Leverkusen Flüchtlinge: VHS an Kapazitätsende

Leverkusen · Bei Deutschkursen für Asylbewerber führt die Volkshochschule Leverkusen mittlerweile Wartelisten. Für Arztpraxen und für Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten, bietet sie besondere Sprachkurse an.

Flüchtlinge: Zelte, Kirchen, Schiffe - hier werden sie untergebracht
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Turnhallen, Kirchen und Schiffe: Wo Flüchtlinge wohnen können

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Foto: dpa, rwe jai

Die wachsende Zahl an Flüchtlingen stellt die Volkshochschule (VHS) Leverkusen vor immer größere Herausforderungen. "Bei den Deutschkursen sind wir an unserer Kapazitätsgrenze", berichtete Vera Strittmatter, die stellvertretende VHS-Leiterin, gestern bei der Vorstellung des neuen Halbjahres-Programms.

"Sowohl was die Räume betrifft als auch das Personal und die Honorarmittel." Deutschkurse machten mittlerweile 40 Prozent des VHS-Angebotes aus. Zwei Drittel davon seien sogenannte Integrationskurse, die man im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) anbiete. "Wir führen schon Wartelisten, weil uns Dozenten für zusätzliche Kurse fehlen."

Für die Deutschlehrer, die bislang in der Erwachsenenbildung arbeiteten, sei es lukrativer, an Schulen zu gehen und dort Flüchtlingskindern Deutsch beizubringen. "Wir können unseren Dozenten nur 22 Euro die Unterrichtsstunde zahlen", sagt VHS-Leiter Gerd Struwe. Von dem Geld müssten die Lehrenden ihre Sozialversicherung und andere Abgaben bestreiten. "Unterm Strich bleiben da nur elf oder zwölf Euro übrig. Und das bei einem Job, bei dem ein Studium vorausgesetzt wird." An den Schulen hingegen würden die Lehrkräfte befristet angestellt und besser bezahlt.

Rund 600 Asylbewerber belegen bei der VHS Leverkusen pro Semester einen Integrationskurs, der mit einer Prüfung endet. "Sie bekommen unsere Adresse - genau wie die anderer Bildungsträger - von der Ausländerbehörde oder vom Jobcenter." Die Frauen und Männer könnten sich dann einen Anbieter heraussuchen. "Wir haben jetzt zusätzliche Kurse am frühen Nachmittag eingerichtet. Aber es fehlt uns auch an Verwaltungskräften, denn die Integrationskurse sind bürokratische Monster. Man muss für sie etliche Formulare ausfüllen", sagt Strittmatter. Die 3,10 Euro, die das Bamf pro Flüchtling und Unterrichtsstunde zahle, reichten hinten und vorne nicht.

Der Zuzug an Flüchtlingen schlägt sich zudem an anderer Stelle im VHS-Programm nieder: Für Frauen und Männer, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, gibt es nun den Kursus "Arabisch für Anfänger". "Und wir bieten jetzt erstmals in einem Tagesseminar Englisch für Personal in Arztpraxen an", berichtet Barbara Brzozka. Das soll die Kommunikation mit ausländischen Patienten erleichtern.

Überhaupt ist Englisch bei den Leverkusener VHS-Schülern die am meisten nachgefragte Sprache, gefolgt von Spanisch, Italienisch, Niederländisch und Französisch. Für Spanienurlauber wird extra ein Kompaktseminar angeboten. Aber auch Kurse mit Gesundheitsthemen werden gut angenommen, berichtet Struwe. Er macht hier insbesondere auf einen Vortrag zu Schizophrenie aufmerksam und auf vegetarische Kochkurse. Weitere Informationen unter: www.vhs-leverkusen.de

(sug)
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