Leverkusen Einmal hinter die Werkstore schauen

Leverkusen · Für Besucher bietet Chempark-Betreiber Currenta an jedem ersten Samstag im Monat Rundfahrten über das Industriegelände in Wiesdorf, Flittard und Bürrig an. Einblicke gibt es von Spezialchemie bis zur Entsorgungswirtschaft.

 Mit Besucherausweisen ausgerüstet waren auch Familie Melchert mit Vater André, Mutter Verena und Tochter Vivian (2. von rechts) dabei.

Mit Besucherausweisen ausgerüstet waren auch Familie Melchert mit Vater André, Mutter Verena und Tochter Vivian (2. von rechts) dabei.

Foto: Uwe Miserius

Von außen sind nur unendlich viele Rohrleitungen und große Gebäudekomplexe zu sehen. Es quillt weißer Dampf aus zahlreichen Schornsteinen. "Uns ist es schon interessant, mal einen Einblick hinter die Werkstore zu bekommen", findet André Melchert. Die ganze Familie Melchert ist bei der Rundfahrt durch den Champark dabei. Im Internet ist André Melchert auf das Angebot gestoßen. "Wir kommen aus Leverkusen, sehen das Gelände regelmäßig. Aber eben nur von außen." Jetzt soll es hinter die Werkstore gehen.

Verständnis für die chemische Industrie wolle man wecken, sagt Mark Mätschke vom Chempark-Betreiber Currenta. "Und natürlich ein Stück weit den ,Mythos Chempark' lüften." Vorbehalte sollen aus der Welt geschafft und die Wirtschaftskraft der Chemiestandorte in Nordrhein-Westfalen betont werden. Immerhin werden rund 22 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes der Chemiebranche in NRW erwirtschaftet. Zudem finden über 28 000 Menschen allein am Standort Leverkusen Arbeit.

Mit zwei Reisebussen geht es rund eineinhalb Stunden durch den Chempark. Besucherführerin Doris Stemmler liefert Fakten und Hintergründe zu den verschiedenen Firmen und Produktionsmechanismen am Standort. Immer wieder erntet sie erstaunte "Ohs" und "Ahs". So verblüfft es zum Beispiel, dass viele Betriebe mit einem Tunnelsystem verbunden sind. Nur so sei der wetterunabhängige Transport verschiedener Güter möglich.

Vorbei geht die Tour am Bayer-Logistikzentrum mit über 27 000 Paletten, dem Verladebahnhof und den Gebäuden von Kronos Titan. "Die stellen Titandioxid her, welches fast überall in weißer Deckfarbe zu finden ist", erklärt Stemmler. "Jetzt weiß ich endlich mal, was die machen", sagt eine Teilnehmerin erstaunt. Weiter geht es zur Chlorproduktion, die jeden Tag 800 Tonnen hochgiftiges Chlorgas produziert, und zum imposanten Bayerkreuz.

"Lanxess ist größter Produzent im Chempark, Bayer mit rund 10 000 Stellen aber größter Arbeitgeber. Das liegt daran, dass Bayer hier viel Verwaltung hat", berichtet Stemmler. Lanxess gehörte früher zu Bayer.

Zum Schluss führt die Fahrt noch auf das Entsorgungsgelände. Ganz oben auf der Deponie gibt es einen Rundumblick, sogar der Kölner Dom ist zu erkennen. 40 000 Einwohner könnten mit der Abwärme der Verbrennungsanlage versorgt werden. "Wir möchten natürlich auch betonen, wie nachhaltig wir hier arbeiten", sagt Mätschke.

Familie Melchert ist zufrieden. "Wie die Firmen zusammenarbeiten, das ist schon beeindruckend", sagt Vater André. "Es sieht alles so unübersichtlich aus", findet Vivian. "Aber es funktioniert doch gut." Auch die Fahrt auf die Deponie fand sie spannend. "Die sieht man ja immer von weitem, aber mal raufzufahren, war schon interessant."

(jim)
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