Zum Mühlentag Eine Zeitreise im Sensenhammer

Rund 100 Besucher kamen beim Mühlentag in das Industriemuseum, um mehr über die alte Fabrik zu erfahren.

 Dirk Kaiser (rechts, schwarzes Oberteil) führte die Besucher durch die Mühle.

Dirk Kaiser (rechts, schwarzes Oberteil) führte die Besucher durch die Mühle.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Dass sich die ehemalige Sensenfabrik Kuhlmann im Jahr 1778 ausgerechnet an der Dhünn in Schlebusch ansiedelte, lag am Gefälle des Flüsschens. Denn an der Stelle hatte es genügend Wasserkraft zum Antrieb der Dampfmaschinen und Turbinen. Mit Hilfe dieser Kraft sowie der Rohstoffe Stahl und Kohle konnten schon bald sogenannte Rohstahlknüppel produziert werden, die wiederum im Kleineisengewerbe des Bergischen Landes weiterverarbeitet wurden.

1829 wurde die erste Stauanlage gebaut, 1907 kamen eine weitere Turbine und ein Kraftwerk hinzu, um Energie speichern zu können. Ende der 1920er Jahre errichteten Heinrich Kuhlmann und dessen Schwager Hans Schäperclaus ein zusätzliches Wehr zur besseren Ausnutzung der Wasserkraft für die Sensenfabrik. Ab 1967, also rund 40 Jahre später, nahm die fünfte und letzte Turbinengeneration – eine Vertikalturbine mit Winkelgetriebe und Drehstromgenerator – für 20 Jahre die Tätigkeit auf. 1987 folgte die endgültige Stilllegung der Fabrik.

Was es mit dem Wehr, dem Turbinenhaus und dem heute noch gut erhaltenen Kraftwerksraum im ehemaligen Wasserkraftwerk der Sensenfabrik – dem heutigen Industriemuseum – auf sich hat, zeigte am Sonntag ein Blick hinter die Kulissen. Die normalerweise unzugänglichen Bereiche werden nur einmal im Jahr – am Deutschen Mühlentag – für die Allgemeinheit geöffnet. „Erst seit die Anlage stillgelegt wurde und der Förderverein Freudenthaler Sensenhammer im November 2009 das Wasserrecht zugunsten einer Fischumgehung an die Bezirksregierung Köln zurückgegeben hat, können wir das überhaupt zeigen“, informierte Ehrenamtlerin Renate Steudel.

Rund 100 Personen – und damit deutlich mehr, als im Vorjahr – nutzten die Gelegenheit. Rund 30 wanderten zum Wehr, um rund eine Stunde den Ausführungen von Dirk Kaiser zu lauschen. Er informierte beispielweise, dass Schlebusch früher mehrfach durch das Hochwasser der Dhünn überflutet wurde und sich die Lage erst mit dem Bau der Dhünntalsperre deutlich verbesserte.

Armand Malek aus Alkenrath staunte: „Ich wusste das nicht, obwohl wir früher als Kinder oft hier gespielt haben.“ Aus Bergisch Neukirchen waren Alexander Schmitz und Janin Rauser eigentlich gekommen, um sich den Sensenhammer als möglichen Ort für ihre im Sommer nächsten Jahres geplante Hochzeit anzuschauen. Nach der Führung waren aber auch sie ganz begeistert.

Etwa 50 Besucher interessierten sich mehr für das Kraftwerk und staunten dort über die beiden Francis-Turbinen, die einst 155 Kilowattstunden produzierten. Bis heute ist die Francis-Turbine der am meisten verbreitete Turbinentyp bei Wasserkraftwerken und wird vor allem in Laufwasserkraftwerken und Speicherkraftwerken eingesetzt. Ihre Leistung erstreckt sich von zehn Kilowattstunden bis mehr als 700 Megawatt. Zum Vergleich: Mit der Energie aus einer Kilowattstunde lässt sich heutzutage die Waschmaschine bei einem 60 Grad-Waschgang betreiben oder fünf Stunden am Computer arbeiten.

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