Leverkusen Evakuierung bei weiteren Bomben
Leverkusen · Der Bombenentschärfer wartet, bis das Remigius-Hospital leer ist.
Der Bombenfund am Opladener Bahnhof und die großräumige Evakuierung waren in der vergangenen Woche eigentlich eine Art von Generalprobe für weitere außerordentlich mögliche Fälle. Experten gehen davon aus, dass immer noch eine große Zahl von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg vor allem auch in Bahnhofsnähe im Boden liegen. Deshalb sind die Notfall- und Evakuierungspläne so aktuell wie nie, aber auch die damit verbundene Frage an die Stadtverwaltung als zuständige Ordnungsbehörde:
Darf man sich der Evakuierung widersetzen? "Weigern sich Bürger den Gefahrenradius zu verlassen, kann die Ordnungsbehörde einen Platzverweis aussprechen, damit zum Beispiel weitere Räumungsarbeiten nicht behindert und die Gefahrenbeseitigung nicht weiter verzögert wird," antwortet Stadtsprecherin Dr. Ariane Czerwon. In der bisherigen Praxis habe sich gezeigt, dass die Betroffenen die Notwendigkeit einer Evakuierung in aller Regel akzeptierten. In Ausnahmefällen wirkten Mitarbeiter des Ordnungsamtes argumentativ auf Betroffene ein.
Doch wie sieht es aus, wenn durch die Evakuierung ein großer wirtschaftlicher Schaden entstehen würde? "Dasselbe gilt für betroffene Betriebe und Mitarbeiter. Hier würde im Einzelfall geprüft und versucht, zu einer unter Sicherheitsaspekten vertretbaren Lösung zu kommen." Dazu sei zu berücksichtigen, ob ein betreffender Betrieb "in der ersten Reihe" zum Gefahrenbereich liege: "Dann gibt es keinen Ermessensspielraum", sagt Czerwon.
Wie liefe eine Evakuierung des Remigius-Hospitals ab?
Nicht evakuiert wurde das in der Nähe des Bahnhofes befindliche Remigius-Krankenhaus: "Noch mal Glück gehabt", atmete die Sprecherin der Kplus-Gruppe, Cerstin Tschirner, die das Haus betreibt, zwar auf. Der Bombenfund habe aber vergegenwärtigt, wie wichtig das Notfallkonzept sei, das in solchen Fällen sofort aktiviert werde, sagte Tschirner. Mindestens acht Stunden würde das Remigius-Haus für eine Auslagerung aller Kranken benötigen, informierte die Sprecherin. Die Bombe werde aber auf jeden Fall erst dann entschärft, wenn alle Patienten das Haus verlassen hätten: "Die warten auf uns", versichert die Sprecherin. Die Patienten müssten sogar mit ihren Krankenakten ordnungsgemäß entlassen werden.
Auch laufende Operationen würden zuerst beendet, bevor das Krankenhaus evakuiert werde. Da das Remigius-Krankenhaus eine 22 Plätze große Intensivstation habe, müsse im Notfall auch der mobile Intensivzug von der Feuerwehr angefordert werden. Einen übrigens nicht zu unterschätzenden zusätzlichen personellen Aufwand stellten die besorgten Angehörigen dar, die alle im Krankenhaus anriefen, ob ihre Angehörigen außer Gefahr seien. Nicht zuletzt deshalb werde auch das Personal, das gerade frei hat, im Falle einer Evakuierung zum Dienst zurückgerufen. Der Notfallplan für das Krankenhaus sei bereits vor dem Baubeginn der Neuen Bahnstadt Opladen aufgestellt worden: "Man war damals schon davon ausgegangen, dass noch etliche Kriegsbomben bei den Bauarbeiten auftauchen würden", weiß Tschirner.