Serie 850 Jahre Opladen Krieg und Frieden an der Wupperbrücke

Opladen · Der Flussübergang brachte Menschen und Geld nach Opladen. 1795 rauchte der Pulverdampf.

 Erinnerung an das alte Opladen: Die undatierte Aufnahme zeigt die alte Steinbogenbrücke über die Wupper.

Erinnerung an das alte Opladen: Die undatierte Aufnahme zeigt die alte Steinbogenbrücke über die Wupper.

Foto: VVV Opladen

Die drei Schiffe „Einigkeit“, „Recht“ und „Freiheit“, die der Rheindorfer Fährmann Heinrich Gless 1956 in die Wuppermündung schleppen ließ und die seither eindrucksvoll eine Schiffsbrücke über die Wupper bilden, vermitteln historisch betrachtet einen falschen Eindruck: Die Wupper selbst war nie schiffbar. Das schreibt Rolf Müller in seiner Opladener Stadtchronik. Er zitiert den Landrat Adolf Lucas (1862-1945), nach dem das gleichnamige Opladener Gymnasium benannt ist, aus dessen Lebenserinnerungen: „Die Wupper kann schnell sehr reißend werden“, schreibt der Landrat. Das seien Folgen der „starken Bebauung am Oberlauf, der Entwaldung, des starken Gefälles“ und „des Regenreichtums des Bergischen.“ Der gesamte Schiffsverkehr auf der Wupper beschränke sich auf Fähren. So war es weniger die Wupper selbst, die nahe Opladen in den Rhein mündet, sondern der Flussübergang, der die Geschichte des Ortes prägen sollte. Als ein früher Verkehrsknoten zog dieser Übergang Menschen an und machte buchstäblich Geschichte.

Die früheste Erwähnung einer Wupperbrücke stammt aus dem Jahr 1307. Alte Landkarten aus dem 16. und 17. Jahrhundert belegen, dass Opladen verkehrstechnisch einen besonderen Rang hatte. Es lag an einer wichtigen Verkehrsachse, die Düsseldorf und das Bergische mit Köln verband. Bis heute ist ihr Verlauf an der Kölner und der Düsseldorfer Straße erkennbar. Den Anwohnern brachten diese Straße und die Brücke wichtige Verdienstmöglichkeiten. Nicht von ungefähr siedelten sich an der Brücke Beherbergungsbetriebe und Gaststätten an. Viele Pferdekutschen verkehrten dort, und auch die Reichspost nutzte seit 1668 den Übergang, um die Strecke zwischen Deutz und Düsseldorf zu bedienen.

 Naturidyll mit Freizeitwert: Blick von der Fußgängerbrücke  im Ludwig-Rehbock-Park in die Wupperaue.

Naturidyll mit Freizeitwert: Blick von der Fußgängerbrücke  im Ludwig-Rehbock-Park in die Wupperaue.

Foto: Bernd Bussang

Die ursprüngliche Holzbrücke wurde 1732 durch eine steinerne Bogenbrücke ersetzt. Seit 1908 war eine Eisengitterbrücke in Betrieb, die im Zuge des vierspurigen Ausbaus der B 8 durch die heutige Stahlbetonbrücke ersetzt wurde. Bei Erdarbeiten im Januar 1970 entdeckten Bauarbeiter mehrere dicke Holzbalken, die von der alten Brücke stammten.

 Die Wupperbrücke war wertvoll, auch militärisch. 1795 wurde sie Schauplatz eines Scharmützels. Im Vorfeld der napoleonischen Kriege erzwangen französische Truppen den Übergang gegen österreichische Verteidiger. Und auch in Friedenszeiten wusste der Landesherr den Wert der Brücke zu schätzen. Denn er kassierte dort seinen Brückenzoll. Die Arbeit und oft auch die Unterhaltung überließ er anderen. So gab es häufig Gezerre ums Geld. Der Pfälzer Kurfürst Phillipp Wilhelm genehmigte 1659 den längst fälligen Neubau einer Brücke nur unter der Bedingung, dass sich die Amtsuntertanen zur Hälfte am Bau der Brücke beteiligen, dafür aber vom Brückenzoll befreit werden. Im Jahr 1749 verpachtete Kurfürst Karl Theodor aus Düsseldorf die Brücke an Gerhard Meckhofen aus Opladen auf 24 Jahre mit gegenseitigem Kündigungsrecht nach zwölf Jahren für eine Jahrespacht von 50 Talern. Dabei verpflichtete sich der Pächter, die Brücke mindestens 14-tägig zu säubern. Der Landesherr stellte im Gegenzug einen Pachtrabatt in Kriegszeiten in Aussicht.

Später sollte die Wupper als Brauchwasser- und Energielieferant für Fabriken genutzt werden. 1822 errichtete Wilhelm Hieronimus an ihrem Ufer die erste mechanische Spinnerei. Bis heute sind Brücke und Verkehrsachse wichtig geblieben. Beide verbinden Orte und Menschen. Die Stahlbetonbrücke trägt den Autoverkehr und wird inzwischen im Ludwig-Rehbock-Park durch eine kleinere Brücke für Fußgänger und Radfahrer ergänzt.

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