Edelrath Aus Sandkiste wird siegreiche „Walküre“

Edelrath · Das Seifenkistenrennen war einer der Höhepunkte der Edelrather Kirmes. Spaß hatten die 4000 Zuschauer nicht nur am Rennen, sondern vor allem auch an den originellen Fahrgeräten Marke Eigenbau.

 Den ersten Platz des Kreaitwettbewerbs belegte Ralf Lense mit seinem Wikingerschiff „Walküre“. Die Basis für diese originelle Seifenkiste: ein Sandkasten.

Den ersten Platz des Kreaitwettbewerbs belegte Ralf Lense mit seinem Wikingerschiff „Walküre“. Die Basis für diese originelle Seifenkiste: ein Sandkasten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Fast fünf Stunden drehte sich in Edelrath alles um tollkühne Männer und Frauen, die in ihren Seifenkisten mit wohlklingenden Namen wie „Holzwurm“, „Schwarzer Blitz“ oder „Red Poison“ den Edelrather Weg hinunter sausten. Als Mitorganisator und Initiator Tim Feister am Samstag die ersten Boliden auf die Piste schickte, säumten etwa 4000 Zuschauer die Straße. Obwohl weder das Röhren von Motoren zu hören, noch die Ausdünstungen von verbranntem Benzin zu riechen waren, lag ein deutlicher Hauch von Renn-Atmosphäre über der 600 Meter langen Piste.

 Um es vorweg zu nehmen: Fast alle 45 Selbstbauten kamen nach rasanter Fahrt in rund 50 Sekunden ins Ziel. Nur ein Fahrer der ersten Gruppe verbremste sich. Er raste über den Auslauf hinaus durch die Strohballen und prallte gegen einen Zaun. Dabei erlitt er leichte Verletzungen, die Seifenkiste war zerstört. Nachdem Jana und Philipp, zwei Helfer des Co-Veranstalters Sportpark Leverkusen, den zerbrechlichen Flitzer von der Fahrbahn räumten, konnte das Rennen fortgesetzt werden. Die Kisten sind jedoch alles andere, als bequem.

 Köstliche Kisten bestaunten rund 4000 Zuschauer entlang der gut 600 Meter langen Rennpiste.

Köstliche Kisten bestaunten rund 4000 Zuschauer entlang der gut 600 Meter langen Rennpiste.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mangels Federung hatte Annika Bitter ihre „Banane“ ein wenig ausgepolstert. Quasi als Seifenkisten-Dreamteam war sie mit Stephan Esgen und seinem Traktor „Pöt Pöt“ sowie Roberto Calafato im „Porsche“ angetreten. Das Trio betrachtete seine vierte Teilnahme als Gaudi und echte Herausforderung. Die Testfahrten waren noch einwandfrei verlaufen. Doch kurz vor dem Start musste Esgen das Rennen absagen. Die Lenkung des originellen Traktors war defekt. „Ich bin zwar wagemutig, aber nicht so. Außerdem wollte ich das Fahrzeug nicht kaputtfahren“, erläuterte der 29-Jährige, der dennoch belohnt wurde: Mit dem dritten Platz im Kreativwettbewerb, ausgelobt von der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch. Denn es ging nicht nur um Tempo, sondern auch um Einfallsreichtum und Originalität. Den ersten Platz belegte Ralf Lense mit seinem Wikingerschiff „Walküre“, ausgerüstet mit einer „Schatzkiste“ voller Süßigkeiten und zwei Plüschratten.

Passend dazu trug der 49-jährige Elektriker aus Porz-Urbach ein Kostüm und Helm. Sein „Schiff“ hatte er in rund 100 Arbeitsstunden aus einem einstigen Sandkasten gebastelt. „Beim Bauen kann ich mich handwerklich austoben“, sagte der Mann bei seiner vierten und vermutlichen letzten Teilnahme. „Ein Neubau würde mich zwar reizen. Aber einmal muss Schluss sein“, sagte er und verdeutlichte: „Die Strecke gehört zu den schönsten im Umkreis. Die Veranstalter haben ein tolles Spektakel auf die Beine gestellt, dass durch die Zuschauer zu einem ganz besonderen Erlebnis wird.“

 Losgesaust sind die 45 Rennboliden von einer steilen Rampe.

Losgesaust sind die 45 Rennboliden von einer steilen Rampe.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ähnliche Erinnerungen hat Ferdinand Müller an seine Teilnahme beim ersten Edelrather Seifenkistenrennen 1949. „Die Menschen standen sogar in Dreierreihen“, schilderte der 76-jährige Schlebuscher, der damals als Sieger ins Ziel fuhr: Mit einer Seifenkiste, die der Vater für den Jungen und seine Schwester Hildegard aus einer Verpflegungsbombe der Alliierten gebaut hatte. Obwohl Müller heute nur als Zuschauer auf der Tribüne sitzt, hat das Rennen seinen Reiz nicht verloren. „Ich würde mich am liebsten sofort wieder in eine Kiste setzen und mitfahren“, gesteht der Senior lachend und ein bisschen wehmütig.

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