60 Jahre Flugplatz Fliegerträume werden am Kurtekotten wahr

Leverkusen · Lautlos kreisende Segelflugzeuge und startende und landende Maschinen gehören wie selbstverständlich zum Erscheinungsbild Leverkusens. Das war nicht immer so. Denn der Sportflugplatz des Luftsportclubs Bayer Leverkusen (LSC) besteht „erst“ seit 60 Jahren.

 Bilder aus der Anfangszeit: Der Luftsportclub Bayer Leverkusen bekam 1959 seinen eigenen Flugplatz am Kurtekotten. Damit waren die „Wandertage“ des Vereins zu anderen Arealen fürs Abheben vorüber. Heute genießen 600 Vereinsmitglieder Möglichkeiten und Atmosphäre auf dem Gelände am Kurtekotten. Ende August/Anfang September gibt es ein Flugplatzfest .

Bilder aus der Anfangszeit: Der Luftsportclub Bayer Leverkusen bekam 1959 seinen eigenen Flugplatz am Kurtekotten. Damit waren die „Wandertage“ des Vereins zu anderen Arealen fürs Abheben vorüber. Heute genießen 600 Vereinsmitglieder Möglichkeiten und Atmosphäre auf dem Gelände am Kurtekotten. Ende August/Anfang September gibt es ein Flugplatzfest .

Foto: Knops

„Wenn du das Fliegen einmal erlebt hast, wirst du für immer auf Erden wandeln, mit deinen Augen himmelwärts gerichtet“: So wie Leonardo da Vinci vor Jahrhunderten mit diesem Worten, so haben auch viele Hobbypiloten die Faszination des Fliegens für sich entdeckt. Rund 600 Vereinsmitgliedern ist „ihr“ Flugplatz ans Herz gewachsen. Quasi vor der Haustüre erleben sie dort gemeinsam viele unbeschwerte Stunden oder freuen sich über ihre Erfolge. Jetzt. Denn immer, wenn die frühere Generation in die Luft wollte, bedeutete das im Vorfeld harte Arbeit.

Zwar konnten die Luftsportler 1953 ein Gelände zwischen Autobahn und einstigem Kurtekotten-Hof, entlang der Bahnlinie und der heutigen Bayer-Parkplätze, nutzen. Aber nur vorübergehend. Deshalb starteten Leverkusener jeden Sonntag mit Schleppwinde und mehreren Segelflugzeugen zu fremden Plätzen und nahmen für ihr Hobby teilweise Anfahrten von mehr als 100 Kilometern in Kauf. Wie ein Wanderzirkus tingelten sie zu den Flugplätzen nach Hilden, Eudenbach, Wershofen und Bonn-Hangelaer. Und zuletzt zum Butzweilerhof nach Köln.

Dort war der LSC mit der Interessengemeinschaft Butzweilerhof der erste deutsche Verein, der den unter britischer Besatzung stehenden Flugplatz benutzen durfte. Sogar eine eigene Halle gehörte dem Club, sodass der aufwändige und zeitraubende Transport der Fluggeräte entfiel. Dennoch rückte der Wunsch nach einem eigenen Flugplatz immer weiter in den Vordergrund.

 In dieser Zeit erwarb der Verein sein erstes Motorflugzeug, einen englischen Doppeldecker. Auch so eine Geschichte: Ein Engländer hatte angeboten, die „Tiger Moth“ von den Britischen Inseln rüberzufliegen. In Ostende legte er eine Zwischenlandung ein. Das Flugzeug besaß aber keinen elektrischen Anlasser, musste also durch „Anwerfen“ des Propellers in Gang gesetzt werden. Zum Wiederstart versuchte der Engländer die Maschine ohne fremde Hilfe anzuwerfen. Das gelang. Der Motor lief. Die Maschine rollte an. Aber ohne den Piloten, der verzweifelt versuchte, das Cockpit noch zu erreichen. Hilflos musste er zusehen, wie die Maschine ohne ihn abhob und kurz darauf zerschellte. Bei der zweiten „Tiger Moth“ ging der Verein auf Nummer sicher. Er schickte seinen Motorflugreferenten auf die Insel, der den Vogel wohlbehalten zum Butzweilerhof brachte.

Nach vielen Verhandlungen der damaligen Clubleiter Friedrich Silcher und Theodor Wuppermann mit Bayer und der Stadt Köln wurde endlich ein geeignetes Gelände in Nähe des Kurtekotten-Hofes  – das Gut „Curtekotten“ wurde um 1277 erstmals erwähnt – gefunden, daher rührt also der Name „Flugplatz Kurtekotten“.

Nach umfangreichen Erdbewegungen und Beseitigung alter Flakstellungen konnte das Gelände 1958 eingesät werden. In dem Jahr hatte die Arbeit absoluten Vorrang vor dem Flugbetrieb. Holzpfähle für 1000 Meter Drahtzaun mussten geteert und gesetzt, eine Flugleitungsbaracke mit Turm erstellt werden, eben alles, was zu einem betriebsbereiten Flugplatz notwendig war. Nach der Zulassung durch den Regierungspräsidenten Düsseldorf zelebrierte der Verein am 12. Juli 1959 die feierliche Einweihung. Zugleich war die Freigabe der Startschuss zur luftsportlichen Entwicklung und zu Leistungserfolgen, die auf Vereinsebene ihresgleichen in Deutschland suchen.

Auch das Interesse der Leverkusener Bevölkerung an ihrem neuen Flugplatz war groß. So direkt in Stadtnähe, ja beinahe in der Stadtmitte, wo sonst gab es das denn noch? Ein oft gesehener Zuschauer war der ehemalige Bayer-Direktor Professor Ulrich Haberland, der den Konzern von 1951 bis 1961 führte und sich in aller Frühe bei seinem Rundgang durch die Felder am Startplatz der Segelflieger gerne aufhielt. Interessiert beobachtete der Bayer-Vorstandsvorsitzende das Geschehen und erkundigte sich nach möglichen Problemen des Vereins. Er blieb bis zu seinem Tod 1961 ein Förderer des Luftsports.

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