Leverkusen EVL wechselt den Gaslieferanten

Leverkusen · Die Gaspreiserhöhung der Energieversorgung Leverkusen wird scharf kritisiert. Kunden sehen sich als Melkkuh, die für die Schulden der Stadt Leverkusen gemolken wird. Verbraucherschützer nennen den Preisanstieg "unbegründet".

Die EVL-Vertriebsexperten sehen nach eigener Berechnung die EVL beim Gaspreis im Mittelfeld der Städte zwischen Bonn und Duisburg. Die Preispolitik steht trotzdem in der Kritik.

Die EVL-Vertriebsexperten sehen nach eigener Berechnung die EVL beim Gaspreis im Mittelfeld der Städte zwischen Bonn und Duisburg. Die Preispolitik steht trotzdem in der Kritik.

Foto: EVL

Rund 200 Stadtwerke in der Bundesrepublik haben Gaspreiserhöhungen zum 1. Oktober angekündigt. Ausgerechnet vor der verbrauchsintensiven kalten Jahreszeit. Die EVL-Experten beziffern die Mehrkosten pro vierköpfiger (Modell-)Familie auf durchschnittlich 14 Euro pro Monat (168 Euro pro Jahr). Falsch, kritisiert da schon Gunnar Harms. Der Vorstand des "Bundes der Energieverbraucher" geht von einer anderen Berechnungsgrundlage aus: von den sechs Wintermonaten. Nehme man diese als Basis, steige der durchschnittliche Monatspreis für Gas bei der EVL um 20 Euro pro Monat.

Auf der Internetseite rp-online schimpft ein Leser über die Preispolitik: "Eine Vermutung liegt darin, dass die EVL ihre Zwangsspende zur Gleisverlegung für die Wahnstadt (Bahnstadt) refinanzieren muss." Er fragt sich auch, ob frühere Besuche von EVL-Vertretern und Politikern auf Bohrinseln dazu führten, dass zu langfristige Lieferverträge abgeschlossen wurden.

EVL-Vertriebsleiter Frank Bolsenkötter weist die Kritik zurück. In einem Punkt erinnert er an eine wichtige Änderung: Dem bisherigen Gaslieferanten Eon/Ruhrgas ist zum 30. September gekündigt worden. Die EVL kauft ab Oktober das Gas von der "Rheinenergie Trading". Die Firma der Kölner Stadtwerke beziehe das Gas aus mehreren Quellen und über die Börse, berichtet Bolsenkötter. (Die Rheinenergie hält die Hälfte der EVL-Anteile).

Ein Vorteil: Die Rheinenergie kauft bei Firmen, bei denen der Gaspreis nicht an die Ölpreisentwicklung gekoppelt ist. Die russischen Lieferanten von Eon halten dagegen an der Ölpreisbindung fest. Zudem erhofft sich die EVL-Spitze, dass die Rheinenergie über die großen Gasmengen, die sie abnimmt, Preisvorteile erzielt. "Immer im Vergleich zum bisherigen Eon-Ruhrgasvertrag gesehen", betont Bolsenkötter: "Die jetzige Preiserhöhung vollziehen wir ungern, wie überhaupt jede Preiserhöhung." Seit Jahresbeginn sei der Gaspreis des EVL-Lieferanten um bis zu 13 Prozent gestiegen. Jetzt müsse die EVL handeln. "Wir machen dies nicht mit Blick auf die Gewinne", sagt Bolsenkötter. Der Vorwurf, die EVL wolle für die verschuldete Stadt Leverkusen ausreichend Überschüsse erwirtschaften, sei falsch. Auch die Kritik von Verbrauchervertreter Harms, die Rheinenergie Köln biete Gas zum Festpreis bis 2013 an, ziehe so nicht. Dieser Gaspreis sei ein Sonderangebot der Rheinenergie, "es ist wie eine Wette auf den Preisanstieg", erklärt Bolsenkötter. Für diese Kunden bleibe der Gaspreis immer bis 2013 unverändert, auch bei fallenden Kursen. Die EVL, da ist sich Bolsenkötter sicher, stehe im Vergleich zu Nachbarstädten gut da.

(RP)
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