Online-Messe Über Youtube den Gottesdienst erleben

Leverkusen · St. Remigius lädt nächsten Sonntag wieder zur Online-Messe ein. Gemeinden suchen in Corona-Zeiten neue Wege.

 Gottesdienst vor leeren Bänken: Eine Videoübertragung der Messfeier in St. Remigius mit Pfarrer Celso Sanchez Rosario ermöglicht Gemeindemitgliedern die Teilnahme von zu Hause.

Gottesdienst vor leeren Bänken: Eine Videoübertragung der Messfeier in St. Remigius mit Pfarrer Celso Sanchez Rosario ermöglicht Gemeindemitgliedern die Teilnahme von zu Hause.

Foto: Pfarrei St. Remigius

Not macht erfinderisch, sagt man. Das zeigt sich auch in den christlichen Gemeinden, die fast täglich mit neuen Ideen für Momente der Gemeinschaft sorgen – trotz Versammlungsverbot.

Die Kirchen sind zwangsweise leer, aber Menschen haben doch das Bedürfnis, in den Gottesdienst zu gehen, zumindest virtuell. Am vergangenen Sonntag war das in St. Remigius erstmals möglich. Per Live-Stream (www.remi-tv.de dort weiter über den Link auf Youtube) konnte sich jeder zuschalten und wurde ab fünf vor 11 Uhr von Andrea Filippinis Orgelspiel in der vollständig leeren Kirche empfangen, bevor Pfarrvikar Celso Mateo Sánchez-Rosario die für ihn nicht sichtbaren Besucher der Sonntagsmesse begrüßte. Nur er war während der Stunde im Bild, aber man konnte die Stimme von Pfarrer Heinz-Peter Teller erkennen, der mit seinem Kollegen Helmut Daniels in sicherer Entfernung den Gemeindegesang anstimmte. Der klang erstaunlich voll, so dass mancher Besucher an Tablets, PCs und Smartphones sicher mit einstimmte, zumal die Texte jeweils ins Bild eingefügt wurden.

Fürbitten wurden per Whatsapp eingesprochen. Messdiener waren natürlich nicht dabei, aber Sànchez Rosario gab am Ende seiner Predigt einen Tipp, wie jeder für sich alleine bei der Wandlung eine Glocke läuten könne und zeigte, dass es auch ein Kochtopf und Löffel tun. Hauptsache man ist dabei in der Gemeinschaft.

Natürlich werden an jedem Sonntag Gottesdienste in Radio und Fernsehen übertragen – erst im Advent auch aus der Opladener St. Remigiuskirche – und es gibt tägliche kurze Morgenandachten oder den Morgenchoral im WDR. Aber per Übertragung in der Kirche vor Ort zu sein, die vertrauten Personen zu sehen und zu hören, das hat doch eine andere Qualität und vermittelt ein Gefühl von Heimat und Gemeinschaft. Zumal beim Chat am Sonntag auch persönliche Nachrichten eingespielt werden konnten, vor allem Worte der Dankbarkeit und Friedensgrüße, wo man sich sonst in der Bank die Hände reichte.

Technisch hat Johannes Brüls dieses Ereignis möglich gemacht. Seine Firma für Veranstaltungstechnik sei natürlich schwer getroffen von abgesagten Kultur-Ereignissen, erklärt Pfarrer Teller. Deswegen könnte das Equipment sogar in der Kirche stehen bleiben, die ja inzwischen auch für einzelne Beter geschlossen ist. Denn an den nächsten Sonntagen ist um 11 Uhr wieder Messe online in St. Remigius. Und die Gottesdienste in der Karwoche werden zu den üblichen Zeiten beginnen: am Gründonnerstag um 18 Uhr, Karfreitag um 15 Uhr. Die Osternachtfeier startet um 20 Uhr.

Wie alle Kirchen des Erzbistums läuten in St. Remigius täglich um 19.30 Uhr für fünf Minuten die Glocken. Inzwischen haben sich die evangelischen Kirchen in Leverkusen und Leichlingen angeschlossen. Als Zeichen der Gemeinschaft sind die Menschen aufgerufen, zeitgleich eine Kerze ins Fenster zu stellen.

Wöchentliche Videobotschaften, kleine Andachten und Tagesimpulse haben auch andere Gemeinden ins Netz gestellt. „Unplugged“ heißt das Angebot auf der Seite der Evangelischen Kirchengemeinde Opladen (kirche-opladen.de). Dort überlegt man derzeit die Aufzeichnung eines ökumenischen Gottesdienstes. Auf der Homepage kirche-leverkusen.de begrüßen die Pfarrer Christoph Engels und Detlev Prößdorf die virtuellen Besucher der Kirche und Kirchenmusiker Bertold Seitzer spielt auf Klick ein Stück auf der Orgel. Genauso wie sein Leichlinger Kollege Carsten Ehret. Alle haben Hilfsdienste für ältere Menschen und Kranke eingerichtet, die das Haus nicht verlassen dürfen. In der Regel sind es die Jugendlichen, die auf Nachfrage Einkäufe und Botendienste erledigen. „Die Bereitschaft der Helfer ist enorm“, stellt Prößdorf fest. Sie sei weit höher als die Nachfrage, zumindest jetzt noch. Das liege sicher auch daran, dass die Nachbarschaftshilfe recht gut funktioniere.

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