Leverkusen Funchal-Katastrophe: Feuerwehrchef schockiert

Leverkusen · Gestern am späten Nachmittag konnte Leichlingens Feuerwehrchef Horst Schmidtberg erstmals etwas durchatmen, weil eine kleine Einsatzpause anstand.

Doch die Bilder, die er und die beiden Oberbrandmeister Bernd Thomsen und Jens-Uwe Kurth seit ihrer Ankunft um 8 Uhr im Naturkatastrophengebiet auf Madeira zu Gesicht bekommen hatten, beschäftigten ihn stark. "Die Folgen des Unwetters sind noch schlimmer, als ich es erwartet hatte. Wenn man das in Natura erlebt, ist es wirklich sehr schockierend", sagte Schmidtberg. Der Feuerwehrchef berichtete am Telefon von weggerissenen Straßen und Flussbettwänden, von Steinbergen, die die Flussbetten teilweise zu zwei Dritteln füllten, von überfluteten Parkhäusern und einem bis in die erste Etage überschwemmten Einkaufszentrum. Der Kernbereich der Leichlinger Partnerstadt und Inselhauptstadt Funchal sei abgeriegelt.

Die madeirensischen Feuerwehrleute arbeiten am Rande der Erschöpfung. Seit vier Tagen und vier Nächten sind sie praktisch im Dauereinsatz. Da ist jede Hilfe willkommen. Das Trio aus der Blütenstadt wurde gleich nach der Ankunft auf drei Einsatzorte verteilt, an denen die von den Leichlingern mitgebrachten Gerätschaften — zehn Elektro-Tauchpumpen samt Schläuchen, Kabeltrommeln und Zubehör — umgehend eingesetzt wurden. 700 Kilogramm schwer ist das Material, an Bord des Flugzeuges, mit dem die Helfer anreisten, sind eigentlich nur 500 Kilogramm erlaubt. Doch am Flughafen habe man beide Augen zugedrückt, erzählte Schmidtberg. Er, Thomsen und Kurth werden eine Woche auf Madeira bleiben, um ihre portugiesischen Kameraden zu unterstützen. Ob die Drei danach von anderen Leichlinger Feuerwehrleuten abgelöst werden, ist noch offen.

Unterdessen greift das Technische Hilfswerk Leverkusen daheim der Leichlinger Feuerwehr unter die Arme. "Wenn die Ausrüstung, die die Drei mit nach Funchal genommen haben, in Leichlingen benötigt werden sollte, springen wir ein", betonte THW-Chef Karl-Heinz Schultes. "Wir wären auch gerne selbst nach Funchal gefahren, um den Leuten dort zu helfen, aber das ist rechtlich leider nicht möglich." Da das THW eine Bundesbehörde sei, die portugiesische Regierung ihr offizielles Hilfeersuchen aber zurückgezogen habe, um negative Auswirkungen auf den Tourismus zu vermeiden, seien den THW-Helfern die Hände gebunden. "Rechtlich gesehen, wäre unser Eingreifen eine Invasion", sagt Schultes. Gleichwohl plant das Leverkusener THW, später auf kleinem Dienstweg Hilfe zu leisten, "etwa indem wir Ingenieure für den Wiederaufbau stellen".

(RP)
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