Bauwirtschaft GBO: Wohnungsenteignung bringt nichts

Opladen · Der Bauverein Opladen über die derzeitige Politdiskussion und innerstädtische Nachverdichtung in Leverkusen.

 Der Mehrfamilienhauskomplex an der Vereinsstraße ist rundum modernisiert worden, weist nun unter anderem auch barrierefreie Bäder auf.

Der Mehrfamilienhauskomplex an der Vereinsstraße ist rundum modernisiert worden, weist nun unter anderem auch barrierefreie Bäder auf.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Bernd Fass ist niemand, der um den heißen Brei herumredet: „Da hat jemand 45 Jahre gearbeitet, bekommt wenig Rente und findet keine bezahlbare Wohnung. Das ist ein gesellschaftspolitischer Witz“, sagt der Vorstand des Gemeinnützigen Bauvereins Opladen (GBO). „Wir müssen gegensteuern“, schließt er an und meint damit die Gesellschaft, aber auch den GBO. Von der gerade im Zusammenhang mit Wohnungsnot diskutierten Enteignung hält er nichts. „Dadurch werden es nicht mehr: Wenn Sie 1000 Wohnungen enteignen, bleiben es 1000 Wohnungen.“ Dazu komme die Frage: Wer verwaltete die? Eine staatliche Wohnungsgesellschaft?

Für Fass und seinen Kollegen Alexander Dederichs läuft die politische Diskussion in die falsche Richtung und kommt zu spät. „Sie hätte vor zehn Jahren geführt werden müssen. Die Politik hat zu spät erkannt, was auf den Märkten los ist, dass es in großen Städte immer hochpreisiger zugeht, zum Beispiel.“ Stattdessen habe man die Konzentration von riesigen Wohnungsgesellschaften zugelassen, die ihre Bestände nicht im Griff haben. „So viel Personal kann man nicht haben, dass man beispielsweise 300.000 Wohnungen im Bestand gerecht werden kann“, verdeutlicht Dederichs. Über eine Nachverdichtung in den Städten möge die Politik nicht so recht nachdenken. „Klar, dabei darf man nicht die Fehler der 70er Jahre wiederholen“, betont Dederichs und nennt ein Beispiel, dem der GBO zu Ansehnlichkeit verholfen hat: der Hochhauskomplex an der Vereinsstraße. „Da hat man früher in eine zweigeschossige Umgebung einfach einen Achtgeschosser gebaut.“ Das Haus hat der GBO für 5,4 Mio. Euro saniert, öffentlich gefördert. Auch die gerade begonnene Modernisierung der Ewald-Flamme-Straße 2-4 ist öffentlich gefördert.

Bei der Nachverdichtung zeigt der GBO, wie es gehen kann. An der Kämpchenstraße wurden hinter dem alten Parkplatz die Gebäude abgerissen, es sollen 20 Wohnungen entstehen. Ein Ingenieurbüro und ein Steuerberater werden die Gewerbeflächen nutzen. Ungefähr die Anzahl der öffentlichen Stellplätze, die es gab, sollen ab 2020 wieder da sein, wenn der Bau fertig ist, deutet Fass an, der die Kosten für das Projekt mit acht Mio. Euro beziffert. Die zweite auffällige Baustelle liegt an der Kölner Straße nahe Aloysiuskapelle. Die Gewerbeflächen seien in der Vermarktung, bis 2020 entstehen zudem darüber 26 Wohnungen. Kosten: 6,8 Mio. Euro.

 Bernd Fass sagt: Nachfrage nach Stadtwohnungen hält an. 

Bernd Fass sagt: Nachfrage nach Stadtwohnungen hält an. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Nachfrage nach innerstädtischem Wohnen in Leverkusen und entlang der gesamten Rheinschiene sei riesig, sagt Fass. Landflucht sieht er nicht. „In den nächsten zehn bis 20 Jahren wird die Frequentierung der Zentren anhalten.“ Dem gerecht zu werden, dazu sieht der GBO in der Stadt noch viele Möglichkeiten. Details verraten Fass und Dederich noch nicht: „Wir prüfen, durch Arondierung und Zukauf weitere Neubauflächen zu bekommen.“

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