Leverkusen ECE: Schlaflose Nächte

Leverkusen · "Die Interessen der Wirtschaft werden über die der Bürger gestellt." Nach außen die Ruhe selbst, aber innerlich brodelnd stand Reiner Wolf am Samstag am Mikrofon. Wie ihm ging es auch anderen Anwohnern des Friedrich-Ebert-Platzes, die sich im Atrium der Luminaden zur Bürgersprechstunde anlässlich der geplanten Rathaus-Galerie versammelt hatten.

Stadthaus-Abriss wird fortgesetzt
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Foto: Uwe Miserius

Grund für die Gereiztheit unter den Anwohnern waren die sechs schlaflosen Nächte, die während der Abrissphase des Stadthauses hinter ihnen lagen. Während andere interessierte Bürger Ernst Küchler, den städtischen Projektbegleiter Gerd Geiger und Klaus Grages, Bereichsleiter des Investors ECE, allgemeine Fragen zur Art der in der Rathaus-Galerie geplanten Geschäfte, Parkplatzsituation und Öffnungszeiten stellten, waren die Anwohner des Platzes gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. "Es ist ihnen wichtiger, dass der weiter Geld scheffeln kann", ärgerte sich zum Beispiel René Rücker über die einstweilige Verfügung des Kinopolis-Betreibers, die der Grund für die Nachtbaustelle gewesen sei. Reiner Wolf und die anderen Anwohner wollten aus zuverlässiger Quelle wissen, dass auch beim Abbruch des Rathauses weitere Nachtarbeiten geplant sind.

"Zur Zeit ist Leverkusen eine hässliche Stadt", fand Rücker. Wenn in die Rathaus-Galerie tatsächlich Fachgeschäfte auf hohem Niveau ziehen sollten, wie von ECE-Vertreter Klaus Grages nochmals betont, sei das ja durchaus ein lohnenswertes Projekt, wurde er von Angelika Klaus unterstützt. Aber ob das tatsächlich der Fall sei, würde sich ja noch zeigen. Die Anwohner ärgerten sich vor allem über den Ablauf der Abrissarbeiten.

Nachmittags hatten sie die Ankündigung im Briefkasten, und schon in der nächsten Nacht begann der Baulärm. "Das war keine Frist von 24 Stunden, wie es sein muss." Statt wie erlaubt von zwei bis sechs hätten die Arbeiten zudem bis acht gedauert. Die Anwohner haben ihre Konsequenzen gezogen. 15 Parteien haben ihre Miete ab dem 1. Dezember um 35 Prozent gekürzt, und der Vermieter wolle nun sehen, dass er die ihm so entstehenden Verluste von ECE zurückbekomme, so Reiner Wolf. Die Anwohner selbst überlegten, eine Schadensersatzklage gegen ECE anzustrengen.

(RP)
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