Leverkusen Frauen können sich im"Kunstraum" bald an der Staffelei versuchen

Leverkusen · Bei dem neuen Angebot soll es nicht um Leistung und Wertung gehen. Auch werden keine künstlerischen Techniken erlernt wie etwa in Malkursen.

Gerade in einer schwierigen Lebenssituation kann Malen befreiend sein. Elena Büchel ist Künstlerin und weiß, wovon sie spricht. Mit Kindern im offenen Ganztag der Leichlinger Grundschule Kirchstraße erlebt sie solche Momente jede Woche. In Opladen möchte sie nun einen geschützten "Kunstraum" speziell für Frauen schaffen. "Gerade wir Frauen neigen dazu, in unserer schnelllebigen und systemkonformen Gesellschaft sehr schnell auszubrennen", erläutert sie ihre Motivation. Frauen reiben sich auf zwischen Familie, Beruf und Liebesleben. Sie stehen unter Druck, weil sie alles möglichst perfekt machen möchten. "Burn-out" oder "Depression" seien zur Volkskrankheit geworden.

Gerade an Frauen, die sich keine Auszeit nehmen und doch unter dem hohen Anspruch an sich selbst leiden, will sie eine wöchentliche "Kur" von zwei Stunden bieten. "Das ist keine Kunsttherapie, die kann ich gar nicht anbieten", stellt Elena Büchel klar. Sie will lediglich den Freiraum und die technischen Voraussetzungen schaffen, damit die teilnehmenden Frauen nur noch in sich selbst hineinspüren können und dem Pinsel in ihrer Hand freien Lauf lassen.

Hier soll es einmal nicht um Leistung und Wertung gehen, auch werden keine künstlerischen Techniken erlernt wie in anderen Malkursen. Im Kunstraum sollen sich die emotionalen Ventile öffnen können. Wenn ihre Hilfestellung gefragt ist, werde sie die geben, verspricht Büchel.

Aber vor allem will sie den Teilnehmerinnen etwas bieten, was normalerweise im geschäftigen Alltag zu kurz kommt: Eine Auszeit, in der sich jede ganz in sich selbst versenken darf. Was daraus erwächst, hängt von den Menschen ab, die sich in der Gruppe zusammenfinden.

Nach einem ehrenamtlichen Engagement für Flüchtlinge ist Elena Büchel darauf gekommen. Da hatten sich erstaunlicherweise nur Männer eingefunden. Und die wollten nicht in erster Linie malen, merkte sie bald, sondern es ging ihnen darum, Deutsch zu lernen, bevor für sie die eigentlichen Sprachkurse begannen.

Also malten sie deutsche und arabische Buchstaben.

Danach reifte die Idee, sich ausdrücklich an Frauen zu wenden, nur

dauerte es eine Weile, bis entsprechende Partner gefunden und die Finanzierung gesichert war. Sie selbst will ehrenamtlich arbeiten, aber es fallen Raum- und Materialkosten an, die Teilnehmerinnen sollen sich nur mit je zehn Euro beteiligen.

KulturStadtLev und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) unterstützen nun das Projekt, das zunächst vier Termine im April umfasst. Der "Kunstraum" ist der HS-Malsaal im Opladener Künstlerbunker, Karlstraße 9. Vom 6. bis 27. April wird er jeweils freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr geöffnet sein. "Ich werde alles vorbereiten. Es gibt Staffeleien mit großem Malpapier, Farben und Pinsel", kündigt Elena Büchel an.

Eingreifen will sie nur, wenn jemand beim freien Arbeiten nicht weiterkommt. Denn jede teilnehmende Frau soll mit dem Gefühl nach Hause gehen, etwas erschaffen zu haben. Und "mit einem Lächeln", hofft Büchel.

Bei Kindern funktioniert das bestens, die blühen dabei auf. Das hat die Künstlerin in der Leichlinger Grundschule erfahren. Sie habe viel von ihrer Kollegin Ute Jansen-Dietz gelernt, die ausgebildete Kunsttherapeutin ist.

Information und Anmeldung Bis zum 30. März sollten sich interessierte Teilnehmerinnen für den "Kunstraum" in Opladen anmelden. Ein entsprechendes Anmeldeformular steht auf Elena Büchels Internetseite "www.art-neb.de" zum Abrufen bereit.

(mkl)
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