Leverkusen Europakrise: Asien hilft Lanxess

Leverkusen · Konzern-Manager Heitmann blickt optimistisch nach vorn. Doch auch Lanxess spürt die Nervosität der Kunden ob der europäischen Schuldenkrise. "Wir können ein schwächelndes Europa kompensieren", sagt er.

 Axel Heitmann gestern: "Wir werden in diesem Jahr erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro überschreiten."

Axel Heitmann gestern: "Wir werden in diesem Jahr erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro überschreiten."

Foto: Lanxess

Wie Axel Heitmann wohl mit weißem Rauschebart und rotem Mantel aussehen würde? Aber auch ohne hat der Lanxess-Chef schon einmal milde Gaben verteilt. Beziehungsweise versprochen: Weil das Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in diesem Jahr zum ersten Mal die magische Schwelle von einer Milliarde Euro überschreiten werde und dazu die Mitarbeiter weltweit mit ihrem "großartigen Einsatz ganz wesentlich beigetragen haben", dankt der Vorstand es mit einrr Aufstockung der Mitarbeitergewinnbeteiligung um 20 Millionen Euro.

Damit stehen für die Mitarbeiter weltweit, die an dem Beteiligungsprogramm teilnehmen, etwas mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung. Im vergangenen Jahr waren es "nur" rund 70 Millionen.

Kunden fahren Lager zurück

An alle anderen verteilte Heitmann gestern etwas weniger Materielles: Zuversicht in (Schulden-)Krisenzeiten in Europa. "Sollte Europa schwächeln, können wir das durch Asien kompensieren", sagte der Manager bei der Vorstellung der Bilanz für das dritte Quartal im laufenden Geschäftsjahr in dem ihm eigenen überzeugten Sprachduktus. "Asien mit Lateinamerika macht mittlerweile 37 Prozent am Konzernumsatz aus", setzt er hinterher. Zum Vergleich: Deutschland ist mit 17 Prozent am Konzernumsatz beteiligt.

Freilich aber sieht auch der (zumindest was die Entwicklung von Lanxess angeht) optimistisch gestimmte Heitmann dunkle Wolken am Wirtschaftshimmel aufziehen. "Täglich prasseln neue negative Meldungen von den Finanzmärkten und aus der Politik auf unsere Kunden nieder. Wir merken deutlich, dass sie nervös sind und gegen Ende des vierten Quartals ihre Lagerbestände runterfahren werden, auch jetzt schon stückeln Kunden ihre Aufträge", sagte Heitmann und wollte auch eine Prognose für 2012 nicht wagen.

Seinen Optimismus, dieses Jahr für Laxness wieder zu einem Rekordjahr zu machen, ließ sich der 52-Jährige nicht nehmen. Er ließ Quartalszahlen sprechen: Die wohl wichtigste Kenngröße, das Ebitda (vor Sondereinflüssen), wuchs um 27 Prozent auf 311 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten verzeichnete der Konzern ein Ebitda von 972 Millionen Euro, übertraf damit das bisherige Rekordergebnis des Gesamtjahres 2010 und kratzt merklich an der Milliarden-Marke. Und auch wenn Heitmann wegen der Unsicherheiten etwa am Finanzmarkt mit einem schwächeren vierten Quartal rechnet, hielt er an seiner Jahresprognose fest: "Wir rechnen unverändert mit einer Zunahme des Ebitda um rund 20 Prozent und werden damit erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro übertreffen."

So ließ Heitmann sich gestern auch nicht zu einem Kommentar hinreißen über einen Zeitungsbericht zu einer möglichen Fusion zwischen Lanxess und dem Evonik-Konzern. Heitmann sagte schlicht: "Jeder darf in diesem Land frei seine Meinung äußern."

(RP)
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