Leverkusen Ein friedlicher Tod ohne Angst

Leverkusen · Den will der Verein für ambulante Hospiz in Leverkusen ermöglichen. Fast 50 ehrenamtliche Mitarbeiter begleiten knapp 140 Sterbende pro Jahr bei ihnen zu Hause und kümmern sich auch um die trauernden Angehörigen.

"Ein Hospiz verbinden viele nur mit dem Sterben, dabei geht es uns um ein lebensbejahendes Ende", sagt Hildegard Bauer-Birke. Sie hat vor 15 Jahren den Verein Hospiz in Leverkusen mitgegründet und ist heute erste Vorsitzende. Fast 50 Ehrenamtler sind im Einsatz, um Sterbenden den letzten Weg zu erleichtern.

Auch für die Angehörigen

Die meisten wollten mit dem Tod nichts zu tun haben, "dabei werden wir geboren, um zu sterben", sagt die pensionierte Krankenschwester nüchtern. Deshalb würden sich viele viel zu spät beim ambulanten Hospiz melden, wenn der Tod schon kurz bevorsteht. Dabei wäre ein erster Kontakt sechs bis acht Wochen vorher wünschenswert, damit man noch eine Vertrauensbasis aufbauen kann. "Wir bereiten die Sterbenden darauf vor, vermitteln ihnen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt", sagt Bauer-Birke. Zahlreiche Gespräche seien dafür nötig, auch mit den Angehörigen.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (meist sind es Frauen) beten, singen oder lesen dem Sterbenden vor. Das sei keine "Arbeit", sondern eher psychische Betreuung – auch der Angehörigen, die häufig schon in eine Trauerphase eingetreten seien und hilflos reagieren.

"Das ist eine sehr vielfältige Aufgabe, bei der sich immer neue Situationen ergeben", erläutert Renate Engstfeld, im Verein zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. "Wir bauen eine unglaubliche Nähe zu den Menschen auf, da wir sie in einer extremen Phase begleiten. Und am Ende sind die Menschen authentisch, verstellen sich nicht mehr", hat Engstfeld festgestellt. Das Ziel sei es, möglichst viele Menschen zu Hause sterben zu lassen, erklärt Bauer-Birke, die als Krankenschwester häufig erlebt hat, wie sie Sterbenden im Krankenhaus nicht die Zuwendung geben konnte, die sie gern gegeben hätte.

Während sich der Verein früher nur über Spenden finanziert hat, zahlen die Krankenkassen inzwischen für die ehrenamtlichen Fortbildungen. Mittlerweile gibt es eine 400-Euro-Kraft und zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die sich eine Stelle teilen und das Büro in der Doktorsburg vormittags besetzen. Das Netzwerk, das der Verein über die Jahre bilden konnte, funktioniert. Im Zweifel auch ganz schnell. Als eine krebskranke Chinesin Hilfe für ihre 80-jährige Mutter brauchte, wurde herumtelefoniert, bis jemand eine Haushaltshilfe organisierte, die etwas chinesisch spricht. Auch die Verbindungen zu Palliativärzten konnte ausgebaut werden. "Die meisten haben Angst, unter Schmerzen zu sterben", sagt Hildegard Bauer-Birke. Das sei heute nicht mehr nötig.

Einfühlungsvermögen gefragt

Voraussetzung für jeden, der sich im Verein aktiv engagieren will, sei ein gewisses Einfühlungsvermögen und ein offenes Wesen. "Man muss Zuhören können und Ruhe ausstrahlen", sagt die Vorsitzende. Engstfeld ergänzt: "Wir lernen so viel Leben um das Thema Tod herum. So nimmt man dem Tod seinen Schrecken. "

(RP)
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