Giftstoffe im Rhein untersucht Nach Explosion im Chempark - Anwohner in Verfahren mit einbezogen

Leverkusen · Die Menge des während der Löscharbeiten in den Rhein geleiteten Insektizids Clothianidin unterschreite sowohl den Orientierungswert als auch die Grenzwerte zum Auslösen eines Rheinalarms. Die Kontrollbehörde nimmt zu den Untersuchungen rund um die Explosion Stellung.

Leverkusen: Schwere Explosion im Chempark - Rauchwolke über Bürrig
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Schwere Explosion in Leverkusen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Nach dem Explosionsunglück im Chempark-Entsorgungszentrum Bürrig  im Juli mit sieben Toten und 31 Verletzten wurde nun bekannt, dass während des Löschens über die Kläranlage Giftstoffe, konkret Inhaltsstoffe des Insektizids Clothianidin, in den Rhein geleitet wurden (wir berichteten). Nach Currenta äußert sich nun die Bezirksregierung Köln als Kontrollbehörde.

Sie „wurde einen Tag nach der Explosion darüber informiert, dass der Krisenstab der Currenta im Rahmen der Gefahrenabwehr entschieden hatte, Teile der aufgefangenen Wassermengen unter Zudosierung von Aktivkohle in die reguläre Abwasserbehandlung einzuleiten“.

Die Begründungen von Currenta „für die unmittelbar notwendige Maßnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr ist im Nachhinein nachvollziehbar. Zur Kontrolle der am Ablauf der Kläranlage in den Rhein eingeleiteten Stoffe wurde mit dem Landesumweltamt NRW (Lanuv) ein Messprogramm vereinbart. Dabei wurde der Stoff Clothianidin über einen Zeitraum von  neun  Tagen mit einer maximalen Konzentration von 120 Mikrogramm (µg)/Liter im Ablauf der Kläranlage gefunden. Es existiert für Clothianidin kein Grenzwert in Form einer Gewässerkonzentration im Rhein.“

Aber es gebe einen Orientierungswert von 0,08 µg/l. „Gemäß einer Mischungsrechnung des Lanuv wurde dieser Wert im Rhein nicht erreicht, das heißt unterschritten“. Es sei wegen der deutlichen Verdünnung im Fluss eine Konzentration des Insektizids von 0,035 µg/l berechnet worden. Auch die Schwellenwerte der Internationalen Kommission zum Schutze des Rheins, deren Überschreiten zum Rheinalarm führen, seien nicht erreicht worden.

Zur Explosion selbst heißt es: Nach bisheriger Erkenntnis habe nicht der Zustand der technischen Anlagen, sondern es hätten die Abfalleigenschaften und der Umgang damit zur Explosion geführt. Deshalb werde auch Currentas Sicherheitsmanagement und „die Regelungen zur Organisation der Abfallströme“ geprüft. Erst wenn dies beendet sei und „Maßnahmen zur sicheren Verhinderung vergleichbarer Unfälle entwickelt worden sind, kann an eine Wiederinbetriebnahme gedacht werden“. 

 Während der Löscharbeiten im Juli vermischte sich Löschwasser mit Tankinhalten.

Während der Löscharbeiten im Juli vermischte sich Löschwasser mit Tankinhalten.

Foto: Currenta

Zudem werde ein Begleitkreis installiert aus Vertretern von Kommunen, Lokalpolitik, weiteren Organisationen und Anwohnern. „Damit soll weitere Transparenz im Verfahren geschaffen werden. Außerdem wird die Möglichkeit eröffnet, die Belange des Begleitkreises direkt in das Verfahren einfließen zu lassen.“

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