Leverkusen Geheimer Rathaus-Bunker in Steinbüchel

Leverkusen · Unter der Montanus Realschule in Steinbüchel existiert ein einzigartiger Bunker in Leverkusen. Er sollte der Stadtführung im Kriegsfall als unterirdisches Rathaus dienen. Der Schutzraum war für 90 Menschen gedacht.

Bunker in Steinbüchel
5 Bilder

Bunker in Steinbüchel

5 Bilder

Sie wurden für den Notfall gebaut, kamen im Kalten Krieg aber nie zum Einsatz. In absehbarer Zeit wird es wohl auch keinen Verwendungszweck für "Schulschutzräume" geben. Deswegen hat die Bezirksregierung Köln jetzt veranlasst, die Bunker "umzuwidmen". Das heißt, dass das bauliche Veränderungsverbot, das bisher für die Schutzräume gegolten hat, aufgehoben wird. In Leverkusen existiert nur ein Schulbunker. Der wurde schon vor Jahren umgewidmet.

Der 3000 Quadratmeter große Bunker mit seinen 40 Räumen unter der Montanus Realschule in Steinbüchel unterliegt als nicht-öffentlicher Bunker nämlich nicht dem "Umwidmungs"-Prozess. Hierhin sollten keine Zivilisten flüchten, sondern die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, wie Ulrich Eidemüller, Verwaltungsbeamter der Feuerwehr Leverkusen erzählt. Der Oberstadtdirektor sollte aus dem Keller der Realschule weiterhin die Geschicke der Stadt leiten können, wenn draußen die Bomben fielen. Der "Rest" der Leverkusener Bevölkerung sollte davon nichts wissen: "Der Bunker war geheim", sagt Eidemüller.

Fernmeldezentrale tut es noch

"Der Bunker war so ausgelegt, dass rund 270 Menschen hier im Drei-Schicht-Betrieb hätten arbeiten können", erzählt der 53-Jährige Eidemüller, der seit 1989 für den Zivilschutz in Leverkusen verantwortlich ist. Dort, wo früher drei-etagige, 60 Zentimeter breite Betten standen, lagern heute Materialien der Schule und der Jugendfeuerwehr. An den Wänden kündigen aber immer noch kleine Hinweisschildchen an, wer hinter der Tür sein Büro haben sollte.

Was damals als Notflucht dienen sollte, wäre heute nicht mehr sicher. "Wir haben unter anderem Klimaanlagen eingebaut und andere bauliche Maßnahmen vorgenommen, was Auswirkungen auf die Statik des Bunkers hatte", berichtet Eidemüller. Zumindest die antike Fernmeldezentrale tut es noch. Hier hätten die Sekretärinnen gesessen und bei Bedarf mit dem Oberstadtdirektor verbunden. "Die Anlage ist nicht kaputt zu bekommen", sagt der Verwaltungsbeamte. Doch was bringt eine Fernmeldezentrale, wenn kein Strom da ist? Deswegen hätte ein riesiger Dieselmotor für die nötige Energie im Schutzbunker gesorgt. Auch der würde es heute noch tun.

Dass sich der noch im Bunkerbereich befindet, ist allein der Tatsache geschuldet, dass er zu schwer ist, um an einem Stück transportiert zu werden. "Wenn wir den einmal auseinanderbauen, kriegen wir den nie wieder zusammen", sagt Eidemüller.

Übrigens: Der Stadt-Chef hätte damals natürlich nicht — wie die anderen Mitarbeiter — in den herkömmlichen Stahlbetten schlafen müssen: Für ihn habe ein wesentlich bequemeres, heute aber nicht mehr vorhandenes Bett bereit gestanden.

(RP/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort