuen Aufgabe betraut wurde.

Genau die Erfahrung nimmt bei der Kriminalpolizei allerdings ab, bedauert Rüdiger Thust, Vorsitzender des Kölner Bezirksverbands des Bunds Deutscher Kriminalbeamter. "Leute mit großer Berufserfahrung wandern ab oder gehen in Ruhestand", sagt er. Und die jungen Kollegen, die endlich wieder vermehrt eingestellt würden, seien zwar sehr motiviert, aber keine ausgebildeten Kripobeamten.

"Wir haben ein Ausbildungsdesaster", betont Thust. "Wir haben zu wenig Leute. Und die wenigen, die wir haben, müssen ständig auf Fortbildungen." Rund 5000 Polizisten seien in Köln und Leverkusen beschäftigt. "Etwa 900 davon sind Kriminalbeamte, wenn auch nicht alles ausgebildete Kripobeamte. Dabei hatten wir früher eine gute Kripo-Ausbildung, nämlich ein dreijähriges Studium an der Fachhochschule", berichtet Thust. Das sei jedoch Mitte der 90er Jahre abgeschafft worden.

"Jetzt machen alle eine dreijährige Ausbildung zum Streifenpolizisten, gehen danach ein Jahr in den Wach- und Wechseldienst, dann drei Jahre zu einer Hundertschaft und können sich anschließend melden, um zur Kripo zu kommen." Ein viel zu langer und uneffektiver Weg, findet Thust. Denn nach diesen sieben Jahren müssten sich die neuen Kollegen die kriminalistische Arbeit erst noch auf Fortbildungen aneignen. "Dadurch fehlen auf den Dienststellen ständig Leute." Und das schlage sich in der Arbeit nieder. "Denn die fehlen ja zum Beispiel bei der Bearbeitung von Wohnungseinbrüchen." Wie die Polizei vor kurzem mitteilte, werden in Leverkusen nur 6,6 Prozent aller Einbrüche aufgeklärt, in Köln 7,8 Prozent. Die Behörde räumte ein, dass dies "nicht zufriedenstellend" sei.

Die Leverkusener Landtagsabgeordnete Eva Lux (SPD) sieht dagegen keinen Änderungsbedarf bei der kriminalpolizeilichen Ausbildung. "Sie ist gut", sagt sie. In Anlehnung an das "Bachelor"- und "Master"-System seien heutzutage die meisten Berufe in eine Grund- und Zusatzausbildung unterteilt. "Während des gemeinsamen Grundstudiums kann man sich entscheiden, was man anschließend machen will." Seit 2010 würden alle verfügbaren Ausbildungspotenziale bei der Polizei ausgeschöpft. "Davor wurde massiv zurückgefahren. Nun braucht es Zeit, bis die Polizei wieder ausreichend aufgestellt ist."

(sug)
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