Leverkusen Flüchtlinge drücken in den Ferien die Schulbank

Leverkusen · Dank einer Spende von Gernot Paeschke wurden neun junge Flüchtlinge auf die Schule vorbereitet.

 Alle für einen (guten Zweck): Thomas Wieners, Markus Märtens, Susann Peters und Gernot Paeschke (v. l.) brachten gemeinsam das "Brückenangebot für junge Flüchtlinge" an den Start.

Alle für einen (guten Zweck): Thomas Wieners, Markus Märtens, Susann Peters und Gernot Paeschke (v. l.) brachten gemeinsam das "Brückenangebot für junge Flüchtlinge" an den Start.

Foto: Ralph Matzerath

Rund anderthalb Monate unterrichtsfreie Zeit liegt hinter allen Kindern und Jugendlichen, wenn sie heute den Schulalltag aufnehmen. Alle? Nicht ganz! Auf neun junge Männer trifft dies ganz und gar nicht zu. Ausschlafen und danach den Vormittag wahlweise im Schwimmbad oder auf dem Bolzplatz zu verbringen, war für sie nicht drin. Aber das war in Ordnung so. "Alle neun waren extrem motiviert und haben hervorragend mitgearbeitet", berichtet Susann Peters.

Sie ist die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, das gemeinsam mit der Stadt und Schulrat Thomas Wieners ein "Brückenangebot für junge Flüchtlinge" organisiert hat. Binnen sieben Wochen drückten die neun 16- bis 18-Jährigen freiwillig werktags von 8.30 bis 12 Uhr die Schulbank, um sich auf den kommenden Schulbesuch vorzubereiten. Dabei stand für die jungen Männer aus Syrien, Afghanistan, Irak und Sri Lanka vor allem das Erlernen der deutschen Sprache und somit der erste wichtige Baustein einer gelungenen Integration auf dem Programm. Denn: "Der Schlüssel dafür sind Sprache, Bildung und Arbeit", bekräftigte Sozialdezernent Markus Märtens.

Ähnlich großes Engagement wie die jungen Flüchtlinge zeigten während des Projekts auch die beiden Kursleiterinnen, die kurzfristig von der Caritas vermittelt werden konnten. Zumal sie keinen Schuldienst nach Vorschrift leisten konnten. Denn die Jugendlichen kamen mit vollkommen verschiedenen Voraussetzungen in den Unterricht und bedurften einer flexiblen und individuellen Betreuung: Manche mussten erst lateinische Buchstaben erlernen, für andere lag der Schwerpunkt auf der Grammatik, und die Fortgeschrittensten konnten sich bereits mit konkreten Berufsbildern beschäftigen.

Indes hätte das Brückenangebot kaum stattgefunden, hätte sich in Gernot Paeschke nicht ein uneigennütziger Spender gefunden. Sein Bauunternehmen spendete die notwendigen 3400 Euro für Honorare, Bücher und Unterrichtsmaterialien. "Ich habe persönlich leider keine Zeit für ein Ehrenamt. Daher versuche ich auf die Art etwas zurückzahlen an der Region, in der wir tätig sind", sagt Paeschke. Seine Spende sei "gerade zur rechten Zeit gekommen", verdeutlichte Wieners. Denn öffentliche Mittel für das Projekt habe es nicht gegeben.

Für den Schulrat und seine Mitstreiter zählen insbesondere Flüchtlinge rund um die Volljährigkeit zu einer "sprachlichen Problemgruppe", da diese sich beim Erlernen einer Fremdsprache meist deutlich schwerer tun als Jüngere und da diese oft nicht mehr von der Schulpflicht betroffen sind. Bei den jungen Männern, die nun bei dem Projekt mitmachten, war aber von Problemgruppe keine Spur. "Es hat sich ein sehr gutes Gruppengefüge entwickelt, und alle haben am Ende ihre Teilnahmebescheinigung bekommen", berichtet Peters.

Zeit zum Ausschlafen oder Ins-Schwimmbad-Gehen bleibt aber kaum. Denn heute startet für sie der Besuch von regulären Schulen, die meisten von ihnen besuchen Förderklassen des Berufskollegs.

(RP)
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