Leverkusen Gerangel um Klinikum-Kindergarten

Leverkusen · Die bisherige Kindertagesstätte auf dem Klinikumgelände wird zum 31. Dezember geschlossen. Was danach passiert, ist offen.

 Die bisherige Kindertagesstätte auf dem Klinikumgelände wird zum 31. Dezember geschlossen.

Die bisherige Kindertagesstätte auf dem Klinikumgelände wird zum 31. Dezember geschlossen.

Foto: Klinikum

Einen Betriebskindergarten zu betreiben, ist aufwendig. Viele Konzerne verzichten deshalb darauf. In Leverkusen gibt es jedoch zahlreiche positive Beispiele, wie etwa die Löwenburg am Kurtekottenweg - faktisch ein Betriebskindergarten von Bayer und Covestro. Oder Xkids - die betriebsnahe Kindertagesstätte von Lanxess. "Eine eigene betriebliche Kinderbetreuung ist für ein Unternehmen eine herausragende Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten", sagen Experten.

Hans-Peter Zimmermann weiß all das auch. "So eine Betriebs-Kita steht auf der Beliebtheitsskala ganz oben", sagt der Geschäftsführer des Klinikums Leverkusen. Eine eigene aufmachen will er aber nicht. Zu teuer, zu wenig Platz - das sind zwei seiner Argumente, die er auf Anfrage unserer Redaktion jetzt erläuterte. Und natürlich: "Wenn unser Mutterkonzern, die Stadt Leverkusen, sich nicht in der Lage sieht, auf unserem Gelände eine neue Kindertagesstätte zu schaffen, warum sollten wir das tun?"

Genau das ist zurzeit Thema in den politischen Fachgremien der Stadt. Denn die bisherige Kindertagesstätte auf dem Klinikumgelände wird zum 31. Dezember geschlossen. Derzeit werden dort noch täglich 15 Kinder betreut. Stadt und Klinikum seien im Gespräch, um auf dem Krankenhaus-Gelände eine neue Kita zu einzurichten, berichtete Fachbereichsleiterin Angela Hillen jetzt: "Es soll eine städtische Kita sein, da wir für einen Klinik-Betriebskindergarten keine Förderung des Landes erhalten."

Das Argument gilt für die Stadt - aber auch für die städtische Tochter Klinikum? Jugenddezernent Mark Adomat findet die Vorstellung eines Betriebskindergartens jedenfalls "super" - und erhält von Experten argumentative Schützenhilfe: So betont beispielsweise die Wuppertaler Firma Kita|Concept, die Unternehmen beim Aufbau solcher Einrichtungen unter die Arme greift: "Das Angebot einer betrieblichen Kinderbetreuung hebt die Motivation der Belegschaft." Mindestens genauso wichtig: "Die Investitions- und Betriebskosten werden dabei durch die mit der betrieblichen Kinderbetreuung einhergehenden Einsparung überkompensiert." Soll heißen: Es lohnt sich finanziell.

Zimmermann jedoch überzeugt das nicht. Er argumentiert, das Klinikum habe der Stadtverwaltung mehrere Räumlichkeiten (rund 350 qm) im eigenen Gebäudebestand für eine Übergangs-Kindertagesstätte angeboten, die so lange bleiben könne, bis ein generell neuer Standort für eine größere Einrichtung in Schlebusch gefunden sei.

"Ungeeignet", lautete jedoch das Urteil der städtischen Experten: Für ein solches Provisorium seien große Umbauten notwendig, außerdem ziehe die Rheinische Landesklinik Langenfeld mit einer psychiatrischen Tagesklinik als Dependance plus Ambulanz und einer stationären Einheit mit 30 Betten in dasselbe Gebäude: nicht gerade eine unproblematische Nachbarschaft. Die Engpässe bei der Kinderversorgung will die Stadt jetzt vor allem mit Großtagespflegestellen beseitigen. Denn es fehlen für Kitas die geeigneten Grundstücke.

Zudem: Kindertagesstätten mit acht Gruppen (bis zu 150 Kinder) sind laut Hillen "die größte denkbare Einheit". Noch mehr Gruppen an einem Standort sind nach Auffassung der Fachleute pädagogisch nicht vertretbar und würden von den Aufsichtsbehörden auch nicht genehmigt.

(RP)
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