Leverkusen Farce um Papierkorb - "Toluca" ist wieder da
Leverkusen · Der Busbahnhof Wiesdorf wird nach dem geplanten Umbau, der eigentlich ein Neubau ist, auch eine neue Ausstattung bekommen. Die Vorschläge und Kosten für Sitzbänke, Anzeigetafeln und vor allem für die Abfalleimer sorgen jetzt schon für Spott und Kritik.
Wenn der ehemalige Leverkusener Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn die Beratungspapiere zum neuen Busbahnhof Wiesdorf liest, wird er sich bestimmt fragen: Zelebriert die städtische Bauverwaltung Leverkusen gerade Realsatire oder was läuft da im Bereich von Baudezernentin Andrea Deppe? Der Grund: Die oberste städtische Planungschefin und ihr Chef, Oberbürgermeister Uwe Richrath, schlagen für den neuen Busbahnhof Wiesdorf die Wahl zwischen vier Varianten von Abfallbehältern vor. Die Kostenspanne reicht dabei von 240 bis 2500 Euro.
Das ruft Erinnerungen an das Aufstellen von "Toluca"-Abfalleimern in der City wach, die von vielen Stadträten und Bürgern 2015 als überteuert eingestuft worden waren. Die Kosten für die 27 Abfallbehälter lagen damals bei 54.000 Euro, berichtete die Stadt gestern auf unsere Nachfrage. Auch wegen der bundesweit verbreiteten "Toluca-Affäre Leverkusen" verlor Buchhorn seine Wiederwahl zum Oberbürgermeister. Der Plan, diesen Behältertyp auch in Opladen aufzustellen, wurde inzwischen verworfen.
Richtig zum ungewollten Satirestück wird alles durch den Beschluss von Richrath und Deppe, die Papierkörbe nicht mit den üblichen Modellnamen in den Beratungspapieren aufzulisten. Stattdessen werden die Behälter anonymisiert "Typ A" bis "Typ D" genannt, damit eine "unvoreingenommene und sachliche Beratung" durch die Politiker möglich werde, betonte der Oberbürgermeister gestern im Telefonat mit unserer Redaktion. Das ist misslungen, die Ratsvertreter haben die amtliche "Abfallkorb-Verhüllung" längst entdeckt. Der zur Auswahl gestellte Typ B ist tatsächlich der "Toluca"-Abfalleimer in der City. In ihren Unterlagen entlarvt die Stadtspitze selbst den Namenstrick: Der Behälter Typ B wird als Modell bezeichnet, das "in der Innenstadt Leverkusen verwendet wird".
Die Installation des "Toluca"-Behälters am neuen Busbahnhof haben die externen Planer aus gestalterischen Gründen vorgeschlagen. "Ich möchte diese Idee den Politikern nicht vorenthalten. Sie müssen letztlich entscheiden, was gemacht wird", sagte Richrath gestern. Bei den Ideen gehe es schließlich um den Gesamteindruck, den der neue Busbahnhof bieten solle.
Die von der Stadt beauftragte Planungsgesellschaft Pahl+Weber-Pahl schreibt dazu: "Die dargestellten Ausstattungstypen stellen beispielhaft die angestrebte Ausstattung und Möblierung in Varianten dar. Die konkreten Modelle ... werden im Rahmen der noch anstehenden Bauausschreibungen des 2. und 3. Bauabschnitts erfolgen." Sprich: Etwas Zeit für die Entscheidungsfindung haben die Politiker noch.
CDU-Landtagskandidat Rüdiger Scholz ätzte in einer Pressemitteilung schon: "Toluca ist wieder da - für 1370 Euro." Es sei schon bemerkenswert, dass man dem früheren Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) "Toluca" als Steuerverschwendung vorgeworfen habe, "nun aber dieselbe Mülltonne als eine von vier möglichen Ausstattungsmerkmalen für Mülltonnen für den neuen Wiesdorfer Busbahnhof wieder in Betracht gezogen wird". Offensichtlich habe man in der Stadtverwaltung nichts aus der "Toluca-Affäre" gelernt. Scholz: "Ich werde einer Neuauflage von Toluca in Leverkusen nicht zustimmen, auch nicht unter anderem Namen."
Der Busbahnhof Wiesdorf wird in drei Phasen gebaut: Die Kosten für das Busbahnhofsdach, die Ausstattung (wie Bänke, Abfallbehälter, Wegweiser, Kunstwerke) und für Randbereiche gibt die Stadt mit rund vier Millionen Euro an. Darin sind Planungskosten enthalten, aber nicht die Planungskosten für die Verkehrsanlage. Die nötige Gesamtsumme für den neuen Busbahnhof liegt nach Stadtangabe bei rund 7,8 Millionen Euro. Im Leverkusener Stadtetat eingeplant sind 8,2 Millionen Euro. Baubeginn ist im Mai. Wegen des Baus des Bahngleises (ab 2019) für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) laufen Schlussarbeiten erst ab 2023.
