Halbmarathon in Leverkusen Gänsehaut, nasse Füße, Glück

Leverkusen · Beim Laufereignis gingen insgesamt mehr als 3400 Läufer an den Start. Das Unwetter hatte jedoch dafür gesorgt, dass gut 20 Prozent der Angemeldeten nicht erschien. Mit über 800 Läufern stellte Lanxess den Löwenanteil.

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Foto: Uwe Miserius

9.45 Uhr. Die Läufer über die rund 21 Kilometer waren also gerade gut eine Dreiviertelstunde auf der Strecke durch das ganze Stadtgebiet, da eilten die ersten Sportler aus der Spitzengruppe in Richtung des Neulandparks. Sie sind die wohl fittesten Läufer unter den mehr als 3400 Teilnehmern. Trotzdem hatten sie natürlich Durst. Aber kaum Zeit. Hektisch griffen sie nach den mit Flüssigkeit gefüllten Pappbechern. Alle zwei Kilometer war gestern beim Leverkusener Halbmarathon ein solcher Versorgungsstand platziert. Wasser, kalter, gezuckerter Tee und ein Iso-Getränk hatten sich die Sportler in die Kehlen oder die verschwitzte Kleidung kippen können - je nach Fasson.

"Manche greifen die Becher ganz falsch", fachsimpelte Peter Schiefer. Mit seiner Ehefrau Petra reichte der 66-Jährige die Becher - und immer mit einem freundlichen Spruch auf den Lippen versuchte er, die Läufer zu motivieren. Ehrenamt, sagte er, mache ihm Spaß - so einfach sei das Engagement an einem der größten Versorgungspunkte, deren Aufsicht er führte, zu erklären.

Rund eine Stunde zuvor: Zehn Minuten vor dem Start auf der Kölner Straße füllte sich diese plötzlich rapide. Etwas bedröppelt stand Triathlet Till Schramm am Straßenrand - in zivil, nicht, wie eigentlich gewollt zum Laufen bereit. "Ich habe mit einer Allergie zu kämpfen", erläuterte der 33-jährige Profi, der bereits fünf "Iron Man"-Wettbewerbe gewinnen konnte. In einem Wettkampf sei der Anspruch doch recht hoch - da mache es keinen Sinn, unfit mitzulaufen, betonte er. Auch, weil er nichts davon halte, sich mit Medikamenten fit zu machen. Seine Karriere stünde nicht auf dem Spiel, stellte Schramm klar.

Das Ehepaar Schiefer hatte derweil andere Sorgen. Das Hauptfeld kündigte sich an. Und das bedeutete: Arbeit. Aus einem Hydranten musste neues Wasser abgefüllt werden. Ein glorreiches Produkt, mochte man Peter Schiefer glauben: "Es ist kalorienarm - außerdem laktose- und glutenfrei." Das Meiste des kostbaren Guts landete jedoch auf dem Boden. Dass die Freiwilligen in der ersten Reihe nicht komplett trocken heimkamen, sei eben so. Die 20-jährige Vanessa lächelte jenen Umstand ohnehin einfach weg.

Während die 13 Helfer die auf den Boden geworfenen Pappbecher einsammelten, erreichten die meisten Läufer bereits das Ziel. Einem Mann spendeten die mehreren Hundert Zuschauer im Zielbereich besonders viel Applaus. Der 77-jährige Manfred Claassen benötigte knapp unter zwei Stunden für die Strecke. Sein Geheimnis: "Ich laufe vier- bis fünfmal die Woche", verriet er grinsend. In der Szene ist er ein bunter Hund. 103 Marathons sei er gelaufen. 150 also ein Ziel? Der Senior lachte und gab zu: "Das wäre Wunschdenken."

Mit mehr als 800 Läufern war es wieder der Lanxess-Konzern, der - fast schon traditionell - die größte Gruppe stellte. Dass die Belegschaft eine hohe Bewegungslust zeigte, ist für Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert einfach zu erklären: "Wenn man etwas vorlebt, zieht man die Menschen mit. Wir haben mit zehn angefangen, wurden 100, jetzt sind wir 800", sagte er, der über zehn Kilometer an den Start ging, glücklich.

Glücklich konnte auch Cheforganisatorin Tiina Ripatti sein. Es hatte trotz des Unwetters in der Nacht zuvor alles geklappt - obwohl die Ausführung kurz auf der Kippe stand. "Wir mussten teilweise das Wasser abpumpen, Waldwege mit dem Auto abfahren", sagte sie. Der Moment am Start machte all die Mühen wett: "Ich hatte Gänsehaut."

(brü)
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