Leverkusen Ein Boot erzählt Flüchtlingsgeschichte

Leverkusen · Vor gut einem Jahr holte der Kölner Erzbischof das Boot nach Köln. Jetzt steht es in Rheindorf in der Kirche "Zum Heiligen Kreuz" und beeindruckt Besucher zutiefst.

 Elmar Funken (Katholisches Bildungswerk), Volker Hohengarten (Erzbistum) und der Leverkusener Pfarrer Peter Beyer (v. l.) in dem Boot, mit dem bis zu 80 Flüchtlinge transportiert wurden.

Elmar Funken (Katholisches Bildungswerk), Volker Hohengarten (Erzbistum) und der Leverkusener Pfarrer Peter Beyer (v. l.) in dem Boot, mit dem bis zu 80 Flüchtlinge transportiert wurden.

Foto: Ralph MAtzerath

Eine Aktion in der katholischen Kirche "Zum Heiligen Kreuz" in Rheindorf soll nun darauf aufmerksam machen, wie wertvoll es ist, eine Heimat zu haben, in der wir gut leben können - aber auch darauf, dass es Menschen gibt, die ihre Heimat verloren haben. Dafür wurde ein Flüchtlingsboot, das Kardinal Woelki vor gut einem Jahr nach Köln holte, in die Kirche gestellt. Es ist ein einfaches Fischerboot, das laut Volker Hohengarten, Referent des Erzbistums Köln für politische Bildungsarbeit, an der Küste Libyens zum Einsatz kam. Das Boot ist sieben Meter lang und 800 Kilogramm schwer und wurde vor einigen Jahren von der maltesischen Armee bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt.

Da es nun in Deutschland gelandet ist, erzählt das Boot weitaus mehr, als nur die Geschichte vom Fischen im Mittelmeer. Denn schließlich wurden diese Boote von Schleusern illegal benutzt, um Flüchtlinge mehrere hunderte Kilometer übers Mittelmeer zu bringen.

Bis zu 80 Menschen befanden sich zeitgleich in solch einem kleinen Boot, das gefühlt eigentlich maximal ausreichend Platz für zehn Personen bietet. Die Dramatik, die sich in der Enge abgespielt haben muss, können sich Nichtbetroffene wahrscheinlich nur schwer vorstellen, aber solch' ein Boot direkt vor Augen zu haben, beschäftigt die Besucher. Ein Ehepaar wäre unter anderem in der Kirche in das Boot gestiegen und habe nicht glauben wollen, dass da jemals 80 Personen Platz gefunden hätten, berichtet Pfarrer Peter Beyer, der sich seit vielen Jahren für Hilfsangelegenheiten in der dritten Welt kümmert.

Das Boot zeige, dass es hier in erster Linie um Menschen gehe aber auch um "unseren christlichen Glauben. Wir wollen zeigen, dass auch Christus Mensch geworden ist und er somit ebenfalls im Flüchtlingsboot sitzt", sagt er.

Und so gibt es auch ein Rahmenprogramm, das vom Katholischen Bildungswerk um Elmar Funken zusammengestellt wurde. Einer der Höhepunkte soll die Begegnung mit Zekarias Kebraeb werden, der am 30. September im Pfarrheim Heilig Kreuz (Memelstraße 13) ab 19 Uhr vorbeischaut.

Der Buchautor schrieb über seine Flucht aus Eritrea, die schlussendlich vier Jahre voll Demütigung, Folter, Auffanglager, Asylantenheim und Gefängnis dauerte. Über seine Erfahrungen will er mit den Besuchern der Veranstaltung sprechen.

Weitere Informationen zum Programm: www.bildungswerk-leverkusen.de

(RP)
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