Leverkusen Geheime Essen für "Jamaika Plus"

Leverkusen · Festliche Stimmung legte sich über den CDU-Parteitag. Das Volk hatte brav zur Verkündung guter Nachrichten bei Bier, lecker Frikadellchen und würzigen Mettbrötchen Platz genommen. Im Quettinger Schützenhaus, das die Grünen als "Schießklo" eingestuft hatten, damals als Schützenbruder und CDU-Ratsherr Paul Hebbel Oberbürgermeister war und nicht Koalitionspartner der Grünen.

Irgendwie roch es Donnerstagabend nach Weihrauch. Oder schien es nur so, weil CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Hupperth vom Erzengel Gabriel sprach, zu Beginn seiner frohen Botschaft zum "Jamaika Plus"-Vertrag? Staatstragend in Verantwortung für die Stadt. Fast schien es, als ob gleich von Engelshand Orden verteilt würden.

Die Basis hatte keine Fragen

Als der Fraktionschef so voller Selbstbewußtsein aus dem lokalpolitischen Nähkästchen plauderte, von den Jamaika-Vorbereitungen, von Geheimtreffen außerhalb von Leverkusen, aber bei gutem Essen und Wein, da ging in der politischen Provinz die Sonne auf: Ein RTL-Team trat durch die Tür, Redner Hupperth geriet in Verzückung und leicht durcheinander: "Soll ich jetzt unterbrechen? Das Kamerateam ist da", sagte Hupperth, redete dann aber noch ausschweifender über seine Verhandlungskünste mit FDP, Grünen und OWG-UWG.

Die Kamera verzückte auch den CDU-Landtagskandidaten Rüdiger Scholz, der den Vorstandstisch verließ und sich der Sonne der Fernsehleute näherte. Hupperth erzählte von der vehementen Ablehnung der Grünen direkt nach der Kommunalwahl. Brüsk hätten Grünen-Fraktionsvorsitzende Roswitha Arnold & Co damals gesagt: Mit dieser CDU, Hupperth und Marewski werde die Grünen-Fraktion nie einen Regierungspakt eingehen.

So erzählte es Hupperth jetzt. Dass es zart anders war, ließ Hupperth unerwähnt. Tatsächlich hatten die Grünen gesagt, mit der CDU könne man sich etwas vorstellen, aber nicht mit Hupperth an der Spitze der Fraktion. Egal, heute turteln Hupperth und Roswitha Arnold wie ein verliebtes Paar, rein politisch natürlich und "gemeinsam für Leverkusen". Die Grüne Spitzenfrau kann sogar den CDU-Oberbürgermeister loben und ihm Loyalität zusichern.

Geduldig hörte die CDU-Basis die Botschaft. Vernahm den Dank der Parteivorsitzenden Ursula Monheim an Klaus Hupperth für die tolle Leistung. Hupperth bedankte sich für den Dank und bekam artigen Applaus. Dann der Tagesordnungspunkt "Aussprache". War schnell erledigt. Fragen? Diskussionsbeiträge der 84 stimmberechtigten Parteitagsbesucher an die Parteispitze? Keine. An Stadtchef Reinhard Buchhorn? Null, nichts.

Keine Fragen oder Co-Referate von dem sonst so gefürchteten Andreas Eckloff. Keine vom schon mal taktisch aufmüpfigen Rüdiger Scholz. Auch der ab und an ätzend nachfragende Rudi Pawelka schwieg. Selbst aus der Gruppe um den Ex-Parteivorsitzenden Helmut Nowak kam keine Mittelstands-Frage. Im Protokoll des Sonderparteitages wird stehen: Aussprachenbeiträge gleich Null.

Einstimmige Zustimmung

Schade für das RTL-Kamerateam. Öffentliches Grummeln an der Basis? Fehlanzeige. Die Zustimmung des Parteitages für die Jamaika-Plus-Verbindung fiel gut aus: Alle stimmten mit Ja — bei einer Enthaltung. Was will eine Parteispitze mehr!

(RP)
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