Rettungsarbeiten dauern an Zweites Todesopfer nach Explosion im Leverkusener Chempark gefunden

Leverkusen · Im Chempark Leverkusen ist es zu einer schweren Explosion nahe der Müllverbrennungsanlage in einem Tanklager gekommen. Es gibt zwei Todesopfer. 31 Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Weiterhin ist unklar, ob bei dem Brand giftige Substanzen freigesetzt worden sind.

Leverkusen: Schwere Explosion im Chempark - Rauchwolke über Bürrig
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Schwere Explosion in Leverkusen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Rettungskräfte der Werkfeuerwehr Chempark haben am Mittag einen vermissten Mitarbeiter nur noch tot bergen können. „Wir sind tief betroffen über diesen tragischen Unfall und den Tod eines Mitarbeiters. Unser besonderes Mitgefühl gilt vor allem den Angehörigen, aber auch den Kollegen, die mit ihm zusammengearbeitet haben“, erklärte der Chempark-Leiter Lars Friedrich. Aussagen zur Identität, Alter und den Todesumständen machte die Polizei mit Rücksicht auf die Angehörigen nicht.

Am Abend gab der Betreiber Currenta bekannt, dass bei den Rettungsarbeiten ein zweites Todesopfer gefunden wurde.

Momentan werden noch fünf weitere Mitarbeiter vermisst. Bei dem Ereignis wurden 31 Mitarbeiter verletzt. Fünf davon schwer. Die Rettungsarbeiten laufen weiterhin mit Hochdruck.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) bestand bei einem zweiten Tank Explosionsgefahr. Der Tank habe 100.000 Liter hochentzündliche, giftige Abfallstoffe enthalten, sagte Reul am Dienstag. Die Feuerwehr habe die Gefahr aber bannen können. Nach Reuls Angaben waren allein 300 Feuerwehrleute im Einsatz. Zur Ursache könne noch nichts gesagt werden, betonte Reul.

Die gesperrten Autobahnen hatte die Stadt um 15.40 Uhr wieder freigegeben.

Aufgrund der nicht gesicherten Stromversorgung des Standortes wurden alle administrativ tätigen Mitarbeiter vorsorglich gebeten den Standort zu verlassen. Die Betriebe im Chempark wurden in einen sicheren Zustand gebracht, berichtet der Betreiber Currenta weiter. 

Für die Bevölkerung wurde eine Hotline eingerichtet, die unter folgender Telefonnummer zu erreichen ist: 0214/4063333

Die genaue Ursache des Feuers ist weiter unklar. Erst wenn der Gefahrenbereich geräumt ist, können Brandschutzexperten der Kripo ihre Arbeit aufnehmen, berichtet die Polizei.

Stadt und Currenta haben um 14 Uhr eine Pressekonferenz gegeben. Dabei wurde über die derzeitige Situation im Chempark berichtet. Aktuell liegt der Fokus allerdings noch auf der Suche nach den noch immer vermissten Mitarbeitern. Noch immer ist nicht bekannt, welche Lösungsmittel sich in den betroffenen drei Tanks mit Sonderabfällen befunden haben. Daher bleibt die Gefahrenwarnung auch weiterhin bestehen und die Menschen sollen in ihren Wohnungen bleiben, Fenster und Türen geschlossen halten. Oberbürgermeister Uwe Richrath kündigte an, dass die Spielplätze in den betroffenen Stadtteilen Bürrig und Opladen gesperrt werden. Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten solle zudem in den kommenden Tagen vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Sollten Bürger Auffälligkeiten beobachten, bitten die Betreiber des Chemparks und die Stadt Leverkusen um eine Benachrichtigung, damit man etwaige Gefahren beheben und weitere Untersuchungen betreiben könne.

Die Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr und der Feuerwehr Leverkusen sind im Einsatz, weitere alarmiert. Auch die Feuerwehr Köln ist zur Unterstützung angefordert. Umliegende Kliniken wurden ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt, um auf einen möglicherweise größeren Ansturm von Verletzten vorbereitet zu sein.

Die Feuerwehr in Dortmund hat nach der Explosion ebenfalls vor Geruchsbelästigungen in Teilen der Ruhrgebietsstadt gewarnt. „Gesundheitliche Beeinträchtigungen können nicht ausgeschlossen werden“, schrieb die Feuerwehr einige Stunden nach der Explosion am Dienstag auf Twitter. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben. Nach der Explosion hatte sich eine starke Rauchwolke gebildet, die weit über die Stadt hinwegzog. Leverkusen und Dortmund liegen rund 60 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Die Erschütterung ist auch noch viele Kilometer entfernt zu spüren gewesen. Mehrere Stationen des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen hätten die Explosion gemessen, sagte ein Seismologe am Dienstag. Unter anderem sei sie auch an einer Station im Hespertal, rund 40 Kilometer nördlich von Leverkusen, registriert worden.

Die Löscharbeiten mussten zunächst warten bis eine Stromleitung vom Netz getrennt war. Als das geschehen war, konnten die Löscharbeiten beginnen. Mittlerweile ist der Brand gelöscht. Weiter wird gewarnt, die Fenster und Türen geschlossen zu halten, die Rauchsäule zieht nach Opladen. Luftmesswagen sind im Einsatz.

 Die Explosion soll gegen 9.30 Uhr stattgefunden haben. Autofahrer werden gebeten, die Straßen möglichst frei zu halten, damit die Einsatzfahrzeuge hindurchkommen.

Die Feuerwehr der Stadt Leverkusen setzte um 9.51 Uhr eine Warnung mit der Warnstufe „Extreme Gefahr“ an die NINA-Warn-App ab. Man solle sich in ein Gebäude begeben, Fenster und Türen geschlossen halten und die 112 nur anrufen, wenn man Angaben zum Geschehen machen könne. Für das Kölner Stadtgebiet gibt es über die Warn-App eine „Gefahreninformation“, die darauf hinweist, dass dort aktuell keine Gefahr besteht.

Der Chempark warnte die Anwohner ebenfalls auf Twitter. In dem Tweet heißt es, dass die Ursache der Explosion noch unklar ist. Feuerwehr und Luftmesswagen seien im Einsatz.

Die Polizei hat während des laufenden Großeinsatzes aus Sicherheitsgründen das Autobahnkreuz Leverkusen-West gesperrt, ebenso die Fahrbahnen zwischen Kreuz West und Kreuz Leverkusen in beide Richtungen. Auch der Westring ist derzeit nicht befahrbar.

Die Baustelle der neuen Leverkusener Rheinbrücke ruht. Alle Arbeiten wurden sofort eingestellt, meldet die Autobahn GmbH. Alle Mitarbeiter der Baufirmen hätten die Baustellen verlassen. „Es sind im Bereich der Autobahnen keine Personen zu Schaden gekommen“, sagt ein Sprecher.

Der städtische Müllenstsorger Avea hat vorsorglich die Müllabfuhr ausgesetzt, das Avea-Wertstoffzentrum, das Avea-Müllheizkraftwerk Leverkusen und das Biomassezentrum Burscheid sind derzeit aus Sicherheitsgründen geschlossen. „Solange bis die Situation geklärt ist“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Avea bittet Bürger im Umkreis, keine Abfälle abzuliefern oder weiteren Hochwassersperrmüll rauszustellen.

Die Stadt Leverkusen hat einen Krisenstab einberufen, der den Großeinsatz koordiniert. Er ist in der neuen Leverkusener Hauptfeuerwache unweit des Chemparks zusammengetreten.

Derzeit wird auch der Chempark in Wiesdorf evakuiert, berichten Mitarbeiter aus dem Chempark.

Auch Currenta bestätigte gegen 11.45 Uhr, dass mehrere Mitarbeiter verletzt wurden. Weiter heißt es: Die Explosion habe sich im Tanklager des Entsorgungszentrums Bürrig zugetragen.

Gegen 13 Uhr meldete Chemparkbetreiber Currenta: „Der Brand nach der Explosion im Tanklager im Entsorgungszentrum Bürrig ist gelöscht.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes war von einem Toten und vier Vermissten die Rede. Inzwischen hat der Betreiber des Chemparks die Zahlen auf zwei Todesopfer und fünf Vermisste korrigiert. Wir haben den Text entsprechend angepasst.

Die Ursache für die Explosion ist noch unklar.

Die Ursache für die Explosion ist noch unklar.

Foto: Uwe Miserius

In einer früheren Version dieses Artikels haben wir an einer Stelle ein Foto gezeigt, das nicht mit der aktuellen Explosion in Leverkusen in Zusammenhang steht. Wir haben das Bild ausgetauscht und bitten den Fehler zu entschuldigen.

(bsch/bu/june/lha)
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