Mensch & Stadt Ohne Helfer läuft bei den Jazztagen nichts

Leverkusen · Seit den ersten Tagen der Leverkusener Jazztage im Jahr 1980 ist der ehrenamtliche Helfer Bernd Neufeind beim Festival dabei. Er erinnert sich.

 Bernd Neufeind engagiert sich für die Leverkusener Jazztage von Anfang an.

Bernd Neufeind engagiert sich für die Leverkusener Jazztage von Anfang an.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ohne Helfer geht es nicht. Mal eben schnell den Weg des Künstlers von der Garderobe zur Bühne sichern, mal eben den Musiker vom Flughafen oder Bahnhof abholen. Sie stehen am Eingang und kontrollieren die Tickets, sichern die Notausgänge. Sie helfen beim Bühnenaufbau oder besorgen mal eben dies und das. Mit ihrer ehrenamtlichen Hilfe garantieren die rund 120 Mitglieder des Vereins Leverkusener Jazztage e. V. den Ablauf des Festivals.

Von Anfang an dabei, von der Stunde Null der Leverkusener Jazztage, genau 1980, ist Bernd Neufeind. Er, der zweite Vorsitzende des Vereins, ist mit den Jazztagen zwar älter geworden. Ob das wohl nur rein biologisch zu sehen ist? „Ich gehe zwar demnächst in Rente“, blickt der Finanzbeamte in seine Zukunft. Aber auch da will er weiterhin die Schar der an jedem Abend im Einsatz befindlichen 30 bis 40 Helfern koordinieren. „Jazz hält jung“, so Bernd Neufeinds Credo. „Dabei hatte ich anfangs gar keinen Bezug zum Jazz“, gesteht der Mann. Aber dann sah und hörte er Barbara Thompson, die Saxofonistin die im Sommer dieses Jahres gestorben ist. Fortan bekannte sich Neufeind zum Jazz und hat sie alle erlebt: allen voran Miles Davis. Das war zweifellos in all den Jahren für ihn der absolute Höhepunkt. „Da platzte das Forum aus den Nähten. Wir haben einfach alle Türen geöffnet, damit die Sicherheit nicht in Gefahr geriet und damit genügend Luft da war.“

Über die Jahre hat er durch seine Mithilfe auch viele Künstler persönlich kennengelernt. Nur einen Wunsch hat er noch: Eric Clapton. Dieser Traum wird sich wohl nicht erfüllen, zumindest nicht in Leverkusen. Einfach zu teuer; um ihn bezahlen zu können, ist das Forum dann doch zu klein. Zu klein war auch einmal sein Auto, mit dem sollte der Finanzbeamte einen Bassisten abholen. Das wohl größte Instrument, das zum Repertoire eines Jazzers gehört, war zudem noch in einem großen Überseekoffer verstaut. So gerade konnte alles im Auto verstaut werden, dafür musste der Gast sehr beengt auf dem Vordersitz mit der Nase an der Windschutzscheibe die Passage nach Leverkusen überstehen.

Wer von Anfang an dabei ist, kennt natürlich auch die Macher der Jazztage. Neufeind erzählt: Ende der 1970er Jahre gründeten Teilnehmer eines Volkshochschulkurses „Geschichte des Jazz“ den ersten Jazzclub in der Stadt; sie wollten Jazz als festen Bestandteil in der Leverkusener Kunstszene etablieren. Im Zentrum stand Erhard T. Schoofs, der Ratspolitiker aus Rheindorf. Als die Stadt Leverkusen 1980 genau 50 Jahre alt wurde, beteiligte sich der Jazzclub an dem Jubiläumsprogramm – die Geburtsstunde das Jazztage. Daraus ist bekanntlich ein längst international bekanntes Festival geworden, das die weltbesten Jazzer nicht auslassen können. Bernd Neufeind hat sie alle erlebt: Ray Charles, BB: King, Al Jarreau, Joe Zawinul, Wayne Shorter, Herbie Hancock, Johnny Guitar Watson, Gerry Mulligan, Bill Frisell, Jack DeJohnette, Nigel Kennedy, The Manhattan Transfer, Marianne Faithfull, Lester Bowie, Dave Brubeck, Albert Mangelsdorff, Art Blakey, Chet Baker, EST, Memphis Slim, , Junior Wells, Brecker Brothers, Robert Cray, Miriam Makeba, Taj Mahal, Van Morrison, Paco de Lucia, John Mc Laughlin, Al Di Meola, Charles Lloyd, Joshua Redman, Kool & the Gang, Buena Vista Social Club, Dee Dee Bridgewater, Dianne Reeves, Gato Barbieri, die Leningrad Cowboys, ZAZ, Ibrahim Ferrer, Clueso. Ja, sie waren alle schon in Leverkusen, und diese Liste ist noch nicht einmal vollständig.

Neben dem Miles-Konzert blieb auch Ray Charles in Erinnerung, weil der einfach mitten im Konzert hinter den Kulissen verschwand. Seine Band war jedenfalls so professionell, dass sie den Rest gekonnt überbrückte.

Bernd Neufeind hat auch die schwierigen Zeiten erlebt, als es interne Zerwürfnisse mit Erhard T. Schoofs und dem Jazzclub gab. Da ging es wohl vor allem um die Einladung bestimmter Künstler. Schoofs, Fan der Jazzmusik in reinster Form, stemmte sich gegen jede Öffnung. Also musste eine neue Lösung her, gefunden in Eckhard Meszelinsky, der die Jazztage ab 1996 erfolgreich fortführte und sie erst 2016 an Fabian Stiens übergab. Mit Meszelinky wurde das Programm um populäre Grenzbereiche des Jazz erweitert, junge Leute sollten angesprochen werden. Soul, Rock, Funk, Latin, Klassik und Pop prägen seit Jahren die Jazzszene, viele ihrer Repräsentanten finden sich im Programm der aktuellen Jazztage wieder.

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