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Leverkusen Finanzcoach gegen Schuldenfalle

Leverkusen · Hier ein Handyvertrag, dort ein paar Bestellungen im Internet – fertig kann sie sein, die Schuldenfalle, aus der mancher nicht mehr alleine herausfindet. In Leverkusen helfen jetzt ehrenamtliche Schuldnerberater gezielt weiter.

Werner Wilhelm Bielz ist froh, dass er den inneren Schweinehund besiegt. Den Schweinehund, der Bielz davon abhalten wollte, sich aus der Sackgasse, in der er festgefahren hatte, herauszuholen. "Ich war es immer gewohnt, meine Probleme alleine zu bewältigen", sagt der Leverkusener. "Heute bin ich erleichtert, dass ich jemanden gefunden habe, mit dem ich über finanziellen Sorgen sprechen konnte, jemand, der mir geholfen hat, meine Probleme zu lösen."

Jemand, das sind die ehrenamtlichen Finanzcoaches in der Stadt, die Bielz aus der Schuldenfalle heraushalfen. Sozusagen die Peter Zwegats von Leverkusen. Zwegat ist Schuldnerberater im TV. "So plakativ wie der das bei RTL macht, ist unsere Hilfe nicht", sagt Walter Päffgen. "Wir gehen nicht mit einem Flip-Chart zu den Leuten nach Hause oder kriegen sofort einen Termin bei einem Bankenchef." Die Menschen, die in die Schuldenfalle getappt sind, müssen Eigenleistung bringen und einen der drei Otte, an denen die Ehrenamtler ihre Dienste anbieten, aufsuchen. Im Gepäck sollten sie dabei haben: Vertrauen in das niederschwellige Angebot und darin, dass Päffgen und seine Kollegen mit den Einblicken in die finanzielle Situation nicht hausieren gehen.

Viele Fälle, sagt Wilhelm Schlüter, der sich auch zum ehrenamtlichen Schuldnerberater schulen ließ, endeten in der privaten Insolvenz. Ab da übernähmen Treuhänder die Betreuung. "Es gibt aber auch Fälle, in denen wir es schaffen, die Leute vor solch einer Insolvenz zu bewahren – etwa durch Vergleiche mit den Gläubigern."

Das Netzwerk weiter ausbauen

Wilhelm Schlüter und Walter Päffgen absolvierten vor knapp eineinhalb Jahren die Ausbildung zum Schuldnerberater beim Evangelischen Erwachsenenbildungswerk. Im Herbst 2009 bildeten sie selbst 26 ehrenamtliche Finanzcoaches aus – unter anderem mithilfe der finanziellen Unterstützung der Bayer-Stiftung Cares Foundation. Und es sollen mehr werden beziehungsweise das Angebot soll weiter in die Ortsteile hineingetragen werden. "Wir wollen sogar bis nach Langenfeld", sagt Päffgen, der früher als Bankkaufmann tätig war und die Schuldnerberater in Leverkusen koordiniert. Die Ehrenamtler wollen sich in einem Kompetenznetzwerk im Umfeld von Schuldnerberatungsstellen, Kitas, Familienzentren, Bürgerbüros und Seniorenbegegnungsstätten installieren, das Modellprojekt soll sich auch auf andere Regionen ausweiten. "Für uns sind die Finanzcoaches eine echte Entlastung", lobt Thomas Raddatz, Verantwortlicher für die Schuldnerberatung am Diakonischen Werk des Evangelischen Kirchenkreises Leverkusen.

Für Werner Wilhelm Bielz sind sie die Menschen, die ihm zu einem Neustart verhelfen. Der Leverkusener will sich selbständig machen. Päffgen und Schlüter unterstützen.

(RP)
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