Leverkusen Familienforschers Fundgrube

Leverkusen · Leichlingens Stadtarchivar Uwe Boelken ist tief in die Witzheldener Geschichte eingetaucht. Das Resultat ist ein fast 500 Seiten starker Band zu Akten und Urkunden aus der Zeit von 1184 bis 1700.

LEICHLINGEN/WITZHELDEN "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt der Leichlinger Stadtarchivar Uwe Boelken. Ohne privaten Einsatz zum beruflichen Engagement wäre nämlich seine neueste Veröffentlichung, die ab dieser Woche im Rathaus und der Witzheldener Verwaltungsnebenstelle zu haben ist, wohl nicht mehr 2009 zum 825-jährigen Jubiläum von Witzhelden fertig geworden.

Umfassende Quellensammlung

Dieses Datum aber war Anlass, bereits vor sechs Jahren den zweiten Band der Reihe "Quellen und Forschungen zur Leichlinger Geschichte" in Angriff zu nehmen. Jetzt liegt die 481 Seiten starke Schrift "Akten und Urkunden zur Witzheldener Geschichte 1184 bis 1700" vor. Sie enthält 64 Personen- und Ortsregister und stellt 490 Schriftstücke vor. Dabei handelt es sich um Dokumente wie Pachtverträge, Testamente, Eheverträge und Einwohnerlisten. Die Publikation ist insofern etwas Besonderes, als nunmehr eine umfassende Quellensammlung vorliegt, die alle möglichen historischen Themen zum Höhendorf vom Mittelalter bis zum Beginn der Frühen Neuzeit beleuchtet. Mit Ausnahme von Hilden gebe es so etwas in den umliegenden Gemeinden nicht, berichtet Boelken.

Für Privatpersonen, die Familienforschung betreiben, ist dieser Band, der zum Preis von 12,50 Euro abgegeben wird, eine kostbare Fundgrube, die viel mühsame Arbeit erspart. Denn die hat Uwe Boelken in den vergangenen sechs Jahren erledigt. Er durchstöberte diverse Archive, unter anderem das Staatsarchiv in Düsseldorf oder die Kirchenarchive von Witzhelden, Leichlingen, Bergisch Neukirchen, Leverkusen oder Köln. Dort war er zum Glück rechtzeitig, nämlich noch vor Einsturz des Stadtarchivs, das unter anderem auch die Schriftstücke des Kölner Domkapitels verwahrt.

"Das Domkapitel hatte viel Waldbesitz in Witzhelden, das wurde mehrfach verpachtet, vermessen und bewertet", erklärt Boelken den Zusammenhang. Unter anderem fand er Unterlagen, die belegen, dass die "Dombrachen" 1685 an den evangelischen Pastor von Witzhelden verpachtet wurden. Dank seiner Forschungsarbeit wurden die Dokumente zur Witzheldener Geschichte zwischen 1184 und 1700 gerettet, zumindest in Form von Fotokopien und Scans.

Ob die Originale gerettet und aufbereitet werden können, weiß Boelken nicht. Wohl aber, dass viele Schriften über Leichlingen verloren sein werden. Dort waren Ländereien im Besitz der Abtei Deutz, und auch diese Dokumente lagerten im historischen Archiv Kölns. Boelken entdeckte eine Menge Wissenswertes, das Lücken in der Witzheldener Geschichte schließt. Beispielsweise fand er heraus, dass die Schulgeschichte schon früher als 1686 wie bisher vermutet begann. Ein Schriftstück zeigt, dass schon 1638 ein Johann, der Offermann als Küster und Lehrer Kinder im Höhendorf unterrichtete. Die bisher bekannte Reihe der Pastöre konnte er bis ins 15. Jahrhundert zurück erweitern. Er fand neue Unterlagen zum Rittersitz Bechhausen, über den Obstbau oder die Mühlengeschichte. Nahe Eichen/Krähwinkel habe es vor 1700 eine Pulvermühle für Schießpulver gegeben, so Boelken. 1750 verliere sich die Spur, vermutlich sei sie explodiert.

Inzwischen hat der Stadtarchivar die gleiche Forschungsarbeit für Leichlingen begonnen. Und im nächsten Jahr soll der dritte Geschichtsband der Reihe zu 100 Jahre Absturz Erbslöh-Luftschiff erscheinen.

(RP)
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