Leverkusen Fabelhaftes Theater hinter der Bühne

Leverkusen · Die Schauspieler des Maskentheaters "Teatro Delusio" verzaubern durch Haltung und Gestik und zeigen ganz faszinierend die Welt hinter den Kulissen.

 Nun erhöre mein Flehen, Angebetete: Bei "Teatro Delusio" ginge s vor wie hinter der Bühne äußerst amüsant zu. Drei Schauspieler und etliche Masken machten einen wundervollen Abend möglich.

Nun erhöre mein Flehen, Angebetete: Bei "Teatro Delusio" ginge s vor wie hinter der Bühne äußerst amüsant zu. Drei Schauspieler und etliche Masken machten einen wundervollen Abend möglich.

Foto: Gabriele Zucca

Die Bühnenarbeiter haben noch viel zu tun, während das Publikum in der Opladener Festhalle die Plätze einnimmt. Angesichts dieser Geschäftigkeit scheint es fraglich, ob diese Vorstellung von KulturStadtLev pünktlich starten kann. Aber keine Sorge, wenn vorne der Vorhang aufgeht, stimmen Licht und Ton, die Protagonisten treten ganz in ihre Rolle vertieft auf, und die Illusion wird perfekt sein. Nur, dass die Zuschauer von "Teatro Delusio" davon nichts sehen, denn sie sitzen auf der Hinterbühne, wo robust angepackt, Stromkreise geschaltet, Requisiten gereicht, kapriziöse Diven und zerstreute Musiker kurz ihr wirkliches Gesicht zeigen dürfen, bevor sie - völlig verändert - durch die Gasse wieder ins Scheinwerferlicht streben. Doch der Theatergeist schwebt auch hier auf der ernüchternden Rückseite des Bühnenglanzes und sorgt für zauberhafte Momente.

Drei Mitglieder der in Leverkusen bestens bekannten "Familie Flöz" führten diese einzige Puppe in der Maskentheater-Vorstellung. Ansonsten sind die Gesichter von Dana Schmidt, Daniel Matheus und Sebastian Kautz, der erst letzte Woche mit einer Figurentheaterproduktion von Stefan Zweigs Schachnovelle im Forum zu sehen war, unter Masken verborgen. Alle spielten in der Hauptrolle einen Bühnenarbeiter, absolut unterschiedliche Typen, und dann wechselten sie blitzschnell die Kostüme, um für kurze Szenen zu Schauspielern, Sängern, Musikern und Tänzern zu werden, für die sich auf der anderen Seite der Bretterwand der Vorhang hebt. Und wieder funktionierte das erstaunliche Konzept dieses Ausnahmeensembles, das nicht nur komplett ohne Worte, sondern auch ohne Gesichtsmimik komplette Geschichten erzählen kann.

90 Minuten hielten sie ihre Zuschauer in Hochspannung, machten sie Lachen und Staunen. Kuriose Szenen spielten sich da ab, immer wieder gebrochen durch verzaubernde, melancholische und beinahe tragische Momente. Das alles vermittelten die Protagonisten unter ihren starren Masken ausschließlich durch Haltung und Gestik. Das funktioniert nur durch absolut treffende Bewegung, die der Wirklichkeit bis ins Kleinste abgeschaut ist.

Regisseur Michael Vogel setzt auf vertraute Situationen und Charaktere, die klar überzeichnet sind. Der verträumte Bühnenarbeiter etwa neben dem kleinen quirligen Kollegen und dem offensichtlichen Chef mit mehr als nur Bauchansatz. Dirigent, Pianist, Geiger und Paukist haben ihre kurzen Auftritte, bevor sie ihren Platz im Orchester einnehmen. Nur der Triangelspieler irrt noch hilflos umher. Eine Sängerin japst nach Luft, um hoch erhobenen Hauptes wieder durch die Gasse zu gleiten und die nächste Arie zu schmettern. Oder eine Tänzerin humpelt verletzt hinter die Bühnenwand, um vom Ballettmeister wieder hinausgeschoben zu werden. The Show must go on - vorne wie hinten, wo es noch spannender ist. Da sind sich alle sicher nach diesem wundervollen Theaterabend.

(mkl)
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