Leverkusen Ein Karnevalsorden vom Arzt für den Gesundheitsminister

Leverkusen · Bei seinem Besuch im Leverkusener Klinikum warb Hermann Gröhe dafür, dass Krankenhäuser stärker kooperieren und Patienten am Wochenende auch die Notfallpraxis nutzen.

 Jürgen Zumbé, der Ärztliche Direktor des Leverkusener Klinikums, verlieh Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den Orden der Karnevalsgesellschaft des städtischen Krankenhauses.

Jürgen Zumbé, der Ärztliche Direktor des Leverkusener Klinikums, verlieh Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den Orden der Karnevalsgesellschaft des städtischen Krankenhauses.

Foto: Miserius, Uwe

Deutschlands Operationssäle gehören laut Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zur weltweiten Spitzenklasse. "Aber immer noch sterben auch bei uns Patienten, weil Menschen vergessen, sich die Hände zu waschen", sagt der CDU-Politiker. Viele Patienten hätten deshalb weniger Angst vor einem ärztlichen Kunstfehler als davor, sich in einer Klinik eine Krankheit zu holen. Deshalb lobte Gröhe bei der gestrigen Eröffnung die neue Infektionsstation am Leverkusener Klinikum. Er warb aber auch dafür, dass Krankenhäuser stärker kooperierten. "Kommunale und freie gemeinnützige Krankenhäuser müssen die Verbundbildung offensiv angehen", forderte der er. Dadurch ließen sich Einsparpotenziale erzielen.

Dr. Jürgen Zumbé, der Ärztliche Direktor des Klinikums, kritisierte, dass der Druck auf Ärzte und Pflegepersonal ständig zunehme und er den zunehmenden Andrang in der Notfallambulanz mit Sorge beobachte. Das Klinikum Leverkusen arbeite bereits mit den Kliniken in Dormagen und Grevenbroich zusammen. "Solche Verbünde müssen aber auch politisch flankiert werden", forderte er - und nutzte die Gelegenheit, dem hohen Gast aus Neuss, einen Orden zu verleihen. "Wir haben nämlich eine eigene Krankenhaus-Karnevalsgesellschaft", erklärte er.

Gröhe, der den Orden dankend annahm, bestätigte den hohen Zulauf in den Ambulanzen. "Wir müssen den Patientenstrom stärker lenken. Viele wissen gar nicht, dass es auch am Wochenende einen kassenärztlichen Notdienst gibt." Da sei es gut, dass die Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte in Leverkusen in direkter Nähe des Klinikums sei, so dass Patienten, die fälschlicherweise ins Klinikum kämen, keine weiten Wege hätten.

Das Krankenversicherungssystem war ebenfalls Thema. Am jetzigen System, bei dem nur die Arbeitnehmer die Krankassenbeiträge bezahlen, wolle man festhalten, antwortete Gröhe auf die Frage eines RP-Lesers. "Es hat in den vergangenen zehn Jahren eine deutliche Zunahme an Beschäftigung gegeben", erklärte Gröhe. "Da wollen wir die Wirtschaft nicht weiter belasten."

Auf die Entscheidung, ob in Leverkusen lieber ein Tunnel statt einer Megastelze für die Erweiterung der Autobahn gebaut werden sollte, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schonen, habe er keinen Einfluss, sagte er auf die Frage eines anderen RP-Lesers. "Allerdings hat die Verkehrspolitik mittlerweile wahrgenommen, dass Abgase und Lärm Gesundheitsgefahren darstellen, die es zu berücksichtigen gilt."

(sug)
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