Alarm in Leverkusen Erneute Explosion – der Chempark kommt nicht zur Ruhe

Leverkusen · Ein erneuter Schadensfall im Chempark hat am Mittwochabend die Warnapp Nina ausgelöst und die Anwohner aufgeschreckt. Ein Knall und eine weithin sichtbare Rauchsäule lösten einen Einsatz von Werk- und Berufsfeuerwehr aus. Der Gasaustritt wurde schnell gestoppt. Gefahr für Anwohner bestand nicht.

Leverkusen: Explosion im Chempark – Fotos
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Explosion im Chempark Leverkusen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ein gutes halbes Jahr nach der verheerenden Explosion in der Chemiemüllverbrennung des Chemparks, bei der sieben Menschen starben, und gerade mal neun Tage nach einer Verpuffung auf dem Werksgelände mit vier Verletzten, hat es am Mittwochabend erneut eine Explosion gegeben. Verletzt wurde diesmal niemand, wie ein Sprecher der Feuerwehrleitstelle kurz nach dem Ereignis sagte. Der Gasaustritt sei rasch gestoppt worden. Der Feuerwehreinsatz  wurde nach Abschlussarbeiten gegen 21.40 Uhr beendet, berichtet Chemparkbetreiber Currenta.

Es hatten sich gegen 19.50 Uhr per Notruf mehrere Anwohner bei der Feuerwehr gemeldet, die einen Knall gehört hatten. Zudem formierte sich eine Wolke weißen Rauchs über dem Werksgelände, ein unangenehmer Geruch breitete sich aus. Die Werkfeuerwehr erkannte schnell, dass es an einer Rohrbrücke – also an weit über der Erde hängenden Rohren – eine kleinere Explosion gegeben hatte. Unterstützt von der Berufsfeuerwehr machten sich die Helfer daran, den Schaden einzudämmen. „Die Einsatzkräfte hätten „Wasserschleier“ gelegt, um die Folgen des Gasaustritts zu lindern, heißt es. Die Rohrleitung war geborsten und wurde außer Betrieb genommen. In der Leitung befand sich nach Angaben von Currenta  3,4-Dichlornitrobenzol. Diese Basischemikalie, die der Spezialchemiekonzern Lanxess in Leverkusen herstellt, wird etwa zur Herstellung von Kosmetik, Farbstoffen und Pflanzenschutzmitteln (Herbizide) verwendet.

Erst am 31. Januar waren bei einer Verpuffung in einem Lanxess-Betrieb vier Personen verletzt worden. Bei dem Vorfall waren nach Angaben des Unternehmens nitrose Gase (stickstoffhaltige Gasgemische) freigesetzt worden, dabei war eine gelbe Wolke zu sehen.

Unterdessen gehen die Ermittlungen zu den Hintergründen des Explosionsunglücks im Juli und für eine möglicher schrittweise  Wiederinbetriebnahme der Anlage weiter. Störfallexperte Christian Jochum, der mit eine dreiköpfigen Team seit Dezember  – neben anderen von verschiedenen Seiten bestellten Sachverständigen  – untersucht, sagt: „Dieser schwarze Tag wird die Stadt und den Chemiestandort Leverkusen für immer prägen.“ Das Gutachten und die Beauftragung seines Teams ist eine Initiative der Bezirksregierung Köln und des NRW-Umweltministeriums. Bezahlt wird das Gutachten von Currenta. „Das ergibt sich aus dem Verursacherprinzip. Es wäre sicher falsch, wenn der Steuerzahler hierfür aufkommen müsste“, erläutert der Experte. Vergangene Woche hatte Jochum im Begleitkreis (es treffen sich Vertreter der Städte Leverkusen und Köln, der benachbarten Kreise, aus Politik, Anwohnerschaft und Umweltverbänden) erste Ergebnisse vorgestellt. Es ging um die Frage, unter welchen Bedingungen eine Teilinbetriebnahme der Abfallverbrennungsanlage wieder möglich sein könnte (wir berichteten).

Bis Ende Februar soll die Bewertung, „ob beziehunsgweise mit welchen Ergänzungen das Konzept für ein reduziertes Spektrum von Abfällen sicher realisiert werden kann“, vorliegen. Für den 23. Februar ist die dritte Sitzung des Begleitkreises terminiert.

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