Diese Woche In Unserer Stadt Formulartaugliche Straßenumbenennung

Leverkusen · Die Diskussion um die Umbenennung der Otto-Grimm-Straße schwelt seit Wochen. Vorschläge für die neue Bezeichnung gibt es etliche. Aber Vorsicht bei der Namenslänge.

Der Stadtrat wird am Montag wahrscheinlich der Umbenennung der Otto-Grimm-Straße zustimmen. Die kleine Seitenstraße der Fußgängerzone Wiesdorf (an der Ecke ist Merzenich) trägt seit 1975 den Namen des ehemaligen Leverkusener Oberstadtdirektors Otto Grimm. Die neue und als Ehrung zu verstehende Namensgebung zur Otto-Grimm-Straße erfolgte im Zuge der Fusion (Gebietsreform) von Alt-Leverkusen und der Kreisstadt Opladen, um Doppelstraßennamen im neuen Groß-Leverkusen zu vermeiden. Historiker bescheinigen aber dem Verwaltungsmann Grimm eine nicht geringe Mitverantwortung an den Taten der Nazis. Deshalb soll der Straßennamen verschwinden, fordern heutige Politiker.

Darin ist sich die Mehrheit des Stadtrates einig. Und diese Aufarbeitung der lokalen Historie ist richtig so. Die SPD-Fraktion kommentiert unter Hinweis auf die Nazi-Vergangenheit von Grimm: "Im Fall der Otto-Grimm-Straße ergeben sich zwingende Gründe zur Umbenennung der Straße." Ein Historiker-Bericht zu Otto Grimm legte die Stadt jetzt den Stadträten zur Bewertung vor. 35 Anwohner und einige Geschäfte wären von der Umbenennung ihrer Wohnanschrift betroffen. Da ist eine solche Maßnahme vertretbar. Allerdings wird die Stadt möglicherweise einige der privaten Kosten der Umbenennung tragen müssen. Den neuen Namensvorschlag soll eine Arbeitsgruppe aus Bezirksvertretern, Fachleuten und Anwohnern erarbeiten. Die CDU-Fraktion schlägt als neuen Namen "Pfarrer-Johannes-Schmitz-Straße" vor. Schmitz war 1933 bis 1965 evangelischer Pfarrer. In seinen Predigten während des Nazi-Regimes habe der Pfarrer eindeutig Position gegen die Machthaber bezogen. "Er verweigerte den Treueeid auf Adolf Hitler", betonen Andreas Eckloff und Rüdiger Scholz in ihrem Antrag. Mit der Umbenennung der Grimm-Straße in Pfarrer-Johannes-Schmitz-Straße würde auch der Mut des Pfarrers gewürdigt. Genehmigt dies der Stadtrat und befürworten es die Anwohner, wäre die Umbenennung ein starkes Zeichen gegen Nazis und den aktuellen Rechtstrend in der Bundesrepublik. Ob es dieser Name wird, ist offen.

Einen meist unbeachteten Haken hat der CDU-Vorschlag allerdings. Der gewünschte Straßenname hat 31 Zeichen. Bedeutet in der Praxis: Viele Softwareprogramme, mit denen Adressaufkleber gedruckt werden, beherrschen solche langen Straßennamen nicht. Der Effekt: Bestellt der Anwohner einer solchen Straße etwa im Internet Ware, kappt die Software entweder die komplette Hausnummer oder - noch schlimmer - nur die letzte Zahl. Folge: Das Paket verschwindet, kommt zur falschen Adresse, wird nicht zugestellt und geht zurück an den Absender. Ärgerlich für Besteller wie Lieferanten. Zumindest Alkenrather, die an der Karl-Friedrich-Goerdeler-Straße wohnen, kennen dieses Problem. Auch dieser Name hat 31 Zeichen. Selbst große Firmen wie DHL kämpfen mit den langen Adressen. Ein Randproblem sicher, aber in Zeiten, in denen immer mehr übers Internet bestellt wird, ein nicht unwichtiges. Die Stadt hat versprochen, auf die Schwierigkeiten mit langen Straßennamen zu achten. Bürgerfreundlich wäre es.

(RP)
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