Leverkusen Ein Künstlerleben in Stahlbeton

Leverkusen · Klare Architektur inspirierte Ute Langanky zu Malerei und Fotoserien, die sie ab Sonntag im Künstlerbunker zeigt.

Passanten mögen den Opladener Künstlerbunker, der Einwohnern im Krieg Schutz bot, als wuchtig und abweisend empfinden. Ute Langanky jedenfalls hat ausgesprochen ästhetische Detailaufnahmen von den Rundungen des massiven Betonbaus gemacht. Mit einer zwölfteiligen Serie nimmt die Künstlerin, die derzeit auf Einladung der Künstlergemeinschaft in der Galerie ausstellt, Bezug auf den Ort. Architektur ist ihr großes Thema, insbesondere solche aus Stahlbeton. Damit erklärt sich auch der Titel der Ausstellung: Concrete. Es ist die englische Bezeichnung für Beton. Zum anderen ist "konkrete Kunst" Fachbegriff für eine Richtung, die auf mathematisch-geometrischen Grundlagen beruht.

Die Arbeiten von Ute Langanky bewegen sich auf der Schwelle zur Abstraktion, lassen aber das reale Ursprungsmotiv immer noch erkennen. Das hat die Fotografin in ihr mit der Kamera festgehalten, ausgewählt mit dem künstlerischen Blick der Malerin in ihr. Motive aus Fotoserien hat sie in großformatige Malerei übertragen. Es sind allersdings keine Vorstufen oder Ideenskizzen, sondern eigenständige Werkgruppen, sozusagen mit der Kamera gemalt und am Computer behutsam nachbearbeitet. Durch das Herausziehen von Farbe und Zuspitzung der Kontraste abstrahierte sie Aufnahmen. Bei anderen veränderte sie die Sicht durch die Umkehrung ins Negativbild.

"Ich wohne in Stahlbeton", erklärt Ute Langanky ihre Faszination für die klare Architektur. Sie lebt und arbeitet tatsächlich an einem besonderen Ort, wo man ihr reichlich Motive direkt vor das Fenster setzte. Ihr Atelierhaus steht auf der Raketenstation Hombroich, wo sie den besten Blick auf das ovale "Haus der Musiker" hatte, das der Architekt Raimund Abraham gegenüber errichtete. "Da musste ich drauf reagieren", sagt sie. Jeden einzelnen Bauabschnitt hielt sie dokumentarisch fest, die Folge von rund 600 Bildern läuft als Diashow auf einem iPad im inneren Bunker-Raum. Hier lässt sich auch nachvollziehen, welche Zwischenstadien die Malerin inspirierten. Als beispielsweise der ovale Ring der Betondecke gegossen wurde. Die kreisenden Bewegungen, mit denen die Arbeiter das flüssige Material verteilten, sind während des Trockenprozesses noch sichtbar. Diese Oberflächenstruktur reizte Langanky, die sie auf ihr großformatiges Gemälde übertrug. Licht ist der entscheidende Faktor, wenn man Architektur in Szene setzten will, erklärt die Künstlerin. Konsequent nutzt sie das Wechselspiel von Licht und Schatten, um die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität aufzuheben.

"Concrete" - Malerei und Fotografie von Ute Langanky im Künstlerbunker Karlstraße 9. Eröffnung Sonntag, 17. September, 11.30 Uhr. Geöffnet (bis 7. Oktober): Mittwoch, Freitag, Samstag 16 bis 18 Uhr.

(mkl)
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