Leverkusen Eine gesellig-besinnliche Runde gegen die Einsamkeit an Heiligabend

Leverkusen · An Verpflichtungen mangelt es Pfarrer Heinz-Peter Teller in den Weihnachtstagen nicht, aber die Zeit für den Besuch von "Heilig Abend nicht allein" im Gemeindesaal der evangelischen Bielertkirche nimmt er sich gerne.

 Vorbereitung für den Heiligabend an der Bielertkirche in Opladen: Ellen Wolter und Bernhard Steinacker vom Vorbereitungsteam verteilen Päckchen.

Vorbereitung für den Heiligabend an der Bielertkirche in Opladen: Ellen Wolter und Bernhard Steinacker vom Vorbereitungsteam verteilen Päckchen.

Foto: UM

Das ist der Ort für alle, die den 24. Dezember nicht im Kreis der Familie erleben können. Er erzählt den Besuchern dort ein wenig und isst mit ihnen, genau wie der evangelische Kollege Manfred Jetter, der im Laufe des Abends mit seiner Gitarre vorbeikommt.

"Die Leute freuen sich riesig darüber, das ist das schönste Erlebnis für mich", sagt Teller und lobt die "ganz tolle Aktion", die ihren Ursprung in einer Protestbewegung von Jugendlichen hat. Die forderten zu Beginn der 70er Jahre, auf den großen Tannenbaum in der Kirche zu verzichten und das eingesparte Geld sinnvoller zu investieren.

Für Menschen etwa, auf die keine heimelige Weihnachtsstube, weder Familie noch Festessen wartet. 1972 gab es nach heftigen Diskussionen beides, den gewohnten Tannenbaum und nebenan im Gemeindehaus den gedeckten Tisch für besagten Personenkreis. Anfangs kamen tatsächlich mehrere Obdachlos.

Mittlerweile habe sich die Zusammensetzung längst geändert, weiß Bernhard Steinacker, der die Rolle des "Empfangschefs" übernahm und bis heute die eintreffenden Gäste geschickt platziert, damit Gespräche in Gang kommen. Seit am Heiligen Abend die Kneipen geöffnet haben, blieben die Obdachlosen weg. Stattdessen kommen Alleinstehende, zunehmend mit Gehbehinderungen und viele von ihnen seit Jahren. "Gibt es wieder die leckere Hühnersuppe?" Das ist häufig ihre erste Frage, die Steinacker glücklicherweise immer mit "ja" beantworten kann, auch wenn die Köche in den vier Jahrzehnten gewechselt haben.

Materielle Wünsche haben die Besucher nicht, aber jeder bekommt etwas zum Auspacken. Ellen Wolter, die den Vorbereitungskreis für "Heilig Abend nicht allein" leitet, kauft und verpackt die Geschenke. Auch der Töpferkreis hat Kleinigkeiten hergestellt, die ebenso eingesteckt werden können wie die Blumendekoration: Weihnachtssterne.

Ein großer Wunsch ist der nach Heimeligkeit an diesem besonderen Abend im Jahr. Darum geben sich alle im Vorbereitungsteam besondere Mühe beim Schmücken und der Programmgestaltung. Dazu gehört das Vorlesen des Weihnachtsevangeliums, der Besuch beider Pfarrer, eventuell Spiele und Singen. Bis zu seiner Pensionierung 2006 spielten Pfarrer Dieter Witt und seine Söhne Geige. Hin und wieder konnte jemand am Klavier begleiten. Dieses Mal haben sich ein Akkordeon- und ein Gitarrenspieler angemeldet. Seit 2008 findet die Veranstaltung auf ökumenischer Basis statt.

Weil für viele der Heimweg ein Problem darstellt, bucht Ellen Wolter frühzeitig bei Taxi Rhein-Wupper Fahrzeuge für 22.15 Uhr, wenn de Abend ausklingt.

(mkl)
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