Leverkusen Flüchtlinge ein Eigenheim-Risiko?

Leverkusen · Viele Jahre lang war Haus Orth ein beliebter Treffpunkt für die Anwohner im Witzheldener Ortsteil Wolfstall. Seit neuestem aber wird nicht mehr in der Gaststätte heftig diskutiert, sondern über sie. Das Lokal ist geschlossen, und die Stadt prüft zurzeit auf der Suche nach dringend benötigten Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge, ob sie dort eine Unterkunft mit 30 Plätzen errichten kann.

Dagegen regt sich in Wolfstall Protest, wie die jüngste Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses SKS deutlich belegte. Anwohner aus dem Ortsteil füllten die Zuschauerreihen im Ratssaal und durften ihre Haltung dort auch vortragen.

Dabei brachte eine Sprecherin die Bedenken vieler Bürger auf den Punkt: Einige von ihnen fürchten einen Wertverlust ihres Eigenheims, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft Asylbewerber und Flüchtlinge einziehen. Mehr noch: Wer sein Haus über Kredite finanziere, dem drohe bei einer deutlichen Wertminderung sogar eine Nachbesicherungsforderung des Geldinstituts - man müsse Sicherheiten nachschieben, um den Eigenanteil der Finanzierung halten zu können.

Stadtkämmerer Thomas Knabbe versicherte, ihm sei noch kein einziger Fall dieser Art bekannt. Die Sorgen der meisten Anwesenden konnte das aber nicht zerstreuen, auch wenn andere versicherten, sie hießen die Flüchtlinge gerne willkommen.

Die Stadt hat ein echtes Belegungs-Problem. Das zeigten die präsentierten Zahlen deutlich auf:

- Zurzeit sind 346 Personen aus 29 unterschiedlichen Nationalitäten untergebracht, davon sind 28 geduldet, 21 besitzen Flüchtlingsstatus, 297 sind im Asylverfahren.

- 200 Asylanträge sind laut Stadt noch überhaupt nicht gestellt.

- neben den eigenen Unterkünften hat die Stadt zurzeit 19 Objekte angemietet mit einer Belegung von insgesamt 176 Personen.

- die Notunterkunft Brückenstraße (ehemaliges Aldi-Gelände) fällt voraussichtlich zum 31. Mai weg.

- der Bedarf an zusätzlichen Unterbringungsplätzen im Laufe des Jahres liegt wohl bei mindestens 230.

- Die Entwicklung der Zuweisungen veränderte sich în den vergangenen drei Jahren immer dramatischer: Waren es 2013 noch 45, kamen im Jahr darauf bereits 86, 2015 waren es 268 - und für dieses Jahr rechnet die Stadt mit 330.

(RP)
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