Leverkusen/Düsseldorf Eklat: "Schlesier" wählen Pawelka ab

Leverkusen/Düsseldorf · Der Ex-CDU-Ratsherr aus Rheindorf verlor den Bundesvorsitz der Landsmannschaft wegen "polenfeindlicher Aussagen".

Polarisiert hat Rudi Pawelka schon immer. Das war zu seiner Zeit als Rheindorfer CDU-Politiker im Leverkusener Stadtrat so — und das war auch in seiner Funktion als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien nie anders.

Doch so heftig wie am vergangenen Samstag zwischen 13 und 18 Uhr im Düsseldorfer Gerhard-Hauptmann-Haus hat Pawelka selten in der Kritik gestanden. Nach einem, wie Teilnehmer berichten, stundenlangen Schlagabtausch auf der außerordentlichen Bundesdelegiertenversammlung stand fest: Ein von den Landesverbänden Bayern und Baden-Württemberg gestellter Abwahl-Antrag findet mit 28 zu 21 Stimmen eine Mehrheit. Pawelka ist als Bundesvorsitzender Geschichte.

Kritiker warfen dem 73-Jährigen immer wieder antipolnische Äußerungen vor. Erst im Juni beim Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover hatte er einen Eklat ausgelöst. Er soll in seiner Rede gefordert haben, Polen und Tschechien müssten sich für die Vertreibung von Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg entschuldigen und die Vertriebenen entschädigen. Niedersächsische Landespolitiker hatten sich empört gezeigt.

Pawelka selbst sieht sich als Opfer einer Intrige, hinter der er den bisherigen Präsidenten der Schlesischen Landesvertretung Niedersachsen vermutet, den Universitätsprofessor Michael Pietsch. Gegenüber unserer Zeitung sagte Pawelka, Pietsch habe sich hinterhältig verhalten, indem er unter anderem Teile seiner Rede dem niedersächsischen Innenministerium vorab habe zukommen lassen. Dass die ihm zugeschriebenen Äußerungen in dieser Schärfe nie gefallen seien, habe Pietsch nicht interessiert. "ich bin der Gejagte", findet Pawelka. Pietsch dagegen berichtet im RP-Gespräch, er habe in seiner Funktion als Präsident stets die Moderation bei den Deutschlandtreffen übernommen, und dort unmittelbar erlebt, wie viel Porzellan Pawelka mit seiner "abstoßend eitlen und unversöhnlichen Art" immer wieder zerschlagen habe.

"Christian Wulff hat mir in seiner Zeit als Ministerpräsident noch diplomatisch zu verstehen gegeben, dass er aus ,Termingründen' vor Pawelkas Rede geht", erzählt er. Nachfolger David Mc Allister sei dagegen während der Rede aufgestanden und kommentarlos gegangen. "Als jetzt die neue SPD-geführte Regierung ankündigte, der Innenminister wolle erst nach Pawelkas Rede sprechen, wusste ich — der wird reagieren, wenn Herr Pawelka wieder mit polenfeindlichen äußerungen kommt." Und genau die hätten sich dann auch im Redemanuskript gefunden. Man habe handeln müssen, "sonst verfestigt sich ein Bild einer rückwärts gewandten Organisation, das uns überhaupt nicht entspricht." Nach dem jetzigen erneuten Vorfall habe er daher die Moderation und damit auch den Landesvorsitz niedergelegt, sagt Pietsch. Dieses Signal brachte Ereignisse ins Rollen, an deren Ende die Abwahl Pawelkas stand.

Polenfeindlich? Davon will Pawelka nichts wissen. "Es ist bestimmt kein Zeichen der Abgrenzung, wenn ein Pole aus dem polnischen Vertriebenenverband mein Vertreter im Präsidentenamt der Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen ist", argumentiert er. Erst recht nicht, wenn ihm die Sporthochschule Posen eine Forschungsarbeit zukommen lasse, damit er sie rezensiere.

Pawelka will als NRW-Landeschef der Schlesier denn auch vorerst weitermachen, um — wie er behauptet — "Pietschs Intrige" aufzudecken. Der sei übrigens auch für die Drohung verantwortlich, wenn Pawelka nicht abgewählt werde, werde der Landsmannschaft der Mietvertrag ihres Domizils gekündigt.

Mit Pawelka, sagt Pietsch dagegen, verhalte es sich wie mit dem Mann auf der Autobahn, der im Radio die Warnung vor einem Geisterfahrer hört und laut ausruft: "Einer? Hunderte!"

(RP)
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