Eintauchen in die alte Musikkultur der indonesischen Hauptinsel Java Gamelan-Konzert – Grenzgänger spielen im Forum

Leverkusen · Besucher tauchten in die alte Musikkultur der indonesischen Hauptinsel Java ein.

 Ungewohnt sahen die Instrumente von Gamelan Taman Indah & Dirk Rothbrust auf der Bühne aus.

Ungewohnt sahen die Instrumente von Gamelan Taman Indah & Dirk Rothbrust auf der Bühne aus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Oh – ein staunendes Raunen ging durch die Publikumsreihen, als die Scheinwerfer das Gamelan-Instrumentarium auf der bisher unbeleuchteten Bühne in warmes Licht tauchte. An ein Arsenal von Gefäßen, Kochtöpfen und Deckel erinnern die hängenden Gongs und Klangstäbe und die Kesselgongs, die auf einer Art verziertem Bettgestell aufgereiht sind. Vertraut erscheinen nur die Gambang mit ihren hölzernen Klangstäben im Vordergrund, die sich bei uns als Xylophon durchgesetzt haben oder die Trommeln.

Eigentlich wussten alle Besucher der ersten „Grenzgänger“-Veranstaltung von KulturStadtLev, dass sie kein normales Konzert zu erwarten hatten. Erstaunt waren viele von ihnen trotzdem. Gamelan bedeutet, die vertrauten abendländischen Hörgewohnheiten und musiktheoretischen Regeln abzulegen, um sich auf eine vollkommen fremde Kultur mit anderen Lebensweisen und anderer Musiktradition einzulassen.

Wie faszinierend und „erdend“ diese Reise sein kann, das erfuhren die Besucher, die im Forum-Studio ganz dicht an den Musikern und ihrem exotischen Instrumentarium saßen. Die geradezu körperlich spüren konnten, wie sich die Schwingungen dieser Geräte mit Namen wie Demung, Saron, Bonang oder Gambang nicht nur über die Ohren, sondern auch über den Holzboden ausbreiteten.

Auch bei den eindrucksvollen Schlagwerk-Soli von Dirk Rothbrust. Und spätestens beim dritten Stück waren sie nicht nur beeindruckt von Bild und Art der Tonerzeugung, sondern auch mental ein wenig angekommen auf der indonesischen Hauptinsel Java, wo frühe Gongfunde den Ursprung dieser Musik bereits vor christlicher Zeitrechnung datiert werden.

Von dieser sehr alten Tradition haben sich die Mitglieder des Ensembles Taman Indah, das der Geigenlehrer und Barockviolonist Martin Ehrhardt an der Leverkusener Musikschule gegründet hat, längst in den Bann ziehen lassen. Erstaunlich ist die Altersspanne der Mitwirkenden, Kinder, Jugendliche und deutlich Erwachsene spielen da zusammen.

Und das bedeutet in diesem Fall wirklich miteinander. Denn es gibt keine Partituren, die das Abspielen einer Komposition genau regeln. Es gibt nur eine Grundmelodie, die von verschiedenen Instrumenten aufgegriffen und nach bestimmten Mustern und Regeln vierziert wird.

Es gibt weder Noten noch einen Dirigenten, der Leiter sitzt inmitten der anderen Spieler, so dass alle genau aufeinander hören müssen, um dich selbst in den warmen und wohligen Gesamtklang einzufügen. Das ist der große Unterschied gegenüber einem Sinfonieorchester, wo alle an ihren Noten kleben. „Da ist ein großer Teil der Aufmerksamkeit schon gebunden“, erklärte Martin Ehrhardt.

Er stellte Instrumente wie Grundregeln des Gamelan vor. Als Geiger der Alte-Musik-Szene verband er in einer eigenen Bearbeitung mit seinem Ensemble „musica sconfinata“ auch europäische Barockmusik mit dem Gamelan. Ein kühnes Unternehmen, mit dem das Gamelan Taman Indah bereits in umliegenden Städten für Aufsehen gesorgt hat und das nun weiter exportiert werden soll von Deutschlands einzigem Musikschul-Ensemble dieser Art und Qualität.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort