Leverkusen Finanzamt: Umzug mit Wehmut

Leverkusen · Slalomlaufen um Kisten war am Donnerstag im Finanzamt an der Haus-Vorster-Straße angesagt. Die Behörde hat mi dem Umzug in das neue Gebäude in Manfort begonnen. Abschiedsschmerz ist bei der Freude auf die neuen Räume dabei.

Leverkusen: Das Finanzamt zieht um
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Bundespräsident Christian Wulff hat im Finanzamt Leverkusen schon bessere Zeiten gesehen: Normal hängt sein Porträt, wie es sich für eine deutsche Amtsstube gehört, an der Wand. Gestern fand das Bild seinen (traurigen) Platz in einem Transportcontainer, lag auf der Seite, und dazu war der Transportcontainer grün. Daneben eine Vase, Papiere und allerlei andere gar nicht präsidiale Dinge.

Doch der "Aufenthaltsort" des Präsidenten ist nur auf Zeit, denn gestern begann der Umzug des Finanzamtes von Opladen nach Manfort, in das neue Gebäude im Innovationspark. Und alles im alten Gebäude wurde in Transportcontainer und an die 10 000 Pappkartons verfrachtet und von einer Spedition ins neue Domizil gebracht. Wer morgens um 10 Uhr ins für die Öffentlichkeit geschlossene Amt kam, musste einen Slalom durch Kartons und Container laufen.

Finanzamtschef Bernhard Hillebrand trug zwar noch eine Krawatte, eilte aber auch durch mehr oder weniger leere Büros und schaute nach dem Rechten. "Wir liegen im Plan", sagte der oberste Finanzbeamte von Leverkusen, während eine Mitarbeiterin Hillebrand und Geschäftsstellenleiter Martin Hemmerich ein wenig Eiskonfekt auf den leeren Schreibtisch stellte.

Von 400 auf 300 Leute

Nach Jahrzehnten endet damit eine Art Provisorium für die Finanzbeamten. Aus mehreren Gebäuden bestand das Finanzamt, das älteste Gebäude wurde um 1900 gebaut, das "Jüngste" in den 1970er Jahren. "Es gibt einen gewaltigen Modernisierungsstau hier", berichtete Hemmerich. "Das neue Haus ist kleiner als bisher: "Früher hatten wir hier rund 400 Leute, jetzt etwas über 300." Entsprechend kleiner dimensioniert ist das neue Gebäude.

Doch bis alles fertig ist, liegt noch ein weiter Weg vor den Finanzbeamten. Drei Tage Umzug, und die IT-Spezialisten müssen 350 Arbeitsplätze anschließen und vernetzen. Die meisten Möbel sind bereits im Amt, weil sie neu sind. Die Kartons werden in die Büros gebracht, die Mitarbeiter müssen dann auspacken. Für die Operation Umzug engagierte man eine Spezialfirma aus Bergheim, "die haben Erfahrung mit Finanzamtsumzügen und sind sehr zuverlässig", sagte Hillebrand. Ein spezieller Umzugsmanager von einem Fach-Unternehmen aus München hatte die gesamte Planung. Sicherheit wird groß geschrieben: Die Akten mit den Steuerdaten kommen in eine Art mobile Panzerschränke und werden so nach Manfort verfrachtet. "Da kommt keiner ran", betont Chef Hillebrand.

In Kartons befinden sich nur die nicht so sensiblen Dinge. Ein wenig wehmütig ist es manchem Mitarbeiter trotz der Freude auf den neuen, modernen Arbeitsplatz schon.

Ute Vogel, seit 40 Jahren im Finanzamt, bringt es auf den Punkt: "Nach so vielen Jahren hat man irgendwie Abschiedsschmerz." Aber die Beamtin freut sich auf ihren neuen Arbeitsplatz, den sie sich schon ansehen durfte. "Die Büros sind etwas kleiner, aber ganz prima." Und irgendwo im neuen Haus wird auch der Bundespräsident einen guten Platz bekommen.

(cpg)
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