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Leverkusen Die Wurzeln des Weltkonzerns liegen in Wuppertal

Leverkusen · Serie "150 Jahre Bayer": Als zwei Männer 1863 am Küchentisch Farbstoff herstellten, war die Idee zu Friedrich Bayer & Co. geboren.

 Das Bayer-Werk in Wuppertal-Elberfeld in einer alten Ansicht. Auch heute noch fährt die Schwebebahn über das weiter gewachsene Werk hinweg.

Das Bayer-Werk in Wuppertal-Elberfeld in einer alten Ansicht. Auch heute noch fährt die Schwebebahn über das weiter gewachsene Werk hinweg.

Foto: Bayer

Serie "150 Jahre Bayer": Als zwei Männer 1863 am Küchentisch Farbstoff herstellten, war die Idee zu Friedrich Bayer & Co. geboren.

 Bauernsohn Friedrich Westkott (l., 1821-1876) gründete mit Friedrich Bayer, Spross einer Seidenwirkerfamilie, in Barmen die Firma "Friedr. Bayer et comp."

Bauernsohn Friedrich Westkott (l., 1821-1876) gründete mit Friedrich Bayer, Spross einer Seidenwirkerfamilie, in Barmen die Firma "Friedr. Bayer et comp."

Foto: Bayer

Gleich zwei Jubiläen feiert die Bayer AG in Wuppertal in diesem Jahr: 150 Jahre Bayer und 125 Jahre Pharma. Auch wenn der Hauptsitz von Bayer seit 1912 in Leverkusen liegt, war Wuppertal der erste Standort des von Friedrich Bayer und Friedrich Westkott gegründeten Chemieunternehmens, das mittlerweile Betriebe und Produktionsstätten in mehr als 100 Ländern unterhält.

Bei einer großen Feier am 21. September in der Stadthalle sind Mitarbeiter und Bürger eingeladen, das Firmenjubiläum mitzufeiern. Außerdem schickt der Konzern das Jubiläums-Luftschiff (wir berichteten) in den Himmel über Wuppertal — natürlich von dem Bayer-Vorzeigekunststoff Makrolon ummantelt. In dem Luftschiff, das 40 Stundenkilometer Spitze schafft, finden vier Leute Platz: der Pilot, der Co-Pilot sowie zwei Passagiere.

Am 1. August 1863 wurde die Firma Friedrich Bayer & Co. offiziell gegründet. Vor der Firmengründung hatten Friedrich Bayer und Johann Friedrich Westkott in monatelangen Versuchen in der Familienküche einen Weg gefunden, den blauen Farbstoff Fuchsin synthetisch herzustellen. Wuppertal war damals noch eine Stadt der Bandweber und Färber. In der ersten Fabrikationsstätte an der Berliner Straße in Barmen produzierten Bayer und Westkott Fuchsin und weitere Farben. Ab 1866 wurde am Elberfelder Westende eine neue, größere Fuchsinfabrik gebaut — der Ursprung des heutigen Bayer-Werks. Den besten Einblick bekommen Werksfremde bei einer Fahrt mit der Schwebebahn, die längs durch das Werk an der Wupper verkehrt. Ab 1964 kam das Forschungszentrum in Aprath am Rande Wuppertals hinzu. Beide Standorte sind zusammen mit der Werkkläranlage etwa 30 Hektar groß.

Heute ist Wuppertal ein reiner Pharmastandort von Bayer HealthCare, einem Teilkonzern der Bayer AG. Hier wird geforscht (vor allem im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen), entwickelt und produziert — allerdings nur die Wirkstoffe selbst. Tabletten oder Infusionen werden aus diesen Wirkstoffen an anderen Standorten hergestellt. Die Zahl der Mitarbeiter hält sich mit 2600 relativ konstant, von denen sich etwa die Hälfte auf die beiden Wuppertaler Standorte verteilt. Damit zählt Bayer HealthCare zu den großen Arbeitgebern im Bergischen Land.

Sieben der 15 umsatzstärksten Pharma-Präparate kommen aus Wuppertal, was die Bedeutung des Standorts hervorhebt. Naxavar gegen Nieren- und Leberkrebs ist das umsatzstärkste Präparat mit Wirkstoffen aus Wuppertal, aber auch für den oralen Gerinnungshemmer Xarelto steigt die Nachfrage.

Um die Kapazität zu steigern, hat Bayer vergangenes Jahr 100 Millionen Euro in den Standort Wuppertal investiert. Die laut eigenen Angaben bisher höchste Investitionssumme in einem Jahr wurde einerseits in neue Labor- und Produktionsanlagen und andererseits in die Instandhaltung investiert. Allein zwei neue Produktionsstraßen dienen der Rivaroxaban-Herstellung, dem Wirkstoff von Xarelto.

35 Millionen Euro hat Bayer in den vergangenen Jahren in den Neubau eines Zellbiologie-Technikums an der Wupper investiert. In der Anlage, die zurzeit noch geprüft wird, sollen ab Mitte des Jahres 20 Mitarbeiter biologische Arzneimittelwirkstoffe für den Einsatz in klinischen Studien produzieren. Ein Ziel ist dabei die bessere Behandlung von Krebs-Erkrankungen. Die neuen Labore und Anlagen des Zellbiolologie-Technikums erstrecken sich über fünf Etagen auf einer Gesamtfläche von 5000 Quadratmeter.

Die Glasfassade sticht aus den üblichen Backsteinbauten des Elberfelder Werks heraus. Bayer HealthCare hat in den vergangenen Jahren die Biologika-Forschung und -Entwicklung ausgebaut. Inzwischen befinden sich vier biologische Wirkstoffe aus Wuppertal in der klinischen Entwicklung. "Mit der Errichtung des neuen Technikums etablieren wir eine hochinnovative Technologie und bauen Wuppertal als Biotechnologie-Standort aus", sagte Klaus Jelich, Standortleiter Bayer HealthCare in Wuppertal, bei der Einweihung des Technikums.

Der Konzern bildet in Wuppertal Lehrlinge in vier Ausbildungsberufen aus: Kaufleute, Chemikanten, Chemie- und Biologielaboranten. Zurzeit gibt es 191 Azubis. Davon befinden sich 75 Auszubildende im ersten Lehrjahr, 15 kommen aus dem Starthilfeprogramm, sechs Jugendliche aus der Ausbildungsinitiative Rheinland. Damit sich die Jugend schon früh für Chemie interessiert, finanziert der Konzern ein Labor für junge Forscher.

(RP/rl)
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