Leverkusen Flüchtlinge: Sportbund weist Kritik zurück

Leverkusen · In der Diskussion um die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen kritisieren CDU, Grüne und OP Plus das Verhalten des Sportbundes, werfen dem Geschäftsführer mangelndes Mitgefühl vor. Der Dachverband reagiert jetzt.

 Spontane Protestkundgebung der Vereine nach Bekanntwerden der städtischen Hallen-Pläne in der vergangenen Woche in Bergisch Neukirchen.

Spontane Protestkundgebung der Vereine nach Bekanntwerden der städtischen Hallen-Pläne in der vergangenen Woche in Bergisch Neukirchen.

Foto: uwe miserius

Das Thema Umnutzung der Sporthalle Wuppertalstraße als temporäre Flüchtlingsunterkunft ist auch auf der politischen Ebene angekommen: Das Minderheiten-Bündnis von CDU, Grünen und Opladen Plus hat zum Wochenende eine Presseerklärung zur Haltung des Sportbundes zur Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen veröffentlicht. "Mit großem Befremden haben wir die Haltung des Leverkusener Sportbundes - vertreten durch den Geschäftsführer Thorsten Morig - zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Bergisch Neukirchener Sporthalle zur Kenntnis genommen", heißt es da.

Man verstehe die Verärgerung über die kurzfristige Hallenräumung, schätze die Arbeit der vielen Ehrenamtler für den Breitensport, notiert Klaus-Dieter Bartel, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. "Auf Unverständnis stößt, in welch harscher Form seitens des Sportbundes argumentiert wurde. Humanitäre Hilfe zu leisten, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die Stadtspitze ist bemüht, so viele Flüchtlinge wie möglich dezentral nach dem Leverkusener Modell unterzubringen." Die Zuweisung der Flüchtlinge erfolge durch die Bezirksregierung. Oft kurzfristig. Die Stadt müsse rasch handeln.

"Wir vermissen in der Stellungnahme des Sportbundes die Anteilnahme für Menschen, die ihre Heimat bei Gefahr für Leib und Leben verlassen mussten. Es besteht sowohl eine moralische Verantwortung, als auch eine rechtliche Verpflichtung seitens der Stadt, Flüchtlingen ein annähernd menschenwürdiges Dach über dem Kopf zu bieten", mahnt Bartel und setzt nach: Wenn Morig von der Unmenschlichkeit spreche, Menschen "wie Vieh" in einer Halle unterzubringen, seien Zweifel angebracht, ob dies tatsächlich einem ausgeprägten Mitgefühl entspringt. "Wir würden uns freuen, wenn der Sportbund, der all die Jahre mit einer großzügigen Unterstützung seitens der Stadt rechnen konnte, Verständnis für die Notlage der Flüchtlinge und den Handlungsbedarf der Verwaltung aufbringen und dies auch so seinen Mitgliedsvereinen vermitteln könnte."

Karl-Josef Weißenfels vom Sportbund-Vorstand konterte so: "Wir sind mehr als irritiert und entsetzt über die von Ihnen auf den Weg gebrachte Pressemitteilung. Wir zeigen uns auch mehr als überrascht, dass Sie unseren Einsatz und enormen Kraftanstrengungen, uns für die Vereinssportler und damit auch Bürger, die aktiv ein festes Gerüst in unserer Stadt darstellen, nur zur Kenntnis nehmen. Dies ist sehr bedauerlich."

Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
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Das der Sportbund mit einer "Schrottflinte auf dem Marktplatz unserer Stadt" in der öffentlichen Diskussion um die Unterkunft von Flüchtlingen geschossen habe, missfiele dem Verein auch, "war aber offensichtlich dringend notwendig und hat dazu geführt, dass unser Oberbürgermeister nun auch einen klaren und eindeutigen Kompromiss für den Sport und für die Flüchtlinge gefunden hat." Die "indirekten Unterstellungen und Vorwürfe, dass unser Geschäftsführer wohl kein Mitgefühl für die notleidenden Flüchtlinge hätte, weisen wir aufs Schärfste zurück." Dem Bündnis sei wohl entgangen, mit welch Engagement Morig die Alternativstandort-Suche initiiert habe.

Die Mitgliedsvereine des Sportbunds hätten zweifelsfrei Verständnis für die Situation der Stadt und der Flüchtlinge. "Es geht ausschließlich darum, in welcher Art und Weise die Informations- und Mitteilungspflicht der Verwaltung an die betroffenen Schulen und Vereine erfolgt ist", betont Weißenfels.

So viele Flüchtlinge sind in NRW-Einrichtungen untergebracht
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So viele Flüchtlinge sind in NRW-Einrichtungen untergebracht

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Der Sportbund habe satzungsgemäß die "Pflicht, die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. Und genau dies hat unser Geschäftsführer mit großartigem Erfolg getan."

Morig habe vergangenen Mittwoch allen Ratsmitgliedern und Fraktionen schriftlich angeboten, sich mit ihm und dem Sportbund an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam Lösungen für den weiter zunehmenden Flüchtlingsstrom zu finden und die Problematik wegbrechender Sporthallen zu besprechen. "Unser Angebot steht weiterhin. Einige Fraktionen und politische Interessenvertreter haben sich dazu bereits mit uns in Kontakt gesetzt."

(RP)
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