Unternehmerverbände Rhein-Wupper treffen CDU-Generalsekretär Gas-Krise: Firmen in Sorge 

Leverkusen · Mitglieder der Unternehmerverbände Rhein-Wupper treffen in der Bahnstadt auf CDU-Generalsekretär Mario Czaja. Der fährt danach mit einem Strauß voller Wirtschaftssorgen aus Leverkusen weiter. Eine der größten: die konstante Versorgung mit Energie.

 Die Unternehmer in Leverkusen fordern die Politik auf, für die sichere Versorgung mit Gas zu sorgen. Tressin: „Ohne Gas geht es nicht.“

Die Unternehmer in Leverkusen fordern die Politik auf, für die sichere Versorgung mit Gas zu sorgen. Tressin: „Ohne Gas geht es nicht.“

Foto: Schütz, Ulrich (us)

„Wenn der Mittelständler morgens ins Büro fährt, weiß er derzeit nie, welche Probleme er bis mittags noch zusätzlich auf dem Tisch haben wird“: So skizziert Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverbände Rhein-Wupper, plastisch, was die Firmen in Leverkusen und Umgebung umtreibt. Neben ihm sitzt Mario Czaja, neuer Generalsekretär der CDU, im Haus der Wirtschaft in der Bahnstadt. Es ist NRW-Wahlkampf, Czaja kommt auf Einladung von CDU-Landtagskandidat Rüdiger Scholz, verspätet sich ein Viertelstündchen. Die Termine sind eng getaktet. Und dennoch wird Tressin dem Bundespolitiker später, wenn der sich nach 45 Minuten verabschiedet hat, ein „offenes Ohr“ bescheinigen.

Eines, in das Tressin, der Vorstand der Unternehmerverbände und einige Unternehmer möglichst viele Informationen füllen wollen. Czaja soll die Sorgen der Wirtschaft mit nach Berlin nehmen. Und die sind groß: „Zwei Jahre Pandemie, die Transformation mit den vier großen Ds“, zählt Tressin auf und nennt sie dann: „Decarbonisierung, Digitalisierung, Demografie, Deglobalisierung. Nun ist die Ukraine dazugekommen also noch mehr Ängste, noch mehr Sorgen. Plus eine Inflation, die wir so auch noch nicht gesehen haben.“

 Mario Czaja (2.v.l.) traf sich unter ander anderem mit Michael Hedderich (l., Tenneco), Marc Kretkowski (M., Wupsi), Andreas Tressin und Arndt Krebs (r).

Mario Czaja (2.v.l.) traf sich unter ander anderem mit Michael Hedderich (l., Tenneco), Marc Kretkowski (M., Wupsi), Andreas Tressin und Arndt Krebs (r).

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Firmen treibe das Thema Versorgungssicherheit um. „Wir unterstützen, sich so schnell wie möglich von russischer Energie unabhängig zu machen. Aber: Ohne Gas geht es nicht. Wie also kommen wir kurzfristig über die Runden? Was passiert, wenn Putin den Hahn abdreht? Kommt die wirtschaftliche Triage“, fragt Tressin. „Das wird eine große Herausforderung, einen Notfallplan zur Gasverteilung so zu definieren, dass Wirtschaft und Privatpersonen damit zurechtkommen.“

Politiker Czaja zieht den Kreis größer: „Ich möchte noch ein D ergänzen: Demokratie.“ Der 46-Jährige kommt dann aber zügig wieder zurück. „Beim Thema Versorgungssicherheit sind wir in der Prüfung, was bei Kohle- und Kernkraft an Verlängerungen noch möglich ist.“ Eine Antwort darauf, was passiert, wenn Russland schnell den Gashahn zudrehen würde, gebe es noch nicht. Arndt Krebs, Vorstand des Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie Rhein-Wupper, merkt an: „Dann solle man jetzt die Zeit nutzen und überlegen: Welche Quellen sind noch nutzbar? Wo kann man Windräder aufstellen, wo laute Wärmepumpen?“

Peter Seven, Chef des gleichnamigen Handwerksunternehmens, holt die Theorie in die Praxis: „Es fehlt in Berlin und Düsseldorf oft an Detailwissen. Beispiel Wärmepumpen. Ich hatte in den vergangenen Monaten bestimmt 60 Termine bei Interessenten für Wärmepumpen. Auch in Reihenhäusern. Die sind fünf, sechs Meter breit. Die Landesbauordnung sieht aber vor, dass drei Meter Abstand bis zur Grundstücksgrenze eingehalten werden müssen. Wie wollen Sie das da installieren?“ Auch an solchen, kleinen Dingen müsse die Politik beim Thema Energie arbeiten.

Mario Czaja will das Thema wie die übrigen Anregungen aus der Bahnstadt-Runde mitnehmen nach Berlin, sagt er. Dazu gehört vermutlich auch dieses: „Wenn ich über Ihre Autobahnbrücke fahre, habe ich den Eindruck, dass wir Bundesbeschleunigungsgesetze dringend brauchen“, sagt er und hat die Lacher auf seiner Seite. Er schiebt hinterher: „Nach der Wiedervereinigung haben wir doch gesehen, wie schnell Infrastrukturprojekte umsetzbar sind.“

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