Nach der Flut – Leverkusen im Ausnahmezustand Müllentsorgung: Stadt macht Düsseldorfer Straße dicht

Leverkusen · Die Hilfe geht ungebrochen weiter. Fans des Leverkusener Bundesligisten reisen teils aus Münster und Aachen an, um beim Aufräumen zuzupacken. Institutionen und Vereine initiieren Spendenaufrufe. Die EVL warnt unterdessen: Finger weg vom Strom-Hausanschluss daheim. Es drohe für Laien Lebensgefahr. Der Opladener Wochenmarkt findet statt.

 An vielen Stellen vor allem in Opladen stapelt sich der Hochwasser-Müll in den Straßen. Die Stadt sperrt die Düsseldorfer Straße etappenweise für den Abtransport.

An vielen Stellen vor allem in Opladen stapelt sich der Hochwasser-Müll in den Straßen. Die Stadt sperrt die Düsseldorfer Straße etappenweise für den Abtransport.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Sperrung Um die zügige Abfuhr des Sperrmülls zu gewährleisten, wird die Düsseldorfer Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt. So soll Platz sein für die Entsorgungsfahrzeuge von Avea und Reloga. In den nächsten Tagen muss „je nach Fortgang der Arbeiten mit weiteren abschnittsweisen Sperrungen der Düsseldorfer Straße gerechnet werden“, teilt die Stadt mit.

TBL Die Technischen Betriebe der Stadt lassen ab Donnerstagmorgen Sperrmüll abholen. „Um 7 Uhr wird die Abholung des Sperrmülls aus den Überflutungsgebieten durch Baufirmen im Auftrag der TBL (zusätzlich zu den weiter fortgeführten Aktionen der Avea ) beginnen. Diese Firmen werden zunächst die Gebiete An der Ruhlach, in Schlebusch, Alkenrath und in der Schleswig-Holstein-Siedlung anfahren. Es wird ausschließlich Sperrmüll aufgenommen. Elektrogeräte und Gefahrgut beziehungsweise Sondermüll wie Farben und Lacke werden später durch die Aveaentsorgt“, sagt die Stadt. „Der Sperrmüll wird zunächst auf dem Deponiegelände der Currenta zwischengelagert und später zur Müllverbrennung gebracht.“ Dadurch kann es Verkehrsbehinderungen geben. Fahrbereite Fahrzeuge sollen aus den genannten Gebieten weggebracht werden. Nach der Räumung des Sperrmülls werden die Straßen durch die TBL gereinigt – auch hierfür sollen unbedingt die Straßen noch freihalten werden. Spätestens am Samstag soll die Aktion beendet sein.

Avea Die Abtransport des Flut-Sperrmülls hat bei Avea und Reloga oberste Priorität, das Tagesgeschäft ist auf ein Minimum reduziert. So werden die regulären Sperrmülltermine bis zum 30. Juli abgesagt. Die betroffenen Haushalte werden benachrichtigt. Ebenfalls entfällt die mobile Schadstoff- und Grünschnittsammlung bis zum Ende des Monats. Schadstoffe und Grünschnitt können im Wertstoffzentrum (Dieselstraße 18) abgegeben werden. Zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten ist das Wertstoffzentrum am Samstag, 24. Juli, von 8 bis 12 Uhr geöffnet.

 Bayer 04- Fans der "Gerümpel Trüppe" helfen in Opladen nach dem Hochwasser

Bayer 04- Fans der "Gerümpel Trüppe" helfen in Opladen nach dem Hochwasser

Foto: Niclas Ehrenberg

Kinopolis Am Sonntag, 25. Juli, 13 Uhr, zeigt das Kinopolis eine Benefiz-Vorstellung des Films „Catweazle“ mit Otto Waalkes, Julius Weckauf und Katja Riemann, die einer regionalen Hochwasserhilfe zugutekommen wird. Kinopolis und Tobis-Filmverleih verzichten auf alle Einnahmen aus der Sondervorstellung und geben diese weiter. Der Einheitspreis für alle Plätze: fünf Euro. Tickets sind ab sofort buchbar unter www.cineplex.de/filmreihe/kino-hilft/3535/leverkusen/

Fan-Hilfe Seit Tagen schon helfen unermüdlich Fans von Bayer 04 in der Stadt. „Es kommen Leute aus Köln, Hilden, Münster, Aachen, um Leverkusenern zu helfen“, berichtet Fan Niclas Ehrenberg für die Truppe. „Alleine in der telegramgruppe sind es nun über 500 freiwiliige Helfer. Bei Whatsapp hat sich eine rund 40-köpfige Gruppe gegründet, die sich den Namen ,Gerümpel Trüppe’ gibt.“ An Aufgaben übernommen werde, was gerade anfalle.

Naturgut Brusthoch stand das Naturgut Ophoven unter Wasser. „Das Mobiliar des Bistro und die Geräte der gerade renovierten Küche sind zerstört. Das Erdgeschoss des Museums und die Seminarräume waren komplett mit Schlamm überzogen“, beschreibt Leiter Hans-Martin Kochanek. „Die pädagogischen Geräte und Materialien sind jetzt nicht mehr zu gebrauchen“. Die Schadenshöhe gehe in die Hunderttausende. Die gute Nachricht: Viele Freiwillige haben beim Ausräumen geholfen, darunter Mitglieder der „Ultras“ und der „Nordkurve“. Nun prüfe die Stadt, ob die Gebäude noch sicher sind. Auch das Gelände sei gesperrt, bis die Verkehrssicherheit kontrolliert ist. Alle Angebote vor Ort fallen erstmals aus, die digitalen gehen weiter (www.naturgut-ophoven.de/gelaende). Wer den Förderverein finanziell unterstützen möchte, findet Infos auf ww.naturgut-ophoven.de.

Strom In zahlreichen Gebäuden hat die Hauselektrik Schaden genommen, sodass die Häuser zwar EVL-seitig versorgt sind, aber dennoch so lange kein Strom fließt, bis ein Elektriker-Fachmann die Hauselektrik instandgesetzt hat, weist die EVL hin. Die EVL hat den Hashtag #stromfuerleverkusen bei Facebook und Instagram initiiert. Unter dem Hashtag können sich Elektriker und Hausbesitzer suchen und finden. „Die Fachkräfte und Anwohner können einfach einen Beitrag mit #stromfuerleverkusen öffentlich posten und darin angeben, ob sie Hilfe benötigen oder unterstützen wollen“, heißt es von der EVL. Wichtig: „Nicht selbst Hand an den Hausanschluss und die Unterverteilung zu legen. Für technische Laien besteht Lebensgefahr. Der Elektriker braucht keine Vorarbeiten.“

Auch für den Bereich Gas hat die EVL einen Hashtag eingerichtet, über den Hilfesuchende und Fachfirmen zusammenfinden sollen: #gasfuerleverkusen.

Die Lage am Montagmittag: Positive Nachrichten aus Opladen – die Nachtschicht hat in den Morgenstunden alle Haushalte in Opladen aus Sicht der EVL wiederversorgt. Alle bekannten und gemeldeten Fälle sind abgearbeitet. Damit läuft das Leverkusener Mittel- und Niederspannungsnetz nach rund einer Woche wieder. „Der ursprüngliche Netzzustand ist allerdings noch nicht wiederhergestellt. In den kommenden Wochen muss an den Stationen und Kabeln viel repariert oder erneuert werden. Versorgungsunterbrechungen sind EVL-seitig weiterhin möglich, wenn aufgrund von Arbeiten im Netz oder auftretenden Problemen im Keller der Kunden kurzfristig abgeschaltet werden muss“, berichtet der Energieversorger.

Wochenmarkt Der Markt findet am Donnerstag, 22. Juli, statt statt. Für den Opladener Platz gilt zwischen 5 und 15 Uhr ein absolutes Halteverbot. „Die Stadt weist darauf hin, dass für Aufbau und Durchführung des Wochenmarktes abgestellte Fahrzeuge durch die Marktgilde abgeschleppt werden können“, meldet die Verwaltung. Sollten Fahrzeuge auf dem Marktplatz Opladen abgestellt worden sein, die durch Hochwasserschäden nicht mehr betriebsbereit sind, können sich die Halter bzw. Betroffenen bei der Verkehrsüberwachung unter 0214 406-3670 bis zum heutigen Mittwoch, 22 Uhr, melden.

AGO/WFL Die Aktionsgemeinschaft Opladen (AGO) bietet Unternehmen, die wegen des Hochwassers erneut vor dem Ruin stehen, Hilfe an. Sie unterstützt die Wirtschaftsförderung (WFL) Leverkusen, die ein schwarzes Brett für vom Hochwasser betroffene Unternehmer eingerichtet hat: www.wfl-leverkusen.de/service-fuer-unternehmen/schwarzes-brett-fuer-vom-hochwasser-betroffene-unternehmer/innen.html

Spendenaktion I Der Rotary Club Leverkusen Rhein-Wupper hat unter dem Eindruck der Schäden eine schnelle und unbürokratische Hilfsaktion gestartet. Es ist ein Spenden-Konto eingerichtet. Rotary-Präsident Norbert Mencke erläutert: „Die Spenden sollen an jene weitergereicht werden, die besonders hart vom Hochwasser betroffen sind und die wenig Hilfe von anderer Seite zu erwarten haben.“ Erfahrung mit solchen Aktionen hat der Club. Er sammelte bereits 2002 und 2013 für Hochwasseropfer in Ostdeutschland. Spendekonto zu Gunsten der Flutopfer in Leverkusen, Leichlingen, Langenfeld, Monheim und Burscheid – Empfänger: Rotary Deutschland Gemeindienst e.V.; IBAN: DE 80300700100394120000; BIC: DEUTDEDD; Verwendungszweck: 2220002312 Fluthilfe Rotary Leverkusen Rhein-Wupper, Vorname/Familienname/ Adresse. Eine Spendenquittung wird automatisch zugeschickt.

Spendenaktion II Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land unterstützt den Aufruf des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks zur Spendenaktion „Handwerk hilft“, um schwer getroffenen Handwerksbetrieben wieder auf die Füße zu helfen, die Mitarbeiter verloren und/oder schwere Schäden an Werkstätten, Maschinen, Material, Fuhrpark und Geschäftsräumen haben. Spendenkonto: Sparkasse KölnBonn; Empfänger: Handwerkskammer zu Köln; IBAN: DE 63370501981902591328; BIC: COLSDE33XXX; Stichwort: Hochwasserhilfe „Handwerk hilft“. Zusammen mit den Handwerksorganisationen in den anderen betroffe-nen Regionen wird sich die Handwerkskammer zu Köln um die Verteilung der Mittel kümmern.

Spendenaktion III Die unmittelbar nach der Katastrophe angelaufene Spendenaktion „Leverkusen hilft“ der Bürgerstiftung hat bisher Spenden in Höhe von 300.000 Euro eingebracht. Das ist prima, reicht aber nicht aus, „um allen helfen zu können. Aus diesem Grund möchten wir dem Spendenaufruf ‚Leverkusen hilft‘ einen weiteren Schub geben“, sagt Sparkassen-Vorstand Markus Grawe. „Bis zum 1. August 2021 verdoppeln wir das gesamte Spendenaufkommen auf dem Spendenkonto der Bürgerstiftung bis zu einem Betrag von 100.000 Euro. Auf jeden Fall spenden wir sofort 50.000 Euro.“ Spendenkonto – Empfänger: Bürgerstiftung Leverkusen, IBAN: DE 40375514400100126226, Stichwort: „Leverkusen hilft“.

(LH)
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