Leverkusen Experte: Eltern lassen Kinder zu selten draußen spielen

Leverkusen · "Als ich so alt war wie Du, bin ich noch den ganzen Tag auf Bäume geklettert und saß nicht vor solchen Dingern!" Diesen Satz haben schon viele Kinder und Jugendliche gehört. Und mit "Dinger" meinen die Erwachsenen oft die komplette Bandbreite der medialen Beschallung - Smartphone, Tablet, Spielekonsolen, Fernsehgeräte oder Computer.

Doch wie lockt man Familien wieder an die frische Luft? Mehr als ein Jahr lang hat sich das Naturgut Ophoven mit Experten mit dieser Frage beschäftigt. "Die Freizeit der gegenwärtigen Kindergeneration verlagert sich zunehmend nach drinnen. Familien gehen viel weniger in die Natur", berichtet Sonja Faßbender vom Naturgut Ophoven. Obwohl die Bedeutung von Natur für eine gesunde Entwicklung von Kindern unbestritten sei, sehen viele Eltern nicht die Notwendigkeit ihren Kindern diese Zeit zu geben. Das läge an vielen Faktoren. "Vielen Eltern erscheint Klavier, Englisch oder Ballett sinnvoller als das Spielen am Bach oder der Bau einer Hütte im Wald", berichtet Faßbender weiter.

Volle Terminkalender, Leistungsdruck aber auch fehlende Inspiration der Eltern seien ausschlaggebend. Für Professor Ulrich Gebhard, gibt es noch weitere Faktoren: "Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass die Kinder rauswollen, aber von den Eltern nicht gelassen werden. Sie haben Angst, dass etwas passiert". Diese Angst sei total unbegründet, würde man mit Versicherungen sprechen, sagt der Erziehungswissenschaftler, der an der Uni Hamburg Didaktik der Biowissenschaften lehrt. Die Unfallgefahr beim freien Spielen an der frischen Luft sei so gering, dass man sich keine Sorgen machen müsste.

Des Weiteren würden Eltern nicht viel Aufwand betreiben wollen, um in die Natur zu gelangen. Deshalb sei es notwendig, dass man in den einzelnen Städten sogenannte Naturerfahrungsräume zur Verfügung stelle. "Wer erst noch mit dem Auto einige Kilometer fahren muss, um die Natur zu genießen, bleibt am Ende doch zu Hause oder entscheidet sich für ein größeres Event", lautet sein Fazit.

Als Konsequenz sollte man den Fokus mehr auf die Eltern als auf die Kinder legen, als Ratgeber zur Seite stehen. "Wir können viel vom Marketing kommerzieller Freizeitanbieter lernen, die auch Anreize für die Eltern und nicht nur für die Kinder schaffen", betonte Ute Pfeiffer Frohnert vom Naturgut Ophoven und ergänzt: "Auch den Eltern muss es Spaß machen, draußen mit den Kindern Zeit zu verbringen."

(hawk)
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