Leverkusen Feuerwehr verschärft die Sicherheit: Feste in Gefahr?

Leverkusen · Die Spezialisten der Leverkusener Feuerwehr und andere Stadtfachleute nehmen seit Wochen die Fußgängerzonen verschärft unter die Lupe. Der Anlass: Immer, auch bei Festen mit Buden und Verkaufsständen, muss eine Feuerwehrstraße von 5,50 Meter Breite in den Einkaufsstraßen frei bleiben.

 Seit den schrecklichen Vorfällen in Duisburg wenden die Behörden die Sicherheitsvorschriften für Brand- und Unglücksfälle konsequenter an. Das führt zu Streit.

Seit den schrecklichen Vorfällen in Duisburg wenden die Behörden die Sicherheitsvorschriften für Brand- und Unglücksfälle konsequenter an. Das führt zu Streit.

Foto: Miserius, Uwe

Folge: Markisen über Eisdielentischen dürfen nicht mehr ganz ausgefahren sein, Marktstände und Aufbauten sind teils zu reduzieren oder zu versetzen. Eine Konsequenz: In Schlebusch-Mitte fallen der Martinsmarkt Anfang November und der Adventsmarkt im Dezember aus, andere Großveranstaltungen sind in Gefahr. Das gab Veranstalter Werner Nolden am Freitag bekannt.

Harsche Kritik an der Stadt

Am Donnerstag überprüfte eine städtische Delegation mit Vertretern von Aktionsgemeinschaft Opladen (AGO), von Veranstaltern sowie mit Feuerwehr-Dezernent Frank Stein die Opladener Fußgängerzone. Es gab erste Auflagen, beispielsweise für das Eiscafé Panciera, Hier monierte die Stadt den Sonnenschutz, der in die Brandstraßenbreite rage. Künftig sei dies zu unterlassen.

Das regte den Bezirksvertreter Hans-Erich Hofmann, der zufällig vor Ort war, heftig auf. "Diese Markise ist in 12 Sekunden komplett eingefahren. Das reicht im Notfall dicke", meinte Hofmann. Er kritisierte dabei, dass die Stadt über ihren Prüfrundgang keinen Politiker informiert hatte. "Wenigstens der Bezirksvorsteher Rainer Schiefer hätte dabei sein müssen."

Schiefer selbst soll gestern dem Dezernenten Stein im direkten Gespräch ordentlich die Meinung gesagt haben. Die Politiker müssen demnächst ohnehin Beschlüsse zur Sicherheit der Fußgängerzonen fassen: In Schlebusch sollen kleinere Umbauten erfolgen, in Opladen ebenso. Da geht es um Änderungen an Blumenbeeten, Versetzen oder Demontage von Bänken, um Einschränkungen für Geschäftsleute im Außenbereich.

Hofmann beschwerte sich zudem über den "knallharten, kompromisslosen Ton der Verwaltung" im Gespräch mit den Ladeninhabern. "Ich vermisse von der Stadt lösungsorientierte Ansätze", sagte Hofmann. Leverkusen sei nicht Duisburg, wo es die tragischen Todesfälle bei der Loveparade gab.

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn betonte gegenüber unserer Redaktion: "Ich habe kein Interesse an Krach, aber an der Rettungsstraßenbreite von 5,50 Meter kommen wir nicht vorbei. Wir müssen mit allen Beteiligten gemeinsam erfinderisch und mit viel Hirnschmalz Lösungen finden." Die Stadt wolle Feste nicht verhindern, sondern die Aktivitäten retten.

Jedes zweite Fest in Köln fällt aus

Eine düstere Zukunft sieht dagegen Werner Nolden, der Pattscheider Großveranstalter (Bierbörse, Kölner Lichter etc.). In Köln falle dieses Jahr jedes zweite Straßenfest wegen der Sicherheitsauflagen aus, sagte Nolden. Weh tue ihm diese Entscheidung: In Schlebusch werde ausgerechnet 2012, im 30. Jahr seiner dortigen Tätigkeit, der Festreigen reduziert — wegen der Auflagen der städtischen Sicherheitsfachleute.

Stadtchef Buchhorn sieht es optimistischer: Händler, Politiker und Stadt müssten eine Allianz bilden, dann klappe es mit den Festen. Dezernent Stein sagte: "Ich befürchte nicht, dass Veranstaltungen ausfallen müssen."

(RP/top)
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