Leverkusen Einblicke in die Nanowelt

Leverkusen · Das BayKomm zeigt über 40 elektronenmikroskopische Aufnahmen des Schweizer Molekularbiologen Dr. Martin Oeggerli. Moleküle werden mit 3-D-Brille plastisch und lassen sich durch Gesten steuern.

 Der Molekularbiologe Dr. Martin Oeggerli stellt seine schönsten

Der Molekularbiologe Dr. Martin Oeggerli stellt seine schönsten

Foto: Uwe Miserius

Regelmäßig werden Bilder von Dr. Martin Oeggerli unter seinem Künstlernamen "Micronaut" in renommierten Zeitschriften publiziert, viele wurden mit Preisen ausgezeichnet. Aber das Sichtbarmachen von winzig kleinen Details der Natur, die nicht mal mit dem normalen Mikroskop zu erkennen sind, begeistert ihn noch immer – von Routine keine Spur.

"Ich bin immer wieder überwältigt, wie schön diese Strukturen aussehen", schwärmt er und zeigt eine Aufnahme von Vergissmeinnicht-Pollen, "den kleinsten Pollen der Welt", die aufwendig mit schönsten Ornamenten verziert sind. Eigentlich ist der Molekularbiologe Oeggerli kein Fotograf, denn sein Werkzeug ist das Rasterelektronenmikroskop, kurz REM. Erstmals sind die schönsten seiner Aufnahmen in einer Ausstellung zu sehen, die Bayer bis zum 1. Juli im BayKomm zeigt. Parallel wird offiziell der neu eingerichtete Themenraum "Faszination Forschung" vorgestellt, in dem vier Aufnahmen aus der Mikro- und Nanowelt in wandfüllender Größe zu sehen sind. Hier wird auch die unmittelbare Verbindung zwischen Wissenschaftsfotografie und dem "Erfinderunternehmen" Bayer deutlich.

"Einerseits haben alle Vergrößerungen, die Martin Oeggerli zur besseren Wahrnehmung kolorierte, schlicht einen ästhetischen Wert. Aber sie sind auch Grundlage für den Forscher, der beispielsweise die bis zu 100 000-fache Vergrößerung der Netzhaut nutzt, um ein neues Produkt zur Makuladegeneration zu entwickeln. Dem Wissenschaftler reicht dazu das Originalbild aus dem REM, das nur schwarzweiß ist. Hat er ein Präparat aufbereitet und ein aussagekräftiges Bild angefertigt, dann koloriert Oeggerli die Aufnahme nach. Eine mühevolle Arbeit, die pro Motiv 20 bis 100 Stunden dauern kann. Er erweckt es so zum Leben, denn der Mensch ist es nun mal gewohnt, sich an Farbe zu orientieren. Außerdem kann er so wissenschaftliche Aspekte hinzufügen. Der Stoff geht ihm dabei nicht aus. "Das ist so faszinierend, wir können auf Entdeckungsreise gehen, wo wir sind", sagt er. Ein schwimmendes Netz von Mückenlarven, das in aufgearbeiteter Vergrößerung so dekorativ wie ein Lochmusterdeckchen aussieht, fischte er aus seiner Regentonne, bei der Blutgerinnung gebildete Gerinsel stammen von seinem eigenen Blut, der Rostpilz von einer Pflanze. Er hat diverse Floharten präpariert und eine ganze Kollektion von Pollen. Wissenschaftler aus aller Welt versorgen ihn inzwischen mit Präparaten.

Im neuen Themenraum "Faszination Forschung" bekommen Besucher mit 3-D-Brillen einen besonderen Einblick in winzige Protein-Strukturen. Moleküle werden per Gestensteuerung bewegt.

(mkl)
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