Kritik an Evakuierung in Schlebusch Vom Altenheim aufs Matratzenlager

Schlebusch · Das evakuierte Altenheim St. Elisabeth ist unbewohnbar, die Rückkehr der Senioren ist noch nicht absehbar. Kritik gibt es an der Unterbringung und Betreuung.

 Die Bewohner des Altenheimes St. Elisabeth wurden in der Nacht zu Donnerstag per Bus evakuiert.

Die Bewohner des Altenheimes St. Elisabeth wurden in der Nacht zu Donnerstag per Bus evakuiert.

Foto: Uwe Miserius

Nach der Evakuierung von 104 Bewohnern des Altenzentrums St. Elisabeth und 49 Menschen der gegenüberliegenden Einrichtung für Betreutes Wohnen in der Nacht auf Donnerstag, intensiviert die Stadt die Betreuung der Betroffenen. Dazu werden weiterhin auch Freiwillige gesucht. Die Bewohner waren auf fünf Standorte verteilt worden.

„Wann eine Rückkehr ins Altenzentrum St. Elisabeth erfolgen kann, ist derzeit noch nicht zu ermessen“, sagt Stadtsprecherin Annette Czerwon. In dem Schlebuscher Altenheim seien Strom, Heizung, Küche, Lager und Telefonanlage ausgefallen. „In einer engmaschigen Begleitung durch die Heimaufsicht der Stadt Leverkusen wurden seit Freitag die ersten vier Bewohner in zwei andere Leverkusener Pflegeeinrichtungen vermittelt und verlegt. Weitere folgten am Wochenende.“ Am Montag und Dienstag werden insgesamt 27 Menschen in zwei andere Pflegeeinrichtungen verlegt, „um die adäquate Betreuung sicherzustellen bzw. zu verbessern“.

Es sei in der Flutnacht intensiv nach Möglichkeiten gesucht worden, möglichst viele Senioren altersgerecht und innerhalb von Leverkusen unterzubringen, sagt Czerwon. „Eine Hotelunterbringung war dabei jedoch leider nicht in allen Fällen möglich. Die Personen wurden dann auf insgesamt fünf Standorte aufgeteilt.“ Dazu zählten das St. Josef-Krankenhaus für Schwerstpflegebedürftige, die Flüchtlingsunterkunft Merziger Straße 1 und drei Hotels in Leverkusen, Langenfeld und Monheim.

An der Art und Weise der Verlegung hatte es vereinzelt Kritik von Angehörigen gegeben. „Meine Mutter war Bewohnerin im Souterrain, sie hat durch das Hochwasser alles verloren“, sagt Martina Konrad-Klein. „Nach mehrmaligen Anrufen bei der Stadt-Hotline, die außerordentlich schlecht informiert war – sie gaben mir Privattelefonnummern von Rettungskräften – erhielt ich am Freitag von einer Caritas-Verwaltungsmitarbeiterin die Nachricht, dass meine Mutter in der Waldsiedlung in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht ist“, sagt die Angehörige.

Sie berichtet weiter: „Beim Besuch bot sich mir ein elendes, nahezu menschenunwürdiges Bild. Die überwiegend dementen Bewohner saßen im Halbkreis vor der Container-Siedlung, sehr viele weinerlich, apathisch und durcheinander. Ebenso meine Mutter, die die ganze Situation weder begreifen noch verstehen kann. Das Pflegepersonal des Heimes war bemüht, in den Räumlichkeiten ein System zur Pflege der Bedürftigen herzurichten. Das Küchen- und das Wäschereiteam des Heimes waren mit ihren Bereichen beschäftigt.“

Eine Aussicht auf eine Verlegung in eine adäquate Unterkunft sei ihr vage zugesagt worden. „Das Zimmer meiner Mutter war mit blauen Matratzen, einem Spind und einem Tisch ausgestattet. Andere Zimmer hatten ein Metall-Feldbett, bis zu vier Personen sind in einigen Räumen untergebracht.“ Am Samstag seien durch die Spedition Nießen die seniorengerechten Krankenbetten aus dem Heim per LKW angeliefert worden, so dass dann alle Bewohner ein geeignetes Bett gehabt hätten. Für die rechtzeitige Evakuierung der Altenheim-Bewohner „in letzter Sekunde“ durch die Feuerwehr und die schnelle Reaktion der Einsatzleitung bedankt sich Martina Konrad-Klein ausdrücklich.

Die Bewohner des Altenheimes würden von den Mitarbeitern des Altenzentrums St. Elisabeth betreut, sagt Stadtsprecherin Czerwon. „Die Aufteilung der Bewohner auf fünf Standorte mit den dazugehörigen Anfahrtswegen stellt alle Mitarbeiter vor große Herausforderungen, gelingt jedoch gut.“ Auch Freiwillige würden für Pflege und soziale Betreuung an die Verantwortlichen des Altenzentrums vermittelt, die sukzessive an allen Standorten einbezogen werden. Czerwon: „Dadurch werden insbesondere auch die dementen Bewohner im Rahmen des Möglichen angeregt und betreut.“

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